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Kommentar

Kommentar vom 17.10.2011

To occupy or not to occupy - Seit Jahren ist der Kapitalismus in der Dauerkrise: Bankenkrise, Eurokrise, Greichenlandkrise und so weiter. Erst 2008 brachen etliche Geldinstitute zusammen und die Politik war dermaßen in heller Aufregung, dass sie viele Milliarden Euro an Steuergeldern in die noch nicht kollabierten Geldhäuser pumpte, um sie zu retten. Das Wort von der Systemrelevanz ging um. Wenn die Banken pleite gingen, würden sie uns mit in den Abgrund reißen. Gleichzeitig wurden Maßnahmen gegen die Zockermentalität der Investmentbanker angekündigt, manche Häuser wurden gar verstaatlicht. Geholfen hat das alles nichts. Die Bankenkrise 2.0 ist da.

Ohnehin haben nur Naive geglaubt, dass sich Goldman Sachs, Deutsche Bank und Co so einfach an die Leine nehmen ließen. Von der Zahnlosigkeit der Politikermarionetten lassen sich die wahren Herren der Welt bestimmt nicht beeindrucken und machten weiter wie bisher. Und deswegen nimmt die soziale Verelendung in den unteren und mittleren Schichten immer weiter zu. Seit einigen Wochen nun ist in New York und anderen US-amerikanischen Städten die Anti-Banken-Bewegung „Occupy Wall Street“ aktiv. Mittlerweile können nicht einmal die Systemmedien diese Bewegung ignorieren, wie anfangs geschehen. Die Proteste wurden größer und nun schwappt die Welle gar über den Teich nach Europa. In Frankfurt zum Beispiel gingen am Wochenende rund 5.000 Menschen auf die Straße. Und Politik und Medien ändern ihre Strategie. Nicht mehr Ignorieren, sondern Umarmen ist nun das Motto, wie man darauf reagiert. Plötzlich überbieten sich Vertreter aller Parteien im Bankenbashing. SPD-Chef Gabriel spricht von einer Zerschlagung der Banken und sogar die einst marktextremistische FDP fällt ein in den Chor mit Parolen, die man sonst eher bei der Linkspartei verortet hätte. Will man die Kapitalismusgegner nun durch Umarmung in die Knie zwingen oder ist das bloßer Populismus, gepaart mit der Hoffnung, nicht bald auch wie Mubarak und Gaddafi zu enden? Wie auch immer: nie war die totale Hilflosigkeit der Politik deutlicher zu sehen als jetzt.

Peinlich ist es auf jeden Fall und daher ist es wohltuend, dass der Fast-Bundespräsident Gauck dem Chor der Blöden eine dissonante Note entgegensetzt, indem er die Proteste albern nennt und ein baldiges Ende prophezeiht. Das wird in der Tat recht schnell kommen, denn in wenigen Wochen wird es Winter sein und dann ist es in New York und Frankfurt auf jeden Fall angenehmer in der warmen Stube als auf der kalten Straße.

Oder ist das Elend inzwischen so weit fortgeschritten, dass selbst Frost den Protest nicht mehr aufhält? Dann werden wohl gewalttäige Ausschreitungen provoziert und alle Demonstranten en bloc als Randalierer bezeichnet. Die zaghafte Hälfte der Protestler wird sich abwenden mit den Worten „Gewalt ist keine Lösung“ und dabei folgendes vergessen: Keine Gewalt ist auch keine Lösung.

(Oliver Kröning)

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