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Tonspur

Tonspur vom 24.11.2012

Kid Kopphausen - I - Es ist nicht Neues, dass sich bekannte Musiker zu sogenannten Supergroups zusammentun, sei es um alte Erfolge zu übertreffen oder einfach um auf neue Art kreativ zu werden. Zu den ersten zählten in den 60er Jahren Crosby, Stills, Nash and Young und auch heute erfreut sich das Konzept noch großer Beliebtheit, wie Audioslave oder Them crooked vultures zeigen. Die Suche nach deutschen Supergroups gestaltet sich da schon etwas schwieriger.
Umso erfreulicher war es also, als sich in diesem Jahr Gisbert zu Knyphausen und Nils Koppruch zu Kid Kopphausen formierten. Während ersterer seit seinem Debüt im Jahr 2008 als neue deutsche Liedermacher-Hoffnung bejubelt wird, feierte Koppruch bereits in den 90er Jahren mit seiner Band Fink Erfolge und veröffentlichte später zwei Solo-Alben. Kid Kopphausen vereint die Sounds beider Musiker und findet sich irgendwo zwischen Singer-Songwriter, Rock und Americana wieder. Bereits der Titeltrack gibt den Ton an.
Mit einem „Hallo, hurra, hier bin ich“ preschen der Freiherr aus dem Rheingau und der Hamburger Großstadtcowboy vor, um dann gleich im Anschluss ruhige Töne erklingen zu lassen. Insgesamt ist „I“ ein sehr vielschichtiges Album – es wechselt zwischen laut und leise, melancholisch und mitreißend und balanciert zwischen Hoffnung und Hadern, Kampfansage und Resignation.
Auch die Instrumentenvielfalt ist groß – die beiden werden begleitet von Mundharmonika, Orgel und Glockenspiel. Ein Titel wie „Meine Schwester“ mit Banjo-Unterstützung ist der perfekte Western-Soundtrack, „So lang“ widerum kommt in den ersten zwei Minuten ohne jegliche Instrumentierung aus, bevor Gitarre, Schlagzeug und Bass losdonnern.
Und wo wir schon über eine deutschsprachige Band reden, sind unbedingt auch die Songtexte zu erwähnen. Mit Koppruch und Knyphausen haben sich zwei begnadete Songschreiber gefunden, die mit trockenem Witz Geschichten erzählen und mit ihren Texten Bilder malen von öden Gegenden, dunklem Konfetti und tanzenden Sätzen. In „Das leichteste der Welt“ singt Knyphausen: „Denn jeder Tag ist ein Geschenk, er ist nur scheiße verpackt, und man fummelt am Geschenkpapier rum und kriegt’s nur mühsam wieder ab“ – Hinhören lohnt sich also und mit jedem Hören entdeckt man neue textliche und musikalische Perlen.
Koppruch und Knyphausen haben mehrfach betont, dass sie Kid Kopphausen als Band, und nicht als Projekt verstehen, das klang nach Fortsetzung. Doch das Schicksal kam anders, denn Anfang Oktober verstarb Nils Koppruch überraschend im Alter von nur 46 Jahren. Mit ihm verliert die deutsche Musikwelt einen großartigen Songschreiber. Dass auf „I“ nun nicht die „II“ folgen wird, ist ein weiterer Grund dieses Album zu schätzen. Die Einnahmen aus dem Verkauf gehen nun an Koppruchs Frau und seinen kleinen Sohn. Wir hören den Titeltrack des Albums, „Hier bin ich“.

(Katja Lehmann)

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