Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 13. Februar 2003
Internationale Gruppen präsentieren sich beim Tanztheaterfestival am DNT
Am Deutschen Nationaltheater beginnen am 21. Februar die 3. Internationalen Tanztheater-Tage. Sie widmen sich in diesem Jahr den Schwerpunkten Neue Medien und Technologie. Die Kuratorin des Tanzfestes, Francesca Spinazzi, kündigte gestern Gastspiele von international führenden Companys an. Sie werden interdisziplinär den Versuch unternehmen, die einzelnen Kunstgattungen zu überbrücken. Erstmals arbeitet das DNT bei diesem Tanzfestival auch mit der Weimarer Bauhaus-Universität zusammen. Zum Auftakt wird das japanische Künstlerkollektiv "dump typ"mit der deutschen Erstaufführung des Stückes "Voyage"erwartet. Außerdem tritt das Ensemble "Rosas"mit einer deutschen Erstaufführung in einer Choreografie von Anna Teresa de Keersmaeker an. Sie ist Leiterin einer der bedeutendsten Schulen für Nachwuchstänzer, in der junge Menschen in verschiedenen Künsten ausgebildet werden. (dpa/kat)
Umbau der Anna-Amalia-Bibliothek schreitet voran
Der Umbau der Anna-Amalia-Bibliothek wird nach Aussagen von Bibliotheksleiter Michael Knoche nicht teurer als geplant. Der Rohbau der unterirdischen Magazine werde in den nächsten Wochen abgeschlossen sein, hieß es beim gestrigen Ortstermin auf Weimars derzeit noch größter Baustelle. Die städtische Neugestaltung am Platz der Demokratie kann in Kürze begonnen werden und soll zum diesjährigen Zwiebelmarkt abgeschlossen sein. Nicht geklärt dagegen ist, ob - wie geplant - ab Ende nächsten Jahres alle vorgesehenen Bücher in den Freihandmagazinen der Öffentlichkeit zu Verfügung gestellt werden können. Zur Zeit fehle noch das Personal für das Anbringen der neuen Signaturen und Sicherheitsetiketten in den Büchern, sagte Knoche. Auf Grund der erheblich verkürzten Transportwege werde aber in Zukunft jedes ausleihbare Buch innerhalb einer Viertelstunde zu Verfügung stehen. Die Öffnungszeiten sollen bis 21 Uhr verlängert werden. Für die Sanierung des historischen Hauptgebäudes sind derzeit erst die Hälfte der auf 9 Millionen Euro veranschlagten Investitionskosten gesichert. Spätestens zum 200. Todestag von Herzogin Anna Amalia im April 2007, so der Bibliotheksdirektor, soll auch der berühmte Rokokosaal wieder regelmäßig besichtigt werden können. (ok)
Stadtverwaltung Weimar wird keinen Haustarifvertrag aushandeln
In der Stadtverwaltung Weimar ist ein Solidarmodell der Arbeiter und Angestellten zur Senkung der Personalkosten vom Tisch. Das haben die Mitarbeiter jetzt in einem hausinternen Rundschreiben erfahren. Zuvor hatte der Betriebsrat Verhandlungen über einen Haustarifvertrag abgelehnt. Damit spielen bei der Konsolidierung des städtischen Haushaltes Arbeitszeitkürzungen auf bis zu 32 Wochenstunden sowie Streichungen beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld keine Rolle mehr. Als Alternative bleiben jetzt nur noch ein rigoroser Stellenabbau durch strukturelle Reformen, heißt es aus Verwaltungskreisen. (kat)
Potentielle Existenzgründer aus dem Raum Apolda können sich am nächsten Donnerstag im Landratsamt über Wege in die Selbstständigkeit informieren. Die IHK bietet ein kostenloses Orientierungsseminar an, das erste Schritte zur Unternehmensgründung vermittelt. Außerdem besteht zum Existenzgründertag am 20. Februar die Möglichkeit, mit Vertretern der Thüringer Aufbaubank, der Gesellschaft für Arbeits- und Wirtschaftsförderung, des Arbeitsamtes und kommunaler Behörden individuelle Fragen direkt zu klären. Existenzgründertage werden monatlich abwechselnd in Weimar und Apolda durchgeführt. (kat)
Der Vorsitzende der Weimarer SPD, Matthias Bettenhäuser, hat sich gegen mögliche Kürzungen der Landeszuschüsse für das Weimarer Kunstfest ausgesprochen. Er forderte auf einer Veranstaltung der SPD Weimar, die weltweit bekannte Kulturstadt Weimar als Kern des landschaftlich und kulturell interessanten Thüringen besser zu vermarkten. Bei der Diskussion zur Europapolitik ging es um Kultur und Tourismus als Wirtschaftsfaktoren für Weimar, die Region und ganz Thüringen. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung und der 2004 anstehenden Ost-Erweiterung sprach sich die Landesvorsitzende der Europa-Union Thüringen, Ulla Kalbfleisch-Kottsieper, dafür aus, nicht weiter auf industrielle Großansiedlungen in Thüringen zu setzen. Statt dessen sollten Kultur und Tourismus sowie Wissenschaft und Forschung zunehmend als tragende Faktoren weiter entwickelt werden. (kat)
Die tschechische Schriftstellerin Lenka Reinerova und der spanische Autor Jorge Semprun sind die Träger der diesjährigen Goethe-Medaillen des Internationalen Goethe-Institutes. Die Auszeichnungen werden alljährlich am 22. März, dem Todestag Goethes, im Weimarer Residenzschloss verliehen. Als Laudatoren werden Pavel Kohout und Ruth Klüger erwartet. Die Übersetzerin, Dolmetscherin und Journalistin Lenka Reinerova gilt als die letzte Deutsch schreibende Schriftstellerin, die in Prag in der Tradition der jüdisch deutschen Schriftsteller lebt. Obwohl ihre Familie in deutschen Konzentrationslagern ermordet wurde, setzt sie sich für ein Museum deutschsprachiger Literatur in Prag ein. Der spanische Schriftsteller Jorge Semprun war 1943 in Paris von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht worden. Er setzt sich in seinem literarischen Werk mit Faschismus und Stalinismus auseinander und legt dabei besonderen Wert auf das Erinnern. Die Goethemedaille wurde 1954 gestiftet und wird ausländischen Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Vermittlung der deutschen Sprache und den internationalen Kulturaustausch verdient machen. (kat)
Die Lebensmittelkontrolle soll von der Futtermittelherstellung bis zum Produkt an der Ladentheke in einer Hand gebündelt werden. Das fordert die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Christine Klaus, nach dem Fund erhöhter Dioxin-Werte in Futtermitteln eines Thüringer Produktionsbetriebes. Bislang kontrolliert das Landwirtschaftsministerium die Futtermittelherstellung, während das Sozialministerium die Lebensmittel überwacht. Diese getrennte Arbeit birgt nach Ansicht der Landtagsabgeordneten die Gefahr, dass es zwischen den Behörden zu Informations- und Zeitverlusten kommt, was letztlich die Gesundheit der Bevölkerung gefährden kann. (kat)
Nicht nur bundesweit, sondern auch im Vergleich zu anderen neuen Bundesländern ist Thüringen im Dienstleistungsbereich ein ausgesprochenes Niedriglohnland. Wie das Landesamt für Statistik mitteilte, lagen die durchschnittlichen Arbeitskosten in Thüringer Dienstleistungsfirmen im Jahr 2000 weit unter dem Bundeswert. Die Arbeitskosten in Unternehmen aus Handel, Gastgewerbe oder Versicherungen waren im alten Bundesgebiet fast anderthalb mal höher als in Thüringen. Dieser Unterschied wird mit höheren Bruttolöhnen und höheren Personalnebenkosten für die Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung begründet. Innerhalb der Branche sparen die Unternehmen am meisten bei den Arbeitskosten im Thüringer Gastgewerbe, am teuersten ist es für die Unternehmen im Kredit- und Versicherungsgewerbe. (kat)
Die Thüringer Händler wollen ihre Läden länger öffnen und fordern von der Bundesregierung eine schnelle Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten. Der Handel müsse auf die veränderten Kaufgewohnheiten der Kunden flexibel reagieren können, sagte der Präsident des Einzelhandelsverbandes, Senft, gestern auf der Jahrespressekonferenz. Die Geschäfte sollten montags bis freitags bis 22 Uhr und samstags mindestens bis 18 Uhr öffnen, an den Sonntagen jedoch weiterhin geschlossen bleiben. In seiner Jahresbilanz beklagte der Einzelhandelsverband neben starken Umsatzrückgängen auch Überkapazitäten. Er fordert von den Stadtverwaltungen, Industriebrachen nicht für die Ansiedlung von Supermärkten zu missbrauchen, und kritisierte aggressive Rabattaktionen von Discountmärkten. (kat)
Thüringens Minister für Europa-Angelegenheiten, Jürgen Gnauck, hat gestern in Brüssel mit Vertretern der Europäischen Union gesprochen. Gnauck erörterte dabei auch die Frage, in welchem Umfang die EU-Kommission Prüfungen vornehmen darf bei der Vergabe öffentlicher Aufträge durch die Kommunen. In der Vergangenheit hat es wiederholt Einwände der EU gegen die Förderpraxis des Landes Thüringen gegeben. Die EU-Kommission plant die Herausgabe eines sogenannten Grünbuchs. Es soll festlegen, in welchen Punkten bei der Vergabe öffentlicher Aufträge die EU mitsprechen darf und in welchen Fragen die Länder zuständig sind. Dabei geht es unter anderem um Finanzierungen für Sozialdienste, den Öffentlichen Personennahverkehr oder Schwimmbäder. (kat)
Die Wirtschaftsminister von Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt haben gestern in Schkopau über die wirtschaftliche Situation und gemeinsame Aktivitäten in Mitteldeutschland gesprochen. In einer Erklärung kritisieren sie, dass weder die sogenannten Hartz-Gesetze noch die geplante Mittelstandsoffensive den Bedingungen in Ländern mit besonders hoher Arbeitslosigkeit gerecht werden. Sie fordern mehr Freiräume, um den Rückstand bei Wachstum, Beschäftigung und Produktivität aufzuholen. Die Minister schlagen unter anderem vor, in Länder mit hoher Arbeitslosigkeit zeitlich befristet sogenannte Sonderwirtschafts-Zonen einzurichten. Dort soll beispielsweise im Arbeitsrecht oder bei Genehmigungsverfahren von bestimmten gesetzlichen Regelungen abgewichen werden dürfen. Bereits am Dienstag hatten sich die IHK Thüringen, Ministerpräsident Vogel und Wirtschaftsminister Schuster für eine Sonderwirtschaftszone in Thüringen ausgesprochen. Kritiker dieser Pläne befürchten eine weitere Aushebelung von Arbeitnehmerrechten. (kat)
Weimar präsentiert sich seinen Besuchern künftig stärker als Wirtschaftsstandort. Vor allem Kongress- und Tagungsbesucher sollen nach dem Willen der Kulturstadt Weimar GmbH nicht nur das vielfältige Kulturangebot nutzen können, sondern auch die wirtschaftliche Leistung der Stadt besser kennen lernen. Dazu bietet das Unternehmen seinen Kunden ab sofort ein Rahmenprogramm mit Vorträgen über Weimar als Standort der Baustofftechnologie oder die Weimarer Hochschulen an. Auch Podiumsdiskussionen mit Persönlichkeiten aus Weimar und Treffen mit dem Oberbürgermeister werden vermittelt. Zu einem weiteren Schwerpunkt sollen Führungen in medizinischen Einrichtungen ausgebaut werden, da aus diesem Bereich besonders viele Tagungen in der Weimarhalle stattfänden, informierte gestern Pressesprecherin Uta Kühne. (ok)