Neulich im Netzwerk
Neulich im Netzwerk vom 10.09.2012
Rente und kein Ende - Einerseits klingt das neue Rentenpaket gar nicht so schlecht. Wie sagt das zuständige Ministerium? „Wir stellen künftig Menschen besser, die wenig verdient, aber lange gearbeitet und zusätzlich vorgesorgt haben. Wir tragen damit in besonderer Weise den Biografieverläufen von Frauen Rechnung.“
Andererseits wird das Werk von allen Seiten kritisiert. Mal sehen: Wenn ich eines Tages in Rente gehe, will ich also die Zuschussrente beantragen. Ich muss dann 45 Jahre rentenversichert gewesen sein. Das heißt, seit meinem 18. Geburtstag ununterbrochen.
Das wars dann schon für mich. Zwar habe ich immer gearbeitet, aber viele Jahre freiberuflich. Dafür hat die Ministerin keinen Plan. Die Konzepte für eine Rente für Selbständige wurden nämlich erstmal weg gelegt.
Renten sind und bleiben Spiegel der Erwerbsphase. Sie können und sollen den Verlauf eines Arbeitslebens nicht im Nachhinein „reparieren“ oder „umkehren“. Gegen Altersarmut helfen zuallererst verlässliche Arbeit, faire Löhne und zusätzliche Vorsorge.
Wer aber keine Arbeit hat, kann kaum privat vorsorgen. Wer im Billig-Lohn-Sektor arbeitet, kann nicht auf faire Löhne hoffen. Also ist die Rente gar nicht das Problem. Nur ein Symptom.
Denn: Nur auskömmliche Löhne ermöglichen auskömmliche Renten. Diese sind nur mit einem gesetzlichen Mindestlohn zu haben.
Die Altersarmut ist nämlich gar kein Problem der Rentenkasse. Sie ist vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie muss auf einer ganz anderen Ebene beseitigt werden.
Wenn jetzt aber alle nur über Zuschussrente, Grundsicherung, Riesterrente, Sozialamt, Altersrente und Rentenpakete debattieren, gerät das völlig aus dem Blick.
Aber gut. Zurück zur Rente. Nach von der Leyens Einschätzung müssen alle, die heute weniger als 2500 Euro brutto verdienen und keine private Vorsorge betreiben, mit dem Tag des Renteneintritts den Gang zum Sozialamt antreten.
Und deshalb will sie die Zuschussrente. Die aber, wir erinnern uns, die meisten sowieso nicht kriegen. Da hilft auch Kindererziehung nichts.
Apropos: Die Erziehungszeiten für all ihre Kinder bekommt Frau von der Leyen sicher angerechnet. Oder doch die Kinderfrau? Wie viel die verdient, weiß ich natürlich nicht. Aber ich weiß, dass Frau von der Leyen nach vier Jahren Amtszeit als Bundesministerin Anspruch auf eine Altersversorgung hat.
Wenn sie jetzt also wegen ihres Rentenpaketes gefeuert würde, bekäme sie bei Renteneintritt 4180 Euro Pension. Allein für die Arbeit als Ministerin. Aber das hat auch etwas Gutes. Wäre das anders und ich würde sie dann auf dem Amt treffen, gäbe es vielleicht unschöne Szenen. Und das wollen wir doch nicht, oder?
(Grit Hasselmann)
(Grit Hasselmann)