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Tonspur

Tonspur vom 21.05.2013

The National - Trouble Will Find Me - Man ist ja nicht immer ganz konsequent. Eigentlich bin ich ja vor allem für sympathische und knuffige Popbands zu haben, für Schwermut dagegen seltener. Nun machen The National aber sehr schwermütige, unknuffige Musik und sympathisch wäre auch nicht direkt das erste Wort, das mir bei ihnen einfällt. Und doch,habe ich mich in diesem Jahr auf keine Platte mehr gefreut als auf die neue von The National - Trouble Will Find Me. Gefreut, weil es wenige Bands gibt, die mir in den letzten Jahren so wichtig geworden sind und deren Alben ich mir so gar nicht tothören kann.
Die Texte von The National habe ich nie so ganz durchschaut. Sie sind, sagen wir es doch einfach mal so, sehr schwermütig und schön, aber auch immer etwas kryptisch. Das Besondere ist aber vor allem ihre Darbietung durch Sänger Matt Berninger, dessen tiefer Bariton eigentlich fast allem zu schöner Eleganz verhelfen könnte.
Die Band kommt aus Ohio, wohnt nun aber in New York City, und neben Berninger sind vor allem noch die Bandzwillinge Aaron und Bryce Dessner nennenswert. Die betreiben ein Plattenlabel, produzieren andere Musiker, spielen bei anderen mit und denken sich den Großteil der Musik bei The National aus. Und unterstützenswerte Charity-Projekte stellen sie auch noch auf die Beine.
Insgesamt sind The National langsam, elegant, traurig und wunderschön. Eigentlich Musik für einsame nächtliche Straßen, aber bitte nicht im Auto, zumindest nicht, wenn man zügig voran kommen möchte. Sowieso sind The National eine Band, die zu ungesund exzessivem Rotweinkonsum geradezu einlädt, aber das nur am Rande.
Kommen wir zurück zur neuen Platte, Trouble Will Find Me, das sechste Album im vierzehnten Bandjahr. Eigentlich eine schreckliche Ausgangslage für die Platte, wenn ich sie so sehnsüchtig erwarte, da es so leicht wäre mich zu enttäuschen. Wobei, so leicht nun auch wieder nicht. The National sind nämlich so eine Band, von der ich gar nicht will, dass sie Innovation zeigt. Weil die Mitglieder das, was sie tun, so perfektioniert haben, dass sie das gerne noch länger tun dürfen, mit neuen Songs natürlich.
Die Band selbst hat mit dem letzten Album „High Violet“ eine riesige Tour um die ganze Welt absolviert, in Hallen, die größer waren, als die Band es glauben konnte. Erschöpft zu Hause angekommen, litt Aaron Dessner erstmal unter Schlafmangel, an der seine frisch geborene Tochter sicher nicht unschuldig war. So trieb es ihn ins Studio und die Arbeit an neuen Songs konnte beginnen. Luftiger und offener sollte es diesmal sein, zugänglicher, vielleicht mit weniger Schwermut.
Das wusste ich beim ersten Hören der Platte nicht, und es ist mir auch nicht direkt aufgefallen. Es gibt wohl Veränderungen, aber es sind immer noch The National mit neuen Songs. Der Sound ist im Großen und Ganzen weiterhin der alte, irgendwie, aber was soll man mit so einem Sänger auch machen. Der erste Hördurchgang - voller Erleichterung meinerseits, da ich mich parallel zum Hören sofort verliebte. Wenn man das so nennen kann, weil ich eigentlich nur glücklich war, etwas Altbekanntes und lieb gewonnenes wieder gefunden zu haben. Nach ein paar weiteren Durchgängen fiel mir dann schon auf, was gemeint sein kann mit der neuen Luftigkeit. Manchmal sind die Texte scheinbar hoffnungsvoller, manchmal ist die Musik etwas schneller und geht fast ins Tanzbare. Ja, der Schwermut ist aus manchen Songs gewichen. Vielleicht ist das Album als Gesamtwerk dadurch weniger zwingend, vielleicht wird mir der Schwermut dann irgendwann fehlen, das wird sich noch zeigen. Aber selbst dann bleiben mir noch drei andere, schwermütige Lieblingsalben und ein neues, nicht ganz so schwermütiges, aber bisher ziemlich formidables. Und das ist, wenn ich ehrlich bin, nicht nur etwas, sondern ziemlich viel. Und auf jeden Fall genug, um mich glücklich zu machen. In diesem Sinne: The National mit einem luftig-melancholischen „Sea of Love.“

(Laura Eigbrecht)

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