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Tonspur

Tonspur vom 17.07.2012

Breakage - Foundation - Eine der merkwürdigsten musikalischen Neuentwicklungen der letzten zwanzig Jahre ist mit Sicherheit Dubstep. Dieses Genre unterliegt mehreren unerklärlichen Phänomenen, die auch hier und jetzt nicht vollständig aufgeklärt werden können. Fangen wir damit an, dass Dubstep in einer sehr abstrakten Form plötzlich da ist. Damit ist gemeint, dass Dubstep derzeit ständig in Werbespots zu hören ist, bei Heidi Klum auf der Bühne, bei Madonna und Lady Gaga und überhaupt jeder, der jung und frisch wirken will, macht neuerdings irgendwas mit Dubstep.
Und ich finde es doof!
Dubstep kommt ursprünglich aus der Garage-House Ecke und saugte ziemlich schnell zahlreiche Einflüsse eben aus Dub und 2-Step und noch ein paar anderen elektronischen Nischen auf. Das eigentliche Soundkonzept dieser Musik sollte deep sein. Wir nehmen aus allem und jedem das Tempo heraus und versetzten es mit enorm langen Flächen.
Wichtig ist hierbei auch das Tempo, dass sich entgegen der landläufigen Meinung nicht zwischen 120 und 130 bpm bewegt sondern genau halb so schnell ist. Wir wollen schließlich chillen!

Mehr konnten die Leute damit auch nicht anfangen, als 2004 plötzlich die erste Single von Skream in allen Clubs Londons herauf und herunter gespielt wurde.
Skream hat das Konzept ganz gut verstanden und spielte mit den Genreelementen herum. Dabei kamen ganz unterschiedliche Tracks heraus, die mal mehr, mal weniger dem eigentlichen Rahmen entsprachen. Aber Skream wurde zu einem der Wegbereiter des ganzen Genres und relativ schnell merkte man, dass man doch ganz gut Geld verdienen konnte. Dann wurden zwei gravierende stilistische Fehler gemacht. Zunächst wollten alle auf den Dubstep-Zug aufspringen und zahlreiche Künstler, die man aus anderen Genres, wie Drum & Bass, Breakbeat, House oder Techno kannte, machten ihr eigenes Dubstep-Gedöns. Der zweite Fehler war, dass man diese unförmige und doch recht sperrige Musik in eine Partymusik verwandeln wollte. Da Dubstep das in seiner ursprünglichen Form nicht bieten konnte, wurden andere Genres sehr aggressiv einfach auf das langsame Dubstep-Tempo herunter gebrochen. Ein sehr bezeichnendes Beispiel für dieses Phänomen ist der Track „Minimal Funk“ beziehungsweise „Minimal Dub“ von Icicle. Hier wurde eine rollende Drum & Bass – Platte nahezu unverändert einfach nur langsamer gemacht, mit fatalen Folgen, sowohl für den Remix, als auch für das Original. Es hatte den gleichen Effekt, als würde man seine Lieblingsplatte zu langsam abspielen.
Das führte letztlich zu diesem merkwürdigen Konstrukt, dass mittlerweile irgendwie so klingt, wie vieles, was man schon kennt, aber irgendwie wird man nicht so recht warm damit.

Ein Künstler – ursprünglich auch im Drum & Bass und Jungle beheimatet – hat im Jahr 2010 ein großartiges Album heraus gebracht. Auf diesem Album versucht Breakage, das oft missverstandene Genre des Dubstep wieder auf ursprüngliche Wege zurück zu führen. Breakage arbeitet mit sehr deepen klängen und kreiert einen unglaublich dichten Sound, der aber durch den ständigen Groove, den all seine Tracks inne haben, auch eine stetige Spannung aufrecht erhält. Hinzu kommen zahlreiche Einflüsse aus 2-Step und Rap und natürlich Jungle, sodass wir trotz des total reduzierten Stils enorm viel Abwechslung erleben dürfen. „Foundation“ ist sozusagen die Erinnerung daran, was Dubstep sein kann und sein darf. So merkwürdig diese Musik erscheinen mag und so schwer man sich vielleicht damit tut: So, wie sie derzeit in der öffentlichen Popkultur zelebriert und regelrecht vergewaltigt wird, ist an sich nichts Gutes mehr daran zu finden. Kurzer Sinn einer doch recht langen Rede: Wenn Dubstep, dann Breakage.

(Jan Witte)

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