Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 22. Mai 2015
Staatsanwaltschaft weitet Ermittlungen zu 1.Mai-Überfällen aus
Nach den Neonazi-Angriffen auf die Weimarer 1.Mai-Veranstaltung hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ausgeweitet. Es werde jetzt gegen 36 Tatverdächtige wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs ermittelt, sagte Thüringens Innenminister Holger Poppenhäger vor dem Innenausschuss des Landtages. Sie kämen überwiegend aus Brandenburg und Sachsen, drei stammten aus Hessen und Thüringen. In einer ersten Meldung des Landeskriminalamtes war von 27 Verdächtigen die Rede. -
Die Innenausschuß-Sondersitzung war von der CDU-Opposition beantragt worden. Sie will die Polizeieinsätze bei den rechtsextremen Übergriffen vom 1. Mai in Saalfeld und Weimar ausgewertet wissen. Das Thema soll nun noch einmal im Landtag auf die Tagesordnung kommen, hieß es von der CDU nach der Sitzung.
(wk)
Prinz Michael will "Soli" für Kultur im Osten verwenden
Den Solidaritätszuschlag auf die Einkommensteuer sollte die Bundesregierung künftig für die Kulturinfrastruktur im Osten verwenden. Das hat jetzt Michael Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach vorgeschlagen. Das "Finanz-Delta" auf dem Sektor der Kultur müsse geschlossen werden, forderte das Oberhaupt des Adelshauses in einem Gespräch mit Lesern der Thüringer Allgemeine. Der "Soli" habe seine Funktion, die Infrastruktur Mitteldeutschlands sicherzustellen, erfüllt. Die Straßen seien weitestgehend in Ordnung, die Schienen gebaut, so Prinz Michael. Wenn es aber um die Kultur gehe, sei das Gefälle zwischen Ost und West nach wie vor groß. Dabei sei der Identität stiftende Teil der Geschichte in Mitteldeutschland geschrieben worden, erklärte Prinz Michael. Für den Erhalt sollten alle aufkommen. Das kulturelle Erbe Deutschlands sei eine gesamtdeutsche Verpflichtung. In Thüringen mit seinem schwachen Steueraufkommen sei die Schieflage bei der Kulturfinanzierung besonders augenfällig, so Prinz Michael weiter. Dies offenbare schon ein Blick auf den "beklagenswerten Zustand" des Weimarer Schlossmuseums im Vergleich "mit den prachtvollen Museumsbauten in den alten Bundesländern". Abschaffen könne man den "Soli" erst, wenn sich die Finanzkraft der neuen Bundesländer der der alten angeglichen habe. (wk)
Schlössertage präsentieren Gartenkunst
Mit einem Konzert in der Reihe "Klingendes Schloss" und einer Führung durch den Ilmpark beteiligt sich die Klassik-Stiftung an den diesjährigen Schlössertagen. Zum zweiten Mal wird in Thüringen an einem Pfingstwochenende zur besonderen Besichtigung der vielen Schlösser und Gärten des Landes eingeladen. Dazu sind an 14 Orten Führungen, Konzerte, Vorträge und Veranstaltungen angekündigt. Unter dem Motto "Aufgeblüht" soll diesmal die "grüne Pracht" im Mittelpunkt stehen. Gezeigt werden botanische Sammlungen und historische Entwicklungen von Gartenanlagen. Bereits von heute an bis zum Pfingstmontag wird es in Schmalkalden parallel zur Landesgartenschau vielerorts geführte Spaziergänge durch Schlossgärtnereien und Parkanlagen sowie Pflanzenmärkte geben. Erstmals sind bei den Schlösserstagen auch das Schlossmuseum Arnstadt und das Schloss Kochberg beteiligt. -
Zur ersten Auflage der Schlössertage im vergangenen Jahr waren nach Angaben der Organisatoren rund 17.000 Besucher gezählt worden.
(wk)
"Botenläufer" aus Wittenberg bewerben Cranach-Jahr
Eine PR-Aktion für das Cranach-Jahr hat gestern Vormittag für Aufmerksamkeit auf dem Herderplatz gesorgt. Knapp 30 Sportler des Wittenberger "Botenläufer-Vereins" überbrachten als "Historisches Symbol" ein Stück eines steinernen Fensterkreuzes aus ihrer Stadtkirche. Die teilweise in historischen Kostümen gekleideten Läufer sind seit dem 15. Mai in Städten der Familie Cranach unterwegs, um auf das Themenjahr "Reformation, Bild und Bibel" aufmerksam zu machen. Die 950 Kilometer von Torgau über Kronach nach Wittenberg legen die "Botenläufer" in Form eines Staffellaufs zurück. Dabei berufen sie sich auf eine lange Tradition von mehr als 500 Jahren. Schon zu Zeiten von Martin Luther wurden so Botschaften in alle Himmelsrichtungen verbreitet. -
Die Gäste wurden von Weimars Bürgermeister Peter Kleine, Stadtkulturdirektorin Julia Miehe und dem Beauftragten für die Reformationsdekade im Weimarer Kirchenkreis André Poppowitsch empfangen. Die Cranach-Werber kamen gestern aus Erfurt und wollen heute in Dessau sein.
(jp/wk)
Carlos Tapia wird Mitglied im neuen Ausländerbeirat
Weimars argentinischer Tangolehrer Carlos Tapia kann entgegen der Nachricht von gestern doch in den neuen Ausländerbeirat kommen. Eine als gewählt gemeldete Kandidatin hatte weniger Stimmen bekommen, es lag ein Zahlendreher vor. Tapia gehört zu den fünf neuen Mitgliedern des Rates. Darunter sind ein bereits eingebürgerter Ausländer, ein Staatenloser, ein Syrer und als einzige Frau die Russin Elena Kirilenko. Von den bisherigen Beiräten wurde der Chinese Kai Yin und der Palästinenser mit deutscher Staatsbürgerschaft Ayman Qasarwa wiedergeählt. Letzterer könnte auch für die nächsten fünf Jahre wieder Vorsitzender des Weimarer Ausländerbeirates sein. Die Gewählten müssen nun noch die Wahl annehmen. Das endgültige Wahlergebenis wird dadurch spätestes zum 6. Juni erwartet. -
Zu der Ausländerbeirats-Wahl waren alle über 3.200 ausländische Mitbürger Weimars aufgerufen. Beteiligt haben sich rund 480.
(wk)
Klassik-Stiftung ehrt Gartenkünstler Petzold und Jäger
Die Klassik-Stiftung hat im Schiller-Museum eine Vortragsreihe über die Weimarer Hofgärtner und Gartenkünstler Eduard Petzold und Hermann Jäger eröffnet. Zum ersten sprach der Gartendirektor der Berlin-Brandenburger Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Michael Rohde über das Wirken Petzolds. Der Gärtner ist durch viele Parkschöpfungen etwa in Weimar, Muskau, Greiz, dem westfälischen Twickel oder dem bulgarischen Sandrowo europaweit bekannt geworden. -
Anlaß der Vortragsreihe sind die 200. Geburtstage von Petzold und Jäger. Die beiden arbeiteten als Hofgärtner für das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Ihre zahlreichen Schriften zum Thema Gartenbau und Gartenkunst gehörten noch heute zu den Standardwerken der Gartendenkmalpflege, hieß es. In vier Vorträgen soll neben Leben und Werk der Gärtner auch ihre Bedeutung für die heutige Gartenkunst und Gartendenkmalpflege gewürdigt werden.
(wk)
Ramelow sieht sich als Schlichter im "Dienst an Thüringen"
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sieht seinen Einsatz als Schlichter im Bahnstreik als "Dienst an Thüringen". Als Ministerpräsident habe er ein großes Interesse an einem Betriebsfrieden bei der Bahn, zumal in Erfurt in zwei Jahren das neue Drehkreuz eröffnet werde. Der Linke-Politiker und ehemalige Gewerkschafter ist ist von der Lokführergewerkschaft als Schlichter bestellt worden. Ramelow hatte sich dafür offenbar durch seine Kritik an der Bahn empfohlen. Er verteidigte im Vorfeld ausdrücklich das Recht der GDL, eigene Tarifverträge für ihre Mitglieder abzuschließen. Die Bahn hatte das bislang abgelehnt. Sie benannte den ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, SPD-Politiker Matthias Platzeck zum Schlichter. -
Die Bahn AG hatte gestern Morgen mitgeteilt, man habe sich mit der GDL auf eine Gesamtschlichtung geeinigt. Tatsächlich endete der Lokführerstreik gestern Abend 19 Uhr. Seit heute früh fährt ein Großteil der zuletzt ausgefallenen Züge von Weimar wieder. Völlig normal würde der Zugverkehr allerdings erst wieder morgen rollen, heißt es von der Bahn.
(wk)