Tonspur
Tonspur vom 14.05.2012
Beastie Boys - Hot sauce Commitee Part Two - Am 4. Mai 2012 verstarb Adam Yauch. Viele empfinden das als erschütternd, tragisch und schockierend. Adam „MCA“ Yauch hat es geschafft, eine Welt zu kreieren, in der alles möglich ist. Riesenhamster, die gegen Roboter kämpfen, Superspione, die die Welt retten, tibetische Mönche, die auf Hip Hop Konzerten auftreten. Die Wut über die Ungerechtigkeit auf der Welt nehmen, sie voller Inbrunst hinaus brüllen und dann darüber lachen. Das war Adam Yauch.
Aber fangen wir von vorne an.
Was 1979 da in New York unter dem vielversprechendem Namen „The Young and The Youthless“ begann, wurde zu Recht belächelt. Fünf Kids treffen sich in einer Garage und brüllen sich die Seele aus dem spindeldürren Leib. Hardcorepunk war ziemlich neu, es gab nicht viele Menschen, die etwas damit anfangen konnten und so also optimal für unzufriedene Kids, die einfach an allem etwas zu nörgeln und auszusetzen hatten.
Allerdings hörte niemand zu. So wurde kurzerhand das Konzept umgeworfen. 1982 erschien die erste EP der „Beastie Boys“ unter dem Namen „Polly Wog Stew“ und bot ein noch mutigeres Konzept, als der ursprüngliche Punksound. Die Mischung aus Rap und Hardrock kam ganz gut an und im Laufe der nächsten Veröffentlichungen gelang der Feinschliff so gut, dass das erste Album „Licensed to Ill“ zum ersten Nr. 1 Rap-Album der Popgeschichte wurde. Damit erregten die drei Jungs viel Aufsehen. Gestandene Größen der New Yorker Rap-Szene ließen sich zu zu fragwürdigen Aussagen über weiße, jüdische Jungs hinreißen, die da mächtig in fremde Pools pinkeln würden.
Unbeirrt gibt es weitere Alben, die immer mehr den eigenwilligen Stil der Band prägen, der dann seinen kreativen Höhepunkt 1997 mit dem Album „Hello Nasty“ feiert.
Dieses Album ist ein absolutes Meisterwerk gewesen. Es bot Arrangements und Samplekunst aller erster Güte. Texte und Raps waen frech, spritzig und eingängig. Davor und danach waren die Beastie Boys nie wieder so gut.
2009 brach Adam Yauch während der Aufnahmen zum neuen Album „Hot Sauce Commitee“ zusammen. Diagnose: Ohrspeicheldrüsenkrebs.
Die Aufnahmen wurden eingestellt und das Album auf Eis gelegt. Yauch sollte sich nur noch auf seine Genesung konzentrieren. Das gelang offensichtlich auch. 2011 wurde seine Rückkehr zur Band bekannt gegeben und die Arbeiten am neuen Album wurden wieder aufgenommen. Unter dem Titel „Hot Sauce Commitee Part 2“ feierten die Beastie Boys ihre Rückkehr und zelebrierten das mit einer Werbekampagne, die ihres Gleichen suchte. Ganze Städte wurden mit bunten Vierecken zu gekleistert und Yauch führte Regie bei einem Kurzfilm, in dem die Creme de la Creme der amerikanischen Comedy-Szene um Jack Black oder Seth Rogan den Beastie Boys ihren Tribut zoltlen. Der Film wurde mit zahlreichen Preisen bedacht und markiert die Rückkehr der Beastie Boys mit einem einzigen großen Knall.
Kurz darauf werden die Beastie Boys in die Rock'n'Roll-Hall-of-Fame aufgenommen. Bei dieser Veranstaltung ist Yauch schon nicht anwesend. Er fühle sich nicht wohl. Die Krankheit kommt unerwartet zurück und Yauch verliert den Kampf letztendlich.
Zum achten und letzten Album sei folgendes zu sagen: Wem es so geht, wie mir und wer, wie ich, seit „Hello Nasty“ darauf wartet, dass wieder ein ebenso ausgereiftes Album erscheint, wird bereits wissen, dass so etwas nicht passieren kann.
„Hot sauce Commitee Part 2“ kann und will das auch nicht schaffen.
Viel mehr bietet das Album eine Art Best Of. In allen Songs scheinen die Jungs nur den Umstand zu feiern, dass sie wieder da sind und es immer noch rocken können. Sie werfen enorm viel Energie und Spelfreude in die Tracks. Das färbt auch auf die zahlreichen Gaststars ab, die in einzelnen Songs kurze Intermezzi geben. Musikalisch hat man sich diesmal für eine recht grobe Mischung aus gesampleter Musik und Hand gespielten Elementen entschieden. Ein durchaus stimmiges Klangkonzept, welches mir insgesamt aber etwas zu brav und konventionell erscheint.
Egal. Ich habe mich sehr über das Album gefreut und um so trauriger war ich über die Nachricht von Yauchs Tod.
Man halte von den Beastie Boys was man will. Dieses Album wird dich nicht konvertieren, wenn du sie von vornherein nicht mochtest. Es ist nicht ihr bestes Album, wohl aber das emotionalste und glücklichste.
(Jan Witte)