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Tonspur

Tonspur vom 26.08.2012

Eric Clapton „Unplugged“ 1992 - Blickt man rückschauend auf die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, wird man feststellen, dass dies eine der vielseitigsten Phasen der Musikgeschichte war. Anfang der 90er kamen Nirvana und lösten die sogenannte Grunge-Revolution aus – das „Yeah“ im Rock’n Roll wurde wieder zu einem Versprechen, geistige und gefühlsmäßige Ehrlichkeit löste die gekünstelten Stadion-Rock-Posen ab. Ein Verdienst des Grunge. Aber die 90er waren auch geprägt durch den Wiederaufstieg des Pop und vor allem auch durch HipHop und R&B, die in dieser Dekade Teil des Mainstreams wurden. In den 90ern wurde sehr viel unterschiedliche Musik gehört. Darüber hinaus waren sie aber auch geprägt von einer kleinen Erfindung namens MTV, von der nicht wenige behaupten, dies hätte dem Rock’n Roll den endgültigen Todesstoß versetzt.
Sei es wie es sei, im Hause MTV kam man jedenfalls bereits Ende der 80er auf die wunderbare Idee, etablierte Musiker eine Auswahl ihrer Lieder sowie oftmals auch Cover-Versionen anderer Interpreten ohne den Einsatz von Keyboards, E-Gitarren und sonstiger elektronischer Instrumente - also sozusagen „unangestöpselt“ oder „unplugged“ spielen zu lassen und dies aufzuzeichnen. Die Konzerte hatten im Gegensatz zu großen Hallen- oder Stadiongigs eher den Charakter kleinerer Club-Konzerte, Interpreten und Publikum saßen in entspannter Atmosphäre in einer bestimmten Kulisse, die für jeden Künstler individuell gestaltet wurde. Und obwohl dieses Konzept nicht sooo ganz neu war – bereits im Jahre 1987 gab es z.B. ein bei MTV gesendetes Life-Interview mit Jethro Tull, in dessen Verlauf sie u.a. eine wunderbare Version von „Scating Away On The Thin Ice Of The New Day“ unplugged spielten, ohne dass jemand dies damals schon so bezeichnet hätte und auch der vielbeachtete Auftritt von Bon Jovi, bzw. Jon Bon Jovi und Richie Sambora, die 1989 während der MTV Video Music Awards Living on a Prayer und Wanted Dead or Alive nur mit Akustikgitarren spielten, mag den Ausschlag zum Start einer eigenen Konzertreihe auf MTV inspiriert haben.
Und so kam es, dass auch Eric Clapton am 18. Januar 1992 in den englischen Bray Studios ein rein akustisches Konzert für „MTV Unplugged“ aufnahm, dessen Plattenveröffentlichung sich am 18. August zum 20. Mal jährte. Neben einer schlichten Version von „Layla“ spielte er u.a. auch neue Songs, in denen er den Tod seines vierjährigen Sohnes Conor verarbeitete: „The Circus Left Town“ und „Tears In Heaven“. Conor war im März 1991 aus dem offenen Fenster einer Wohnung im 53. Stock gefallen. Eric Clapton selbst beschreibt diese Zeit in seiner Biografie:
Die ersten Monate nach Conors Tod waren ein Albtraum, aber der Schockzustand bewahrte mich vor dem vollständigen Zusammenbruch. Außerdem hatte ich zu arbeiten. Ich war jetzt seit drei Jahren nüchtern und so weit bei Kräften, dass ich mich gerade so durchs Leben schlagen konnte, besaß aber keine Erfahrung, die mich befähigt hätte, mit einem Schicksalsschlag dieser Größenordnung umzugehen. Also setzte ich mich hin, spielte Gitarre und ganz allmählich wurden Songs daraus. Als erstes entwickelte sich „The Circus Left Town“ über meinen Abend mit Conor im Zirkus, unseren letzten gemeinsamen Abend. Der stärkste neue Song war „Tears In Heaven“, in dem es mir vor allem um eine Frage ging, die ich mir schon beim Tod meines Großvaters gestellt hatte: Werden wir uns einmal wiedersehen? Es ist schwierig, sich eingehend über solche Songs zu äußern, gerade deswegen schreibt man sie ja. Ursprünglich waren sie nie zur Veröffentlichung gedacht, sie haben mir nur dazu gedient, nicht wahnsinnig zu werden. Ich spielte sie nur für mich allein, immer und immer wieder, veränderte und verfeinerte sie, bis sie ein Teil von mir geworden waren. Erst viel später empfand ich das Bedürfnis, diese neuen Songs über meinen Sohn in der Öffentlichkeit zu spielen, und glaubte fest daran, dass sie helfen konnten, nicht nur mir, sondern jedem, der einen solchen Verlust erlitten hatte. Die Gelegenheit ergab sich bei einer Unplugged Show fürs Fernsehen.
Die Show war großartig. Andy Fairweather-Low und ich spielten außer diversen Sachen von Robert Johnson und Broonzy sowohl „Tears In Heaven“ als auch „Circus“, den ich allerdings später rausschneiden ließ, da er mir zu zittrig geraten war.
Als das Album herauskam, sollte es zum größten Bestseller meiner gesamten Karriere werden, was ich überhaupt nicht erwartet hatte. Von der Produktion her war es das billigste und dasjenige, was am wenigsten Vorbereitung und Arbeit erforderte. Aber wenn Sie wissen wollen, was es mich wirklich gekostet hat, gehen Sie nach Ripley uns besuchen Sie das Grab meines Sohnes. Ich vermute, auch deshalb ist es so populär geworden.
Die Leute wollten mir ihre Solidarität bekunden, und da sie nicht wussten, wie sie es sonst tun sollten, kauften sie das Album…
Der riesige kommerzielle Erfolg von Claptons Album „Unplugged“ stellte in der Tat einen neuen Höhepunkt seiner vielfältigen Karriere dar, sein Auftritt bei MTV 1992 gehört zu den bekanntesten Konzerten der Reihe.
Eric Clapton Unplugged erschien am 18.August 1992 – vor 20 Jahren.
Frank Witte

(Frank Witte)

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