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Tonspur

Tonspur vom 21.10.2013

Beulah - The Coast Is Never Clear und Yoko - Als ich noch ein ziemlich kleines Mädchen war, ungefähr 15, also quasi in der Pubertät, wurde ich so langsam musikverrückt. Primär guckte ich im Plattenladen eigentlich darauf, dass auf der CD irgendwas mit „indie“ draufstand oder die Band zumindest ein „The“ im Namen hatte. Doch manchmal legte ich eine verblüffende Neugier an den Tag. So erklärt es sich auch, dass ich in dieser Zeit in einen großen Elektronikhandel marschierte und einfach so eine CD kaufte. Ohne die Band zu kennen, ohne reingehört zu haben. Nur weil sie im Angebot war und sicherlich irgendwas mit „indie“ draufstand. Und, zugegebenermaßen hatte die CD ein ziemlich niedliches Cover. Die Band Beulah mit „Yoko“: Gekauft! Preis-Leistungs-Verhältnis: Ziemlich bombastisch, zumal das ganze Album auf Extra-CD in einer Demoversion beilag. Aber Preis-Leistungs-Berechnungen sollte man bei Musik ja mal ganz schnell beiseite lassen, das passt einfach nicht. Zurück zu Beulah, von denen ich bis heute nicht weiß, ob ich ihren Bandnamen richtig ausspreche beziehungsweise wie dafür vorzugehen ist.
Und werden wir uns zudem einer ganz besonderen Tragik gewahr: Mit „Yoko“, diesem Glückskauf, erwarb ich das allerletzte Album dieser mysteriösen Band. Es kann sogar sein, dass der Kauf sich ungefähr zur gleichen Zeit zutrug wie die Auflösung von Beulah. Mittlerweile habe ich natürlich ein paar Dinge über sie rausgefunden. „Beulah“ ist in amerikanischen Bibelausgaben der Name für das gelobte Land Israel. Die Band wiederum stammt aus San Francisco und musizierte von 1996 bis 2004. Über ihr zeitweiliges Plattenlabel „The Elephant 6 Recording“ wurden und werden sie stets mit anderen großartigen Bands wie Of Montreal und Neutral Milk Hotel in Verbindung gebracht, und das sollte ja schon genug sein, um sie zu lieben. Aber dann wären ja da noch ein Sänger, Miles Kurosky, und Musik. Auf „Yoko“, meinem Glückskauf, war das schönster Pop, manchmal ruhig, manchmal ausschweifend und irgendwie auch wütend. Ich mochte das, habe es aber irgendwann auch ein wenig vergessen. Nicht so leicht, ganz gute Bands im Auge zu behalten, wenn sie nicht mal mehr auf Tour kommen können. Und dann, in einer französischen Mediathek: Das Vorgängeralbum, „The Coast Is Never Clear“. Und, so schön wie „Yoko“ ist, lieben gelernt habe ich die Band erst damit. Es ist quasi unverständlich, wie Beulah so unbekannt bleiben konnten. Als Referenzen könnten die sonnigsten Namen und die größten Plattitüden herhalten, es gibt so was wie Shalala-Chöre und weltumarmende Melodien, und eigentlich ist die Platte nicht mehr und nicht weniger als der musikalisierte Spätsommer. Da muss ich gar nicht mal auf die schönen und manchmal verrückten Instrumente zu sprechen kommen, die da überall verbraten werden.
Dem Sänger von Beulah, ganz den sonnigen Tönen zu Trotz, wurde während der Aufnahmen zu „The Coast Is Never Clear“ eine manische Depression diagnostiziert. Während der Aufnahmen zu „Yoko“ machte fast die ganze Band mindestens eine Trennung mit, die Hälfte sogar eine Scheidung. „Yoko“ war dann ein tolles Album, nicht sehr erfolgreich, die Band gab es bald nicht mehr. Wir wollen keine pseudo-tiefenpsychologischen Rückschlüsse ziehen, warum es den Bandmitgliedern und ihrem Sänger so schlecht ging und wie sich dies in der Musik widerspiegelt. Aber - und das ist mir damals auch als 15Jährige nicht entgangen - das Sonnige in der Musik von Beulah muss sich mit einer Melancholie messen, die immer mitschwingt. Spätsommermelancholie. Nun ist es schon Oktober, aber an die diesjährige wird man sich noch erinnern können. Und darum geht es in diesem Song, bei dem ich immer zwischen Schlucken und Wohlgefühl schwanke; es geht wohl nur beides zusammen bei Beulah. Es geht um das Ende des Sommers und darum, was dann kommt. Der Titel sagt dann alles Weitere, was zu wissen wäre: „What Will You Do When Your Suntan Fades And The Summer’s Gone?“

(Laura Eigbrecht)

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