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Buchrezension

Buchrezension vom 19.06.2012

"Mai" von Karel Hynek Macha - Buchrezension „Mai“ von Karel Hynek Macha

"Es war spät Abend – erster Mai – abends der Mai – war Liebeszeit." Mit diesen Worten beginnt das Kurzepos über Liebe und Tod des tschechischen Romantikers Karel Hynek Mácha.
Ein Räuberhauptmann wird hingerichtet, weil er die Verführung seiner Geliebten gerächt hat. In eindrucksvollen Bildern verabschiedet er sich von der Erde. Das Kurzepos "Mai" ist nicht nur eines der wichtigsten Werke der Romantik, es diente auch wegen seines avantgardistischen Bilderreichtums den tschechischen Surrealisten als Vorbild. Nun ist es in einer eigenständigen Ausgabe und in einer neuen, lautmalerischen Übersetzung des österreichisch-tschechischen Dichters Ond?ej Cikán erschienen.

Die Ausgabe des österreichischen Labor-Verlags ist handlich. 112 Seiten stark, jeweils in tschechischer und deutscher Sprache, immer hübsch im Wechsel. Ein kurzzeitiger Lesespaß, wenn man so will. Aber – es lohnt sich, denn die Geschichte um den Delinquenten ist in starken Bildern gezeichnet, in Wort und auch tatsächlich graphisch. Die Ausgabe ist gespickt mit phantastischen Illustrationen des Prager Bühnenbildners Antonin Silar. Immer wieder laden die Illustrationen zum Innehalten ein, zum betrachten, zum pausieren.

„Mai“ offeriert uns die innigsten Gedanken eines zum Tode Verurteilten in der Nacht vor der Hinrichtung. Einst als junger Bursche wurde er von seinem Vater aus dem Haus getrieben, fortan setzte er sein Leben als Räuber in den böhmischen Wäldern fort, wurde gar zum Hauptmann der Bande und wollte eines Tages die Verführung seiner Geliebten rächen. Er tötete den ihm Unbekannten ohne zu wissen, dass es sein eigener Vater war.

Karel Hynek Macha gilt als einer der tschechischen Nationalgrößen. In seinem nur 26 Jahre währendem Leben war er zwar bekannt, doch galt sein Werk zu seinen Lebzeiten nicht gerade als der Gesellschaft konform, ja eher als skandalös.
Erst die für die damalige Zeit immer wichtiger werdende deutsche Rezeption der tschechischen Literatur - viele Autoren schrieben damals sowohl auf deutsch, als auch auf tschechisch - hob ihn gewissermaßen auf einen Thron und brachte ihn der tschechischen Kulturgesellschaft nahe.
Rund 90 Jahre nach seinem Tod, nach Gründung der Tschechoslowakei wurde Machas Werk auch in den dortigen Schulbüchern zum Standard.
Machas Kurzepos „Mai“ wurde bis zu seinem hundertsten Geburtstag acht mal ins Deutsche übertragen. Seit diesem Jahr gibt es eine neunte Übersetzung – unglaublich poetisch und einfach großartig.

Technix:
Karel Hynek Mácha:
Mai
März 2012
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-902800-04-6
112 Seiten, EUR 19,95
Labor-Verlag Wien

(Shanghai Drenger)

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