Kommentar
Kommentar vom 02.02.2006
Der Staub der Politiker - Was liegt nicht alles in der Luft?
Ozon, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Stickstoffoxid – und nun auch noch Feinstaub. Seit einiger Zeit geistert das Wort durch die Medien wie ein Schreckgespenst: Feinstaub belastet die Umwelt, und zuviel davon macht uns krank. Sogar Lungenkrebs soll davon ausgelöst werden können. Meßwerte sind gesetzt, die nur 35 mal im Jahr überschritten werden dürfen - soviel denn doch - sonst droht Fahrverbot, sagt die EU. Mitgliedsländer, die die Grenzwerte nicht einhalten, sollen jetzt verklagt werden können. Fahrverbot meint, dass keine Autos mehr fahren sollen, oder weniger. Aha! Die Autos machen den Feinstaub. Und zwar die Dieselfahrzeuge, denn die Benziner haben ja einen Katalysator. Und was lesen wir heute in der Frankfurter Rundschau: Bundesumweltminister Siegmar Gabriel hat einen neuen Vorstoß zur Vignette für Diesel-Pkw angekündigt. Der Aufkleber soll Wagen mit Partikelrußfilter bei hoher innerstädtischer Belastung die Einfahrt in Sperrzonen erlauben, „Stinker“ aber draußen halten. Außerdem will er die steuerliche Förderung der Rußfilternachrüstung voran bringen und dafür Druck beim Finanzministerium machen.
Also: Wer seinen Stinke-Diesel mit einem Rußfilter bestückt, wird steuerlich bevorzugt. Dann läßt er umrüsten und die Autoindustrie kann endlich ihre Rußfilter verkaufen, die massenhaft produziert wurden, aber nicht abgesetzt werden, weil zu teuer.
Merken Sie was?
Warum wird eigentlich kein Rauchverbot verhängt? Die Feinstaubkonzentration im Zigarettenrauch ist nach allen Meßvergleichen die höchst mögliche. Und die einzig wirklich bewiesene Lungenkrebsursache. Allein der Passivraucher, vom aktiven gar nicht zu reden, zieht sich tausend mal mehr Feinstaub in die Lunge, als nach EU-Grenzwerten in der Luft liegt.
Was ist nun aber Feinstaub?
Das sind die feinsten, kleinsten Partikel, die von allem, was in der Luft ist, beim Einatmen nicht von den Schleimhäuten im Nasenrachenraum bzw. den Härchen im Nasenbereich zurück gehalten werden. Die gehen dann in die Lunge und können uns krank machen. Das heißt, alles, was schon immer schädlich war einzuatmen, ist jetzt auf`s Feinste meßbar: Ruß, Staub, Rauch, Hausstaub, Faserstaub, Gesteinsstaub, Blütenstaub, feinste Partikel von Gesteinen, wie sie durch Wasser, Wind und sogar schon durch Temperaturunterschiede abgerieben werden, ja selbst feinste Teilchen vom Seesalz, die durch die Luft aus der Gischt kommen. Alles jetzt meßbar, seit 1987 in Amerika als „Feinstaub“ definiert. Von allem, was wir schon immer eingeatmet haben, seit Millionen Jahren, sind jetzt die feinen Partikel meßbar, die in die Atemwege und in die Lunge gelangen. Und da können sie uns bei bestimmter Konzentration und Dauer und persönlicher Veranlagung und Gesundheitszustand krank machen, was sie auch schon immer machen, die Feinstäube. Der vom Kohlenruß an Lungenkrebs gestorbene Kohle-Kumpel ist in Wahrheit am Feinstaub eingegangen. Hätten Sie`s gewußt?
Neu ist die Erkenntnis nicht. Warum uns aber neuerdings Feinstaub so aufregen soll, genau genommen seit einem Jahr, sollte man mal heraus finden. Über 70% aller politischen Themen, so offenbarte sich jüngst eine Politikerin im Deutschlandfunk, werden von sogenannten Lobbyisten an Politiker heran getragen.
Glauben Sie`s? Ich ja!
(Wolfgang Kammerer)