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Kommentar

Kommentar vom 12.07.2011

Filth of the World - Dass das Niveau der britischen Yellow Press, also der Boulevardzeitungen, seit Jahrzehnten unterirdisch ist, wird niemand ernsthaft in Frage stellen. Berühmt-berüchtigt sind die Quasi-Kriegsberichterstattungen, wenn ein Fußballspiel zwischen England und Deutschland ansteht. Aber über den Abhörskandal bei der Sonntagszeitung „News of the World“ zuckten nicht einmal mehr die abgebrühtesten Beobachter einfach mit den Schultern. Dass selbst vor den Mailboxes von Terroropfern und in Afghanistan gefallenen Soldaten nicht Halt gemacht wurde, ist einstweilen der Gipfel der Geschmacklosigkeit. Von rechtlichen Aspekten ganz zu schweigen. Nun stellt der Medientycoon Rubert Murdoch das Blatt einfach ein. Späte Einsicht? Wohl kaum. Die Ausrichtung seiner weiteren Medien von „The Sun“ bis zum US-Hetzsender „Fox News Channel“ unterscheidet sich nur unwesentlich. Und selbst die einstmals seriöse Sunday Times, mittlerweile auch ein Murdoch-Blatt, soll sich krimineller Methoden bedient haben. Natürlich will Murdoch die Mehrheit bei BskyB übernehmen, wozu er die Zustimmung der Regierung braucht. Seine Verquickung mit der Conservative Party ist zwar offenkundig, da ausgerechnet ein für die Abhörskandale mitverantwortlicher „News of the World“-Macher später Medienberater von Premier Cameron wurde, aber für diesen wird es nun selbst eng. Will Cameron seinen Kopf noch aus der Schlinge ziehen, dann muss er sich vom Murdoch-Imperium klar distanzieren. Durch Taten, nicht nur mit Worten. Sonst ist seine Karriere schnell zu Ende.

Wie aber sieht es in Deutschland aus? Auch bei uns wechseln Journalisten schon mal die Seiten und sind plötzlich für die Regierung tätig. Die FAZ stellte im Falle „News of the World“ fest: „Aus einem Blatt für die kleinen Leute ist eins gegen sie geworden“. Aber trifft das nicht auf einen Großteil der Medien zu, in England genau wie in Deutschland und anderswo? Selbst dann, wenn man im Rahmen des Gesetzes bleibt. Man muss nicht nur an die BILD-Zeitung denken. Und nicht nur an deren Versuch, einen adeligen Plagiator als Heilsbringer zu verkaufen für die „Primitivos“, wie einst bei BILD intern deren Leser bezeichnet worden sein sollen. Man muss auch an das traurige Lokalblättchen TA denken, deren Hofberichterstattung in diesen Tagen sich wieder mal selbst übertrifft und uns mitteilt, wo unsere Politiker ihren Urlaub verbringen. Das ist eine Privatsache, die uns nichts angeht; ganz im Gegensatz zu deren oft fragwürdigen Leistungen im Politalltag.

Medien haben nur dann eine Existenzberechtigung, wenn sie Informationen liefern, einhergehend mit einer kritischen Begleitung und Hinterfragung dessen, was in Politik, Wirtschaft und anderen relevanten Bereichen passiert. Es kann aber nicht Sinn und Zweck der Pressefreiheit sein, Klatsch und Hofberichterstattung für ein tumbes Massenpublikum zu liefern, dessen Sensationslüsternheit pathologische Züge aufweist. Dies müsste die Erkenntnis sein, die aus dem „News of the World“-Skandal zu ziehen wäre. Damit zu rechnen wäre aber natürlich völlig unrealistisch.

(Oliver Kröning)

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