Tonspur
Tonspur vom 24.06.2013
Vampire Weekend - Modern Vampires of the City - Sich auf ein neues Album zu freuen, ist immer so eine Sache. Die Erwartungen steigen mit der Wartezeit und die Musiker müssen den Spagat schaffen, sich weiter zu entwickeln, aber dennoch nicht die Fans der ersten Stunde zu verschrecken. Oft gelingt das leider nicht. Das zweite Album von Mumford & Sons im letzten Jahr war gut, aber mit dem Vorgänger konnte es nicht mithalten. Auch die neue Platte von Zaz hat meine Erwartungen nicht erfüllt, es fehlt der rote Faden und den Charme des ersten Albums sucht man vergeblich.
Schon Ende letzten Jahres hörte ich also, dass Vampire Weekend nach längerer Pause wieder ein Album veröffentlichen. Die ersten beiden Alben der New Yorker Band liefen bei mir rauf und runter. Vampire Weekend sind Garanten für vielseitig instrumentierte und tanzbare Musik mit schönen Melodien. Dabei schaffte es die Band von Anfang an, einen eigenen Sound zu kreieren, fernab vom 0815-Gitarrengeschrammel anderer Indie-Bands. Mit Modern Vampires of the City liefern Vampire Weekend nach drei Jahren Pause nun ihr drittes Werk ab und natürlich waren auch hier die Erwartungen hoch.
Bereits das Album-Cover setzt sich von den Vorgänger-Alben ab. Statt sommerlichen Gelbtönen hat man sich diesmal für eine Schwarz-Weiß-Aufnahme von New York entschieden. Einige Wochen vor Album-Veröffentlichung konnte man sich dann im Internet die erste Single „Step“ anhören, ein ruhiges, unaufgeregtes Stück und man fragte sich, ob Vampire Weekend die Lebensfreude abhanden gekommen war. Doch diese neue Ernsthaftigkeit ist nur eine Facette von Modern Vampires of the City. Vampire Weekend klingen in der Tat erwachsender, aber das tut ihrem Sound gut. Insgesamt ist das Album deutlich abwechslungsreicher als seine Vorgänger. Während „Unbelievers“ ein klassischer Vampire Weekend-Titel ist, fällt „Diane Young“ durch Rock & Roll Einflüsse auf, bei „Hudson“ dagegen sind chorale Gesänge zu hören. Die sommerlichen Percussion Klänge, die noch das erste Album geprägt haben, sind auf Modern Vampires of the City verschwunden und auch die Texte sind ernster geworden – Vampire Weekend singen von Glauben und Vergänglichkeit. Das Lied „Diane Young“ handelt nicht von einer Frau, der Titel ist lediglich ein Wortspiel mit "Dying young", also "jung sterben".
Genau in diesen Feinheiten liegt die Stärke von Vampire Weekend. Obwohl Modern Vampires of the City vergleichsweise ruhig und ernst ist, driftet das Album nicht in Traurigkeit oder Melancholie ab. Modern Vampires of the City ist leicht, entspannt, es ist einfach ein gut gelungenes Album. Vampire Weekend liefern damit die Blaupause für den perfekten Spagat zwischen Weiterentwicklung und Treue zum eigenem Stil. Man kann also schon jetzt anfangen, sich auf das nächste Album zu freuen. Oder sich erst einmal an den neuen Songs satt hören, zum Beispiel jetzt mit "Step".
(Katja Lehmann)