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Kommentar

Kommentar vom 24.05.2011

Doktor Faustus aus Griechenland - Ausverkauf in Griechenland. Alles kommt unter den Hammer: Häfen, Flughäfen, Telekommunikation, Postbank, Mautautobahnen und noch viel mehr. Alles gibt es jetzt zum Schnäppchenpreis. Das hochverschuldete Griechenland muss sein Tafelsilber verkaufen. Und Finanzinvestoren auf der ganzen Welt frohlocken. Nun wird auch dem Dümmsten klar, dass die großzügige Unterstützung durch den Euro-Rettungsschirm im letzten Jahr so großzügig gar nicht war. Jetzt wird die Rechnung präsentiert. Es ist in etwa so wie im zeitlosen Drama um Doktor Faust und Mephistoteles beschrieben: wer sich mit dem Teufel einlässt, hat nur kurzzeitig einen Vorteil und schon bald wird es schlimmer als je zuvor. Es ist schon pervers: da werden dem bankrotten Patienten aus Griechenland mehr als 100 Milliarden Euro zu Verfügung gestellt, damit er seine kurzfristigen Schulden bezahlen kann, aber die Zinsen für den neuerlichen Kredit sind so astronomisch hoch, dass er bald in eine noch aussichtslosere Position gerät. Man hat einem Ertrinkenden einen Rettungsring zugeworfen, aber gleichzeitig den Fuß auf seine Schulter gestellt, so dass er nicht das Ufer erreicht. Genau so muss man sich das aktuelle Griechenland vorstellen: gefangen zwischen Tod und Rettung als Zombie im real existierenden Kapitalismus.

„Aber der Grieche ist doch faul und lebte jahrzehntelang über seine Verhältnisse und auf unsere Kosten“, so tönt der Boulevard, die Stammtische und deren Einpeitscherin Angela Merkel. Fakt dagegen ist, dass die Hilfen für Griechenland den deutschen Steuerzahler weit geringer belasten als die Unterstützung für die Hypo Real Estate und andere so genannte systemrelevante Banken im Lande. Außerdem konnten griechische Staatsbedienstete auch im einfachen Dienst jahrzehntelang halbwegs menschenwürdig leben, was man zuletzt von ihren deutschen Kollegen nicht immer behaupten konnte. Gewiss, schlichte Gemüter könnten nun darüber frohlocken, dass es „denen da unten“ nun auch an den Kragen geht. Aber einen Vorteil davon, dass die Mehrheit der griechischen Bevölkerung nun in das Elend gestoßen wird, hat der deutsche Michel nicht. Den werden wieder mal nur die Großinvestoren haben.

Und dass es eine endgültige Rettung für Griechenland geben könnte, ist sowieso illusorisch. 50 Milliarden Euro will das Land durch die Privatisierungen bis 2015 einnehmen. Das ist zum einen recht optimistisch geschätzt und zum anderen dürfte das Geld gerade ausreichen, um die Zinsen für den Betrag aus dem Euro-Rettungsschirm zu begleichen.

(Oliver Kröning)

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