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Hörbuchrezension

Hörbuchrezension vom 15.05.2012

"Der kleine Kaukasus" von Andreas Rebers - Claudia Stelzig:
Shanghai, du willst uns heute mit auf eine Hörreise nehmen. Wohin soll die gehen?

Shanghai Drenger:
Heute habe ich ein Hörbuch mitgebracht, welches von Andreas Rebers geschrieben wurde. Andreas Rebers, viele werden ihn kennen, denn er war ja mehrmals schon Gast beim spiegelzelt-Festival. Er ist ja Kabarettist, und zwar einer, der gerne mit einem Musikinstrument hantiert. Das wird hierbei auch eine Rolle spielen.
Die Reise, um darauf zurück zu kommen, führt uns in den „kleinen Kaukasus“. So heißt sein Roman, den er geschrieben hat und dieser „kleine Kaukasus“ liegt nicht etwa, wie man jetzt denken möchte, irgendwo an der Grenze nach Asien, sondern vielmehr in Westdeutschland. Und genau dorthin nimmt Andreas Rebers uns mit.

Claudia Stelzig:
Ganz ehrlich, hab ich noch nie gehört: der kleine Kaukasus in Westdeutschland, bitte, wo soll das sein?

Shanghai Drenger:
Der kleine Kaukasus liegt, vielleicht auch nur in übertragenem Sinne, in Ost-Westphahlen. Ich weiß nicht, ob die Menschen dort ihre Region tatsächlich so bezeichnen, Andreas Rebers tut es aber. Und das vielleicht auch deshalb, weil der Kaukasus an sich ja eine Vielvölker-Gegend ist, genau so, wie auch die Familie, die hier beschrieben wird. Und es kommt dazu, dass Andreas Rebers, der ja mit seinem Akkordeon weltweit unterwegs ist, immer ein Stück Heimat zum Mitnehmen braucht, so beschreibt er die Geschichte auch selbst.
„Der kleine Kaukasus“ ist die Geschichte einer Kindheit, die Geschichte einer Familie der wirtschaftswunderzeit, die Geschichte der Familie Rebers und das alles aus der kindlichen Sicht des kleinen Andreas. Wie authentisch und wahr diese Geschichte ist, das darf man offen lassen. Beworben wird sie mit der Umschreibung „Mischung aus autobiografischen Erinnerungen und Science-Fiction“, da kann sich jeder selbst einen Reim drauf machen.

Claudia Stelzig:
Wenn Kabarettisten Bücher schreiben, dann erwartet man ja zumindest Spaß. Hattest du den beim Hören?

Shanghai Drenger:
Keine Frage, in diesem Fall, ja. Zwar mag ich, das muss ich zugeben, Rebers nicht sonderlich als Kabarettisten, aber ich mag ihn jetzt als Schriftsteller. Die Geschichte ist wunderbar geschrieben, trocken, witzig, stringent, an keiner Stelle langweilig und es kommt dazu, dass das Hörbuch ganz und gar passend von Joachim Król gelesen wird. Ich glaube, man hat nicht Rebers lesen lassen, weil Rebers einen Tick zu Erwachsen rüber kommt. Król hingegen hat ja so eine wunderbar naive Ausstrahlung und man nimmt ihm an jeder Stelle des Romans den kleinen wunder-orientierten Jungen ab. Ganz phantastisch. Großes Kino, möcht ich sagen.

Claudia Stelzig:
Shanghai, die frühen 70er Jahre in Westdeutschland, in Ost-Westphalen, das ist ja nun nicht gerade eine Gegend, die wirklich alle interessiert. Hast du dich trotzdem irgendwie wieder gefunden? Das sich selbst finden ist ja immer so ein Ansporn beim Lesen bzw. Hörbücher hören.

Shanghai Drenger:
Das kann ich durchaus bejahen, also bei mir passt es beinahe Altersmäßig, auf 10 Jahre kommt es da nicht so an, ich war im Osten, wo sowieso manches, was sich im Westen ereignet hat, 10 Jahre später folgte. Aber abgesehen davon ich denke, aufgewachsen auf dem Land sind viele, und ob sich Ost-Westphalen wirklich so von der Stimmung andernorts unterscheidet, das wage ich zu bezweifeln. Und große Brüder und eine strenge Mutter, die viele Umschreibungen für eine Ohrfeige hat, die hatten auch viele.
Also, der Faktor des Sich-wiederfindens ist groß im „Kleinen Kaukasus“.

Technix:
„Der kleine Kaukasus“ von Andreas Rebers, gelesen von Joachim Król;
Das Hörbuch ist erschienen bei Randomhouse AUDIO und kostet 17 Euro, Laufzeit 280 Minuten.

(Shanghai Drenger)

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