Tonspur
Tonspur vom 26.02.2012
Neil Young Harvest 1972 - Die Anzahl der Platten, die über Jahre Bestand haben, ist begrenzt und stark rückläufig. Ob man sich im Jahr 2052 noch an Lana Del Rey und ihr Album „Born To Die“ erinnern wird?
Im Februar vor 40 Jahren erschien ein Album, dass damals sofort an die Spitzen der LP-Charts stürmte, zum bestverkauften Album des Jahres 1972 in den USA werden sollte und das sich auch heute noch in den ewigen Bestenlisten finden lässt: „Harvest“ von Neil Young.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Neil Young bereits einen Namen als Superstar gemacht. Er hatte mit Buffalo Springfield und Crosby, Still, Nash & Young gespielt - und mit „Neil Young“ 1968, "Everybody Knows This Is Nowhere" 1969 und "After The Gold Rush" 1970 schon drei sehr beachtete Soloalben veröffentlicht - aber „Harvest" schlug alles –zumindest was den kommerziellen Aspekt anbelangt.
Sein Gesundheitszustand nach einem Bandscheibenvorfall im Jahre 1970 war so instabil, dass er eine Zeitlang nur akustische Konzerte geben konnte, da er die schwere elektrische Gitarre nicht zu halten imstande war. Dies beeinflusste natürlich auch die Aufnahmen zum Album „Harvest“.
„Ich konnte nicht länger als vier Stunden am Tag aufstehen“, erzählte er 1975 dem Rolling Stone. „Den größten Teil von Harvest habe ich in dieser Hüftstütze aufgenommen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Platte so weich klingt. ‚Are you Ready For The Country‘, ‚Alabama‘ und ‚Words‘ – diese Stücke wurden alle erst nach der Operation aufgezeichnet. Sie haben mir einen Teil meiner Bandscheiben herausgenommen.“
Die Aufnahmen zu „Harvest“ fanden in Nashville statt. Die Band, mit der er die Platte einspielte, setzte sich aus Country erprobten Studiomusikern zusammen. Mit dem Steelgitarristen Ben Keith arbeitete er bis zu dessen Tod 2010 immer wieder gern zusammen.
Aber auch seine früheren Mitstreiter, Graham Nash, Stephen Stills und David Crosby sowie James Taylor und Linda Ronstadt trugen zum Erfolg des Albums bei, der ihn regelrecht über Nacht erreichte und auf den er mit Rückzug reagierte.
„Was solls, ich war halt zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um eine wirklich ruhige, aufrichtige Platte zu machen, denn genauso war mein Leben damals…Ich glaube, „Harvest“ war die schönste Platte, die ich je gemacht habe, aber für mich ist das wirklich ein einschränkender Begriff. Sie ist wirklich schön…aber damit hat sich’s auch.“
Die Single-Auskopplung „Heart Of Gold“ sollte Neils einzige Nr. 1 in den amerikanischen Charts werden:
„Mit diesem Song landete ich sozusagen mitten auf der Straße zum Erfolg. Dort zu fahren, wurde aber sehr bald langweilig und so fuhr ich im Graben weiter. Etwas anstrengender, aber ich traf die interessanteren Leute.“
(Frank Witte)