Hörbuchrezension
Hörbuchrezension vom 12.02.2013
"Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht" von Dieter Moor - Dieter Moor ist Fernsehmoderator, er ist Schauspieler und – er ist Bauer.
1958 in der Schweiz geboren, ist er auch in diesem beschaulichen Land aufgewachsen. Doch leben will er seit einigen Jahren nicht mehr dort.
Zu eng sei es – und das bezieht Moor nicht nur auf die wunderschönen Alpentäler – zu eng ist ihm auch das Denken der Menschen dort – „der kleine Schweizer“ der in allen drinsteckt, wie er es ausdrückt.
Dieter Moor, der Schweizer, und seine aus Österreich stammende Frau Sonja haben ihr Haus in der Schweiz verkauft um sich ein neues Zuhause in den Weiten Brandenburgs – in Ostdeutschland – zu suchen. Verrückt seien sie, sagen ihre Freunde, alle wissen doch schließlich, wie die dort ticken im Osten, im armen Osten – oder eigentlich wissen es doch nicht alle, vielmehr vermuten sie es.
Um so spannender erweist sich der große Schritt ins Ungewisse für den Autoren und seine Frau. Doch aller Unkenrufe zum Trotz, sie wollen diesen Neuanfang und sie wagen ihn.
Dieter Moor nimmt die Hörerinnen und Hörer seiner Erzählung mit auf eine Reise ins Ungewisse. Ist dieses ostdeutsche Brandenburg tatsächlich so urtümlich und eigen, wie es von vielen erwartet wird?
Die Erzählung des Fernsehmannes Moor kommt einem Auswanderroman gleich, wie er auch im vorvorigen Jahrhundert hätte geschrieben werden können. Und es gibt tatsächlich Bezüge zu diesen Geschichten von damals. Das Dorf, in welches es den Autoren verschlägt heißt Amerika. Das ist für die Gegend in Brandenburg nicht ungewöhnlich und wird wohl kaum jemanden verstören. Für diese Erzählung aber ist es in gewisser Weise Gold wert, erinnert es doch an Geschichten von Auswanderern, die einst aus eben diesem Brandenburger Land kommend ihr Glück in der unbekannten Neuen Welt suchten, Amerika eben.
Im Zeitalter des Internets, wo sich theoretisch beinahe jeder beinahe jeden Ort der Welt auf dem Bildschirm anschauen kann, ist also eigentlich kein Risiko zu erwarten. Doch Moor scheint die Überraschung zu lieben, denn er selbst lässt das neue Zuhause von der Frau begutachten, er lässt es sich am Telefon beschreiben und er lässt es – ohne es gesehen zu haben, kaufen. Das verspricht wirkliche Spannung.
Lange Rede, kurzer Sinn, die Moors kommen an im Dorf Amerika und entdecken nach und nach die Eigenheiten der Ansässigen, sie haben Vorurteile oder besser Befürchtungen, die sich letztendlich aber nicht bewahrheiten. Es dauert eine Zeit bis sie richtig ankommen und auch von den Einheimischen als ebensolche anerkannt sind. Eben dieser Weg wird in dieser Geschichte meist mit viel Heiterkeit beschrieben.
„Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht“ ist somit nicht nur eine Auswanderergeschichte, sondern auch – insbesondere für Menschen mit ostdeutschen Wurzeln – eine Einwanderergeschichte, es kommt eben ganz darauf an aus welcher Position heraus man die Erzählung hört.
Die Geschichte ist eine Hommage an die Sesshaften in den vermeintlich verlassenen Landstrichen unseres Landes, es ist eine Geschichte über Zusammenhalt, über Heimat bzw. über die Angelegenheit, die wir gemeinhin als Zuhause bezeichnen.
(Shanghai Drenger)