Hörbuchrezension
Hörbuchrezension vom 10.01.2012
"Rausch" - Gelesen von Iris Berben
Finnland, im Winter 1917/18. Aino versteckt auf dem Dachboden ihren Bruder Yvar, ohne dass ihr Ehemann davon weiß. In der Nacht verlässt Yvar sein Versteck, angesteckt durch die aufrührerische Menge, die sich draußen nach langer Abstinenz dem Alkohol hingibt. Auch Aino schleicht hinaus, um dem Rausch der Liebe zu verfallen. Die Nacht nimmt eine erschreckende Wendung …
Die Erzählung "Rausch" wendet ein Jugenderlebnis ins Fiktive. Die pianka in St. Petersburg, eine Orgie in den Wirren der Oktoberrevolution, wird nach nach Finnland verlegt in die Zeit des Bürgerkriegs nach der Loslösung des Landes von Russland. In eisiger Winternacht brechen in einer Stadt nah der russischen Grenze alle Dämme: Vornehme Häuser werden geplündert, der Alkohol fließt in Strömen, die Menschen feiern in den Straßen. Aino, eine angesehene Bürgersfrau, kann sich dem bacchantischen Sog nicht entziehen. Selbst ihr Bruder Ivar traut sich aus seinem Versteck hervor und schleicht mit anderen Offizieren des alten Regimes zu den Zigeunern außerhalb der Stadt. Verrat beschwört eine Katastrophe herauf; die Orgie endet in einem Blutbad.
Kraftvoll und sanft zugleich erzählt Iris Berben diese Geschichte von verbotener Leidenschaft, rätselhaften Heimlichkeiten und unbändiger Freiheitssehnsucht und verleiht den Geschwistern Aino und Yvar eine Eindringlichkeit, die lange nachklingt.
Irène Némirovsky: Rausch
Gelesen von Iris Berben
1 CD, Laufzeit: 84 Minuten
ISBN: 978-3-86717-809-9
€ 14,99
Erschienen im Hörverlag München, www.hoerverlag.de
(Burkhardt Kolbmüller)