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Kulturrückblick

Kulturrückblick vom 15.08.2011

„Quakuschka – die Froschprinzessin“ auf der Waldbühne Legefeld - Antonia Woitschefski:
Bei verschiedenen Deiner Beiträge zum wöchentlichen Kulturrückblick mussten wir schon feststellen, dass der Kultursommer in diesem Jahr bisher kein guter „open air- Sommer“ gewesen ist. Nun warst Du wieder einmal draußen, und zwar auf der Waldbühne der Familie Arenhövel in Legefeld. Wie war es?

Wolfgang Renner:
Es war schön: Das Wetter und auch das Programm.
„Quakuschka“, eine russische Märchenadaption wurde gegeben.
Zum 12. Male, gestern allerdings auch zum letzten Male.
Sicher ist das Projekt der Familie Arenhövel den Weimarern längst gut bekannt. Seit vielen Jahren nämlich spielt die Großfamilie erfolgreich Theater. Zuerst in den Jahren ab 1954...
Der Musiklehrer Hans Arenhövel, die Kunstgewerblerin Irmgard Arenhövel und deren 8 Kinder damals nutzten ihre Hobbys und Talente, - das Singen und Musizieren -, und begründeten ihr Familientheater.
Von 1963 bis 65 baute dann die Familie von Hand ein Amphitheater am Waldhang über dem Hengstbachtal, gleich hinter dem Sportplatz in Legefeld. Und seither gibt es aller paar Jahre eine neue Inszenierung – alles Singspiele aus Märchenstoffen, von den Grimms, von Andersen, von Hauff, aus dem Orient oder eben jetzt aus Russland.
Dabei kommen zum Theaterspielen die Verwandten aus aller Welt zusammen. Etwa 40 Darsteller waren diesmal in Aktion. „Quakuschka die Froschprinzessin“ ist bereits die 11. Inszenierung auf dieser Bühne. Und die war durchaus amüsant und sehenswert.

Antonia Woitschefski:
Es war demnach Theater für die ganze Familie. Davon haben wir ja derzeit eine ganze Menge im Angebot: Vom Theater auf dem Hof des „mon ami“ bis zum Kammergut in Tiefurt. Und nun also auch draußen in Legefeld, auf der Waldbühne. Finden denn da genügend Besucher hin?

Wolfgang Renner:
Ja, ich war wirklich überrascht, wie voll es dort war.
Am Sonntag gab man – wie gesagt – die letzte Vorstellung, und es war endlich ein sonniger Morgen. Da strömten wohl auch all jene herbei, die einen Besuch zu früheren Vorstellungen wegen des schlechten Wetters unterlassen hatten. Eine Karawane von Autos und Fahrrädern hat schon vorweg die Dorfstraße von Legefeld verstopft. Bei den Arenhövels gibt es keinen Vorverkauf, nur eine Tageskasse. Und da hieß es schon eine halbe Stunde vor Beginn am Autoparkplatz, die Karten seien ausverkauft und es gebe keine Sitzplätze mehr.
Das Naturtheater fasst etwa 400 Zuschauer. Die sitzen im Halbrund auf terrassierten Rasenbänken vor einer tief gestaffelten Naturbühne. Ich schätze, die doppelte Anzahl der Zuschauer war anwesend. Man stand in Gängen, sogar zwischen den seitlichen Kulissen und viele nahmen das Märchen-Singspiel von einer Wiese nebenan, als ein Hörspiel wahr...
Es war dies Familientheater im besten Sinne: gefällig, witzig, anrührend. Und das Publikum, besonders die Kinder, waren entsprechend quirlig.
Auf der Bühne zog man viele Register, um ein russisches Märchen sinnfällig und stimmungsvoll zu präsentieren: Alle Erwartungen des Publikums wurden da bedient: Es gab einen Zarenhof, und altrussische Architektur, gleich zwei Hexen Babayaga und den Zauberer Kostschej, die schöne Wassilissa, dazu Bären, Hasen, Froschkinder, Intrigen, Wünsche, Wodka, und die drei obligatorischen Aufgaben, die drei Zarensöhne vor ihrer Hochzeit zu erfüllen hatten. Alles gereimt, alles sehr bunt und sehr bewegt.
Und mancher beifällige Verweis auf Gegenwärtiges war dann auch noch dabei. Dafür gab es viel Szenen-Applaus. Und solche Lieder, wie das (pustj wsegda budjet solnze) „Immer lebe die Sonne“ wurden in russischer Sprache laut hörbar mitgesungen. Das kannte man also noch aus früheren Schuljahren...

Antonia Woitschefski:
Die Waldbühne Legefeld, im Schatten der Theaterstadt Weimar, ist also kein Geheimtipp mehr. Die Aufführungen dort sind ein Ereignis im Kulturkalender der Stadt geworden. Wie würdest Du das Angebot werten: Ist es volkstümliches Theater oder eher ein soziokulturelles Projekt?

Wolfgang Renner:
Wohl von beidem etwas. Teils hat das Ganze etwas bunt-gefällig Operettenhaftes. Das ist aber nicht abwertend gemeint. Was an Schauspielkunst hier nicht möglich wird, wird durch große Spielfreude wettgemacht. Und die musikalischen Einlagen, zehn eigene Kompositionen für Chorgesänge oder kammermusikalisches Ensemblespiel, haben mir wirklich gut gefallen.
Und was ich am meisten am Arenhövelschen Theater bewundere
– das sieht man ja eigentlich nicht: nämlich die Organisation und die Motivation. Etwa 40 Akteure der großen und länderweit verzweigten Familie sind auf der Bühne: Eltern, Kinder, Enkel, Urenkel... Dazu kommen noch Bühnenbauer, Kostümschneider, Maske, Werbung, Kasse – und was sonst noch alles zu einer stimmigen Theateraufführung dazugehört... Da ist es schon eine erstaunliche Leistung, all die notwendigen Proben und Aufführungstermine zu realisieren.
Die mitwirkenden Familienmitglieder müssen dafür ihren Jahresurlaub planen. Aber wenn das Publikum so begeistert ist, dann sind wohl Mühe und Aufwand auch nicht vergebens gewesen.
Nun wird es keine weiteren Aufführungen von „Quakuschka“ mehr geben. Die Aufführung am Sonntag entließ die Zuschauer in einem finalen Hochgefühl. Hernach gab es noch Reden von lokalen und Landespolitikern, eben weil es die letzte Aufführung war. Der Familie Arenhövel mag dies zur Ehre gereichen, dem Theater und seiner Dramaturgie aber tat das nicht unbedingt gut.
Ja, und wie wird es weitergehen? Es wird. Und es wird wohl auch wieder ein Märchen werden, mit viel Musik. Da waren diesmal so viele junge Menschen auf der Bühne, dass man um die Zukunft dieses Familientheaters nicht besorgt sein muss.

(Wolfgang Renner)

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