Spielerezension
Spielerezension vom 02.02.2012
"Scheibenwelt - Ankh Morpork" - Nun also auch als Spiel.
Die legendäre Scheibenwelt aus der Feder des inzwischen zum Kultautoren avancierten Briten Terry Pratchett hat nach virelen Jahren nun auch eine Entsprechung im Spielebereich gefunden.
Spieleautor Martin Wallace und der KOSMOS-Spieleverlag haben dafür gesorgt.
Dieses Spiel dürfte für Planer, als auch für Glücksritter nicht unbedingt zur Wonne gereichen, Heimlichtuer und, selbstredend, Scheibenweltfans hingegen dürften begeistert sein.
Ziel des Spieles ist es die vermeintliche Abwesenheit des Patriziers Lord Vetinari auszunutzen, um möglichst viele Stadtteile der Scheibenwelthauptstadt Ankh-Morpork unter die eigene Kontrolle zu bringen. Zu diesem Zweck schlüpfen die Spieler mittels Persönlichkeitskarten in unterschiedliche Charaktere und erhalten somit Zielstellungen, die im Lauf des Spiels zu erfüllen sind. Dabei versuchen die Spieler möglichst viele eigene Handlanger in die Viertel einzuschleusen, doch Vorsicht, ist schon ein fremder Handlanger in der Gegend, entsteht eine gewisse Unruhe, die sich leicht auf angrenzende Stadtteile ausweiten kann.
Nun kann man sich durch geschicktes Ausspielen der erstklassig gestalteten und ziemlich witzig angelegten Aktionskarten daran machen, die Einflüsse auf die Gegenden der unheimlichen Hauptstadt zu erweitern. Fremde Handlanger sollte man verjagen, um Platz für ein eigenes Gebäude zu schaffen. Nebenbei, oder eigentlich hauptsächlich, sollte man jeden Ankh-Morpork-Dollar mitnehmen, den es mitzunehmen gibt, denn Ankh-Morpork-Dollars sind auch in diesem Spiel einzig relevantes Zahlungsmittel, für Moral oder sonstige Reputation gibt es nicht mal eine Hand voll Steine.
An und für sich ist der Spielplan, auf dem es einen schönen Plan der Stadt am Ankh-Fluss zu sehen gibt, recht übersichtlich. Allerdings, sobald die Spiel-Tavernenlichter brennen, wird es mitunter voll in der Stadt und nicht gleich ist zu erkennen, wer Freund oder Feind ist. Nun gut, erstere gibt es in Ankh-Morpork wohl sehr selten, was für die Wahrscheinlichkeit spricht, dass es sich bei anderen Figuren eigentlich immer um Feinde handelt.
Also, was ich sagen will, traue niemandem in diesem Spiel, schon gar nicht jenem Mitspieler, der ganz gelassen die Abarbeitung des Karten-Nachziehstapels forciert. Denn dieses ist vermutlich der Oberfeind aller Feinde, der Stadtwachenkommandeur Mumm. Auch wenn die Scheibenwelt eine fiktive Welt zu sein vorgibt, hier ist sie wie im wirklichen Leben: kommen die kreativen Ganoven nicht zum Ziel, siegt am Ende die Polizei. Da hilft nur eins: rechtzeitig entlarven und gegensteuern!
Das Ankh-Morpork-Spiel beinhaltet ein relativ kompaktes Regelwerk. Zugegeben, es spielt sich nicht so eben mal nebenbei und man muss schon verdammt aufmerksam bleiben. Dennoch ist es diese Mühe wert, denn es kann ob der witzigen Aktionsbegründungen auf den Karten häufig gelacht werden – oder geweint – je nach dem.
Die Spielfiguren, welche der Kosmos-Verlag anbietet, sind wirklich kreativ und bunt gestaltet, so dass sie sich gut vom in Sepia gehaltenen Spielplan abheben, die Aktionskarten sind, wie bereits erwähnt, erstklassig und für die Siebhirne unter uns gibt es Memokarten mit den wichtigsten Regel-Informationen zum Spiel.
Ankh-Morpork lässt sich gut zu zweit spielen, besser noch zu viert und unbedingt ist es von Vorteil den einen oder anderen Scheibenwelt-Roman gelesen zu haben (es geht aber auch ohne dies).
Die Spieldauer ist mit 60 bis 70 Minuten meines Erachtens nach deutlich zu niedrig angesetzt. Zwei Stunden sollte man schon einplanen.
Das Spiel ist beendet
wenn ein Spieler die Siegbedingungen seiner Persönlichkeitskarte erfüllt;
wenn in mindestens acht Stadtteilen Unruhemarker stehen und die Aufruhrkarte gezogen wird;
wenn der Nachziehstapel unter den Augen des Kommandeur Mumm geleert wird;
und natürlich auch, wenn ein gewisser Kerl mit Kapuze und Sense am Spieltisch auftauchen sollte.
„Scheibenwelt – Ankh-Morpork“ von Martin Wallace
ab 10 Jahren
für 2-4 Spieler
Preis: 34,99 Euro
erschienen im KOSMOS-Spieleverlag im September 2011
(Shanghai Drenger)