Tonspur
Tonspur vom 13.02.2012
tindersticks - "The Something Rain" -
Nicht „The“, nicht „Die“, sondern einfach „tindersticks“ heißt die britische Band um Stuart Staples, die im kommenden Jahr ihr zwanzigjähriges Jubiläum feiern wird. Freilich, die Band war schon oft zerrissen und getrennt: Es ist eben eine fragile Beziehung, wenn man so viel Gefühl in seine Musik verpackt. Und das taten tindersticks einmal mehr bei ihrer neuen Platte, die sie buchstäblich an den Rand der Klippe führen sollte. Das Album „The Something Rain“, das am 17. Februar in Deutschland erscheinen wird, entstand nach der Trennung der Band von der Plattenfirma 4AD und dem Wechsel zu City Slang. Damit verbunden war der Anspruch, alles anders, besser machen zu wollen. Dazu zog sich die Band auch in Staples Wohnhaus in Frankreich zurück, wo ein Studio Teil des Hauses ist. Die intime Atmosphäre dürfte zusätzlich dazu geführt haben, dass es mit der Platte nicht richtig voranging. Noch schwerer wiegt aber das Thema der LP; der Tod.
Nun, so alt sind die Mitglieder von tindersticks zwar auch noch nicht – Staples ist gerade einmal 44 Jahre –, trotzdem starben zuletzt nicht wenige derer Freunde und Bekannte. Die daraus resultierende Wut, die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit, die Furcht davor und der damit einsetzende Antrieb für die eigene Kreativität, das sind die bestimmenden Elemente von „Something The Rain“. Textlich ist es gewohnt düster. Musikalisch gibt es einige Veränderungen, die – und ich nehme es vorweg – dem Sound sehr gut tun. Bestimmten bisher Streicher das Geschehen, sind es jetzt Holzblasinstrumente; vor allem Saxophone, die die Atmosphäre zeichnen.
Alles hier Gesagte – und ich hoffe, meine Begeisterung für die wirklich gelungene Platte schien dabei schon durch – mündet und verbindet sich in einem Titel: „Slipping Shoes“ ist der Song mit dem härtesten und traurigsten Text. Und er klingt wütend. Aber er lädt auch ein, dagegen anzutanzen. Und das mache ich jetzt auch.
(Christian Faludi)