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Kulturrückblick

Kulturrückblick vom 27.06.2011

Licht - Liszt - Malerschule - Antonia Woitschefski:
Am Wochenende war viel los in Weimar. Der Sommeranfang brachte, neben wechselhaftem Wetter, wieder sehr viele Kulturereignisse, und damit auch viele Gäste nach Weimar. Wo kann man da mit einem Kulturrückblick beginnen?

Wolfgang Renner:
Vielleicht beim Licht...
Ich war am Wochenende auf der Suche nach dem passenden Licht – zu Veranstaltungen, in der Natur, und bei der Kunst und ihren Inszenierungen. Eine Fülle an Licht bietet ja auch der grüne Juni, und da wollen wir noch gar nicht daran denken, dass wir die Sommersonnenwende dieses Jahres bereits überschritten haben, und die Tage schon wieder kürzer und dunkler werden wollen. Aber Künstler und Eventmanager suchen die Natur zu übertreffen. Eigentlich gibt es gar keine Veranstaltung mehr, die nicht ins rechte Licht gesetzt, und damit entsprechend beleuchtet wäre.

Anlass, über dieses Thema nachzudenken, war mir zunächst eine Ankündigung des Schutzbundes Deutscher Wald e.V., der mit weiteren Akteuren eine Illumination zum Internationalen Jahr des Waldes versprach. Am Freitag und Sonnabend wurden bei Einbruch der Dunkelheit Bilder und Sprüche auf die Fassade des „mon ami“ projiziert. Drinnen im Haus liefen Aufführungen zum Festival der Thüringer Schiller-Städte – die hatten aber das Thema „Spiel“. Draußen versammelte sich derweil nur eine Handvoll Zuschauer, um das Geschehen – etwa ein halbes Dutzend Bilder in Endlosschleife auf der klassizistischen Front des Kulturhauses – zu sehen. Dabei erfuhren sie, dass Goethe seinen „Faust“ ohne die Wälder niemals so geschrieben hätte und dass Beethoven die Noten seiner Sinfonien ohne ihn nicht hätte drucken lassen können... Es ging darum, in der Stadt mit Weltkulturerbe das Waldkulturerbe zu verdeutlichen.
Das war gut gemeint, als Ereignis aber etwas mager...


Antonia Woitschefski:
Aber da bietet Weimar ja durchaus noch eine Fülle anderer Veranstaltungen an solch einem Wochenende. Du warst bei Deiner Suche doch sicher nicht umsonst unterwegs.


Wolfgang Renner:
Nein, natürlich nicht. Die auffälligsten Veranstaltungen an diesem Wochenende waren ja wahrscheinlich die Liszt-Ehrungen, mit der Eröffnung einer Landesausstellung, mit Konzerten und dem Fest im Park.
„Sinnhaft Liszt 200“ hieß dieses Fest. Und auch dabei spielte nicht nur Liszt, sondern auch Licht eine ganz besondere Rolle. Viele Hörer werden dies ja selbst erlebt haben: Hunderte Glühbirnen entlang der Parkwege, unter alten Bäumen und im Gebüsch tauchten den Park und seine Wiesenflächen in ein geheimnisvolles Ambiente. Gewächse wurden durch Licht und Schatten zu wahren Skulpturen.

„Licht/ Dunkel – Lichtinstallation“ nannten die Parkfestmacher ihr Projekt. Und sie zitierten dazu Novalis: „Wer wandelt nicht gern im Zwielichte, wenn die Nacht am Lichte und das Licht an der Nacht in höheren Schatten und Farben zerbricht.“
Es ging um Geheimnisse der Dämmerung, um Licht und Schatten, um Traum und Wirklichkeit. Alles etwas schemenhaft, fremd, konzeptionell nicht immer deutlich erkennbar, und doch verlockend. Musik entlang der Wege, Tanzperformances auf Wiesen, Lesungen, Überraschungen, Sinn-Spielereien.
Es war für mich hauptsächlich aber das Licht die künstlerische Botschaft der Veranstaltung.


Antonia Woitschefski:
Reicht das, um das große, hochkulturelle Liszt-Jubiläum in ein rechtes Licht zu rücken - und damit auch Liszts Bedeutung einem Publikum nahe zu bringen?


Wolfgang Renner:
Es reicht in gewisser Weise, weil da eine poetische Grundstimmung war, und ein Gefühl, dass Liszts Geist – selbst wenn er sich hier nur in Pappworten auf den Wiesen manifestierte -, hinaus in die Natur und in die Welt zu schweben vermag...

Eine ganz andere Art, Liszt zu ehren, sendete am Sonnabend noch das Fernsehen, mit der Eröffnung des MDR-Musiksommers vom Weimarer Schlosshof. Der Sender hatte eine „Ungarische Nacht“ als Programm entworfen, aber das alles war ziemlich operettenhaft angelegt. Und ich hätte wohl vielleicht viel eher weg“gezappt“, wäre da nicht das Licht, jene Illuminationen des Schlosshofes, gewesen. Eine schlichte Baukunst wurde mit Farbspielen völlig verändert und plötzlich verzaubert.

Aber ich will noch auf einen weiteren Aspekt von Licht und Natur kommen. Jetzt allerdings auf eine völlig andere Art:
Im Kunsthaus der Apolda Avantgarde wurde am Wochenende die Ausstellung „Weimarer Malerschule im Weimarer Land“ eröffnet. Auch das ein Lichtblick.
Wir erinnern uns: Für ein paar Jahre hatte Weimar Weltgeltung auch in der Bildenden Kunst, zu Zeiten der Weimarer Malerschule. Man tauschte die Ateliers mit der freien Natur, brachte so ein ganz anderes, neues Licht in die Malerei und veränderte damit das Wirken der Kunstakademien. Vor einem Jahr hatte eine große Ausstellung der Klassik-Stiftung im Neuen Museum auf diese Entwicklung aufmerksam gemacht und dabei den Einfluss der Künstler von Barbizon in Frankreich gewürdigt. Jetzt führt Apolda diese Betrachtung in gewisser Weise fort, indem die Ausstellung Sujets der Malerschule ganz speziell aus dem Weimarer Land zeigt.
Ob Brendel, Tübbecke, von Kalckreuth, Baum, Buchholz oder Rohlfs – bei allen ist es das Licht, das die Natur-Bilder erst belebt. Das Licht macht simple Waldstücke spannend, belebt Ackerflächen und Ährenfelder und bringt für uns Wolken über einer Landschaft oder einfach nur ein Gebüsch in dramatische Nähe. Im Lichte der Malerschule besehen, bemerken wir wieder einmal: Das Weimarer Umland ist, wenn auch nicht erhebend wie das Hochgebirge oder dramatisch wie das Meer, so doch sehr schön. Es ist das Spiel der Elemente und der Klang der Sinne, vor allem aber das Licht, die solch eine Schönheit zaubern.

(Wolfgang Renner)

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