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Kommentar

Kommentar vom 02.07.2013

"... versteckt oder nicht -ich komme!" - Was macht diesen Ed Snowden eigentlich so interessant? Zu allen Zeiten haben Geheimdienste ihre Bürger ausspioniert. Und immer wieder mal sind sie aufgeflogen. Was ist also das Besondere an Ed Snowden. Wahrscheinlich ist er ein Symbol. Ein Symbol für die Demokratie und ihre wichtigsten Werte: Rede- und Meinungsfreiheit.
Und vielleicht kommt noch etwas Schadenfreude dazu. Darüber, dass die bösen USA mal wieder vorgeführt werden. Dazu passt Putins neuester Streich: Snowden könne in Russland bleiben, er dürfe aber keine US-Geheimnisse mehr verraten. Und so dem Partner USA nicht mehr schaden.
Mit seinen Enthüllungen über die Überwachung des amerikanischen Geheimdienstes NSA und des britischen Geheimdienstes hatte Snowden ein politisches Beben ausgelöst. Doch auch die Frage, was mit Snowden selbst passiert, wird heftig diskutiert.
Was wäre, wenn er morgen bei mir klingeln würde? Ich würde ihn auf jeden Fall reinlassen. Nicht nur, weil ich neugierig bin, sondern auch, weil ich immer eher auf der Seite des Fuchses als des Jägers stehe.
Ich kenne die amerikanischen Gesetze nicht genug um zu wissen, gegen welche er nun wirklich verstoßen hat. Er hat auf sein Gewissen gehört. Jetzt wird der 30-Jährige von den USA wegen Spionage per Haftbefehl gesucht.
Wikileaks-Günder Assange bezeichnet den Flüchtigen als unschuldig. Er sei kein Verräter, kein Spion. Er ist ein Whistleblower, der der Öffentlichkeit eine wichtige Wahrheit gesagt hat. Und mit dieser Meinung steht Assange nicht allein. Im Netz wird Snowden eher als weißer Ritter und nicht als Verbrecher dargestellt. Die Menschen von heute dulden es scheinbar nicht, wenn derart massiv in ihre Privatsphäre eingebrochen wird.
Der 30-Jährige Snowden hielt sich zuletzt im Transitbereich des größten Moskauer Flughafens auf. Er hat einen Asylantrag in Ecuador und in 14 anderen Ländern gestellt. In Deutschland offenbar nicht.
Es ist schon bezeichnend, wenn jemand, der als Symbol für die demokratischen Grundwerte steht, ausgerechnet in Russland oder China Schutz suchen muss.
Und er muss aufpassen, dass er dabei nicht unter die Räder kommt. Denn natürlich ist das Ganze inzwischen ein Kräftemessen zwischen den aufsteigenden Weltmächten China und Russland und der alten Weltmacht USA. Entsprechend wütend, aber auch ziemlich hilflos reagiert man in Washington. Wie konnte das passieren, warum ist die Sache nur so verdammt schief gelaufen? Nur eines tut das Weiße Haus nicht: Fehler eingestehen.
Selten in der jüngeren Vergangenheit sind die USA derart vorgeführt worden - und das in aller Öffentlichkeit.
Doch eins darf man bei aller Schadenfreude nicht vergessen: so langsam wird aus dem Thema des illegalen Datensammelns der "Fall Snowden".
Und bevor das eigentliche Thema in Vergessenheit gerät, muss gehandelt werden. Sofort.
Denn was bedeutet es, dass von Telefonaten über Facebook-Einträge bis hin zum Browser-Verlauf, also sämtliche besuchte Websites, alles gespeichert wird? Es ist die totalitäre Überwachung der Kommunikation mit technischen Hilfsmitteln; es entsteht ein so umfassendes digitales Bewegungsprofil eines jeden Internetnutzers, dass es tatsächlich kaum fassbar ist. Die Unschuld des Internets ist nicht nur befleckt. Sie ist gebrochen.
Die Vertraulichkeit privater Daten aber gehört zum Freiheitsprinzip jedes Menschen, ja, zu seiner Würde. Prism und Tempora sind der größte Skandal des digitalen Zeitalters.
Wenn nach den Enthüllungen Snowdens nicht so schnell wie möglich etwas geschieht, sind nicht nur alle Internetnutzer im Auge der Geheimdienste potenziell schuldig. Sondern auch das demokratische System an sich. Und das finde ich dann gar nicht mehr lustig.

(Grit Hasselmann)

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