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Hörbuchrezension

Hörbuchrezension vom 06.11.2012

"Kill your friends!" von John Niven - Sophia Springer:
Shanghai Drenger hat sich diesmal ins Reich der Musik gewagt, genauer, ins Reich der Musik-Industrie.
John Niven, den muss man nicht unbedingt kennen, mancher kennt ihn aber trotzdem. Wer ist John Niven?

Shanghai Drenger:
Zum einen ist John Niven der Autor dieses recht erfrischenden oder ernüchternden Buches, welches ganz offiziell als Satire über die Musikindustrie deklariert ist, zum anderen aber war John Niven selbst Musiker, nämlich Gitarrist bei den Wishing Stones, er arbeitete mehrere Jahre lang als A&R-Manager bei der Plattenfirma PolyGram und schreibt jetzt Artikel für verschiedene Zeitschriften und arbeitet an neuen Romanen. Also, Niven ist ein ganz umtriebiger Typ.

Sophia Springer:
Du hast die Beschreibung des Hörbuches als Satire eben ein bisschen widerwillig angesprochen. Täuscht der Eindruck?

Shanghai Drenger:
Nein, ganz und gar nicht. Also, wir müssen dazu erstmal wissen, worum es in diesem Buch geht:
Ein junger Angestellter einer hochdotierten Plattenfirma, Steven Stelfox heißt er, sucht den Weg zum Ruhm, wobei ihm kaum ein Mittel ungeeignet scheint. Und der frühzeitige Höhepunkt des Buches ist der Mord am neuen A&R-Manager der Firma, der nach dem plötzlichen Ableben des Vorgängers an den Job kam. Die Hörer wissen, Stelfox hat den Typen mit einer Baseball-Keule erledigt und er muss sich nun einerseits den Ermittlungen entziehen, andererseits muss er versuchen eben genau den frei gewordenen Posten zu bekommen.
Soweit ganz grob die Story. Satire? Das ist ein bisschen der Knackpunkt. Einerseits ja, die Geschichte ist derb überzogen, liest bzw. hört sich wie ein reißerisches Musikmagazin oder Boulevardblatt. Es gibt jede Menge Drogen, Sex sowieso und - ja, auch ein bisschen Rock'n Roll, wobei der seltsamerweise derart im Hintergrund steht und nieder gemacht wird, dass man sich fragt, wozu gibt es diese verdammte Musikindustrie eigentlich? Klar ist auf jeden Fall: die gibt es nicht wegen der Musiker! Und genau da denke ich, hört das ganze auch auf Satire zu sein. Dazu ist es wiederum viel zu realistisch.

Sophia Springer:
John Niven hat das Buch geschrieben, wer aber liest es hier?

Shanghai Drenger:
Es war Dirk Felsenheimer, alias Bela B. von den Ärzten.
Das ist so ein Ding, was ich nicht ganz so doll finde. Irgendwie hatte ich extreme Schwierigkeiten damit. Der Steven Stelfox, die Hauptfigur des Romans ist ja ein ziemlich arrogantes Schwein, was mit der Stimme von Bela B. aber nicht ganz so gut rüber kommt, finde ich. Andererseits, es ist ja oft so, dass man sich erstmal an eine Stimme gewöhnen muss und man kann das hier auch und so bin ich dann doch ganz gut damit klar gekommen und hab nicht abgeschaltet, sondern weiter gehört.

Sophia Springer:
Gibt es irgend eine Message, die Niven den Hörern mit diesem Buch mitteilen will?

Shanghai Drenger:
Also bei mir ist hängen geblieben, dass diese ganze kommerzielle Musikszene durch und durch versifft und korrupt und sowieso an wirklicher Musik nicht interessiert ist. Bei mir trifft das auf offene Ohren, ich bin ja sowieso kein Anhänger von diesem ganzen Labelmist.
Ich sag mal, anhören und sich selbst ein Urteil bilden.
Sex und Crime gibt’s hier jede Menge. Also allen, die ein Fabel für diese Welt haben, kann ich das Hörbuch trotz allem empfehlen.

„Kill your friends!“ heißt das heute vorgestellte Hörbuch von John Niven, gelesen von Dirk Felsenheimer, alias Bela B.;
Erschienen ist dieses Hörbuch als mp3-CD bei der Deutschen Grammophon, 233 Minuten lang und kostet im Handel ca. 17 Euro.
www.dg-literatur.de

(Shanghai Drenger)

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