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Kommentar

Kommentar vom 07.06.2011

Ehec: auf der Sprossenleiter der Hysterie - Lebensmittelskandale gab es reichlich in den letzten Jahren: von BSE über Gammelfleisch bis hin zu dioxinverseuchten Eiern am Anfang des Jahres. Die meisten Verbraucher nahmen es recht gelassen. Fast trotzig setzte man das Schlemmen nach dem Motto „Jetzt erst recht“ fort und zündete sich danach noch ein Zigarettchen an. „Wir lassen uns doch nicht den letzten Spaß verderben“, schien das Credo zu sein. Ganz anders liegt der Fall jetzt nach dem Ausbruch der Ehec-Seuche: der Absatz von Salat, Tomaten, Gurken und sogar von Erdbeeren bricht ein. Volkes Stimme hat es ja schon immer gewusst: so gesund kann das Grünzeug gar nicht sein.

Natürlich ist es tragisch, dass bereits mehr als 20 Menschen an dem Bakterium gestorben sind, aber die Panikmache steht in keinerlei Verhältnis. An bakteriell verseuchtem Fleisch, das roh oder nur kurz angebraten verzehrt wird, sterben Jahr für Jahr weit mehr Menschen, ohne dass es Schlagzeilen produziert. Zudem ist die aktuelle Ehec-Seuche weitestgehend auf Norddeutschland beschränkt, so dass es keinerlei Grund gibt, in Mittel- oder Süddeutschland auf Salat zu verzichten. Darüber hinaus gibt es keinen stichhaltigen Grund, an die Gurken- und Tomatenthese zu glauben. Dieses Märchen wurde einzig deswegen in die Welt gesetzt, weil die Erkrankten verstärkt diese Lebensmittel gegessen hätten. Plausibel ist das nicht. Und vermutlich werden langfristig durch das Schüren von Panik mehr Menschen sterben als durch den Ehec-Erreger selbst, da offensichtlich viele Menschen sich nun deutlich ungesünder ernähren als bislang.

Völlig bizarr wurde es am Sonntag, als Gesundheitsminister Daniel Bahr reflexartig seine Warnungen vor Gurken, Tomaten und Salat wiederholte, obwohl schon die weit plausibleren Warnungen vor Sprossen über die Newsticker gingen. Dass 1996 in Japan schon einmal Sprossen für eine Ehec-Infektionswelle verantwortlich waren, wurde wochenlang völlig ignoriert. Ebenso die Analysen italienischer Wissenschaftler, nach denen es abwegig ist, weiterhin Tomaten und Co zu verdächtigen. Dass sich Minister Bahr zwar medienwirksam in einer Hamburger Klinik die Hände wäscht, aber keinerlei Krisenmanagement betreibt, ist ein Skandal. Offenbar werkeln im Gesundheitsministerium und im Ministerium für Verbraucherschutz sowie in den Bundesländern die Mitarbeiter parallel, ohne dass es richtig koordiniert wird. Erst morgen wird ein Krisengipfel stattfinden. Dabei wäre dies schon vor zwei Wochen angebracht gewesen. Jetzt riecht das Ganze nur nach Aktionismus. Die Opposition spottet nicht zu Unrecht, wenn sie von einer Show-Veranstaltung spricht.

Fazit: nur eine Gurke sollte man so schnell wie möglich aus dem Verkehr ziehen: den völlig überforderten Gesundheitsminister Bahr.

(Oliver Kröning)

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