Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 10. Mai 2005
Die Bedeutung Friedrich Schillers wurde während des Festaktes anläßlich seines 200. Todestages unterschiedlich gewertet. Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus verwies auf die Aktualität seiner Werke. Schillers Forderung nach Achtung der Menschenwürde, seine Warnung vor Machtmissbrauch und sein Streben nach Einheit und Gemeinsinn seien zeitlos modern. Bundes-Kultur-Staatsministerin Christina Weiss warnte hingegen vor einer politischen Vereinnahmung des Dichters. Der Anspruch seiner Literatur, zugleich Religion, Bildung, Philosophie und Politik zu sein, sei nicht mehr zeitgemäß. Der Schillerbiograf und Philosoph Rüdiger Safranski machte in seiner Festrede deutlich, daß Schillers Freiheitsstreben vor allem eine Sehnsucht sei, die auf die Theaterbühne gehöre. (jm/wk)
Das fünfwöchige Festival "Räuber und Gendarmen" ist gestern auf dem Theaterplatz gestartet worden. Dabei wollen sich rund 80 junge Künstler aus zwölf Ländern in allen künstlerischen Genres mit Schillers Ideen von Freiheit und Utopie auseinandersetzen. Zu der Veranstaltungsreihe zeitgenössischer Kunst gehören Performances und Theateraufführungen. Aber auch Vorträge, Lesungen, Musikdarbietungen, Installationen und Kunst im öffentlichen Raum werden geboten. Auf dem Marktplatz wurde dazu eigens ein Aufbau aus Containern errichtet. Das Festival ist im Auftrag der Stadt vom Verein "Schiller05" organisiert worden. (wk)
Die Schülerbriefe der Aktion "Sehr geehrter Herr Schiller" wurden gestern abend auf der Bühne vor dem Schillerhaus ausgewertet. Das Kulturamt und Weimars Rotary-Club prämierten als die gelungensten elf von 113 Briefen. Unter den Preisträgern sind sechs Gymnasiasten aus dem Schiller-, und drei aus dem Fallersleben-Gymnasium. Auch die jüngste Teilnehmerin wurde gewürdigt. Sie ist neun Jahre alt und lernt in der "International School". Eine siebte Klasse aus Blankenhain wurde für einen gemeinsam verfaßten Brief ausgezeichnet. Zu den von den Rotariern gestifteten Preisen gehören Bücher, Theaterkarten und Geldpreise von 150 bis 300 Euro. (wk)
Die Weimarer Schiller-Ehrungen haben gestern mit einem bunten Veranstaltungsreigen begonnen. Im Schiller-Museum wurde eine Ausstellung über "Schillers Helden heute" eröffnet. Texte des Dichters wurden auf der Straße von Schülern gespielt und rezitiert. Die Theaterpremiere des Tages fand in Weimars Amateurtheater statt: das D.A.S.-Jugendthetater spielte Schillers "Räuber". Auf einer so genannten "Utopie-Baustelle" stellten sich auf dem Marktplatz Lied-Dichter mit ihren Werken vor. Nach einem offiziellen Festakt im DNT gilt das Schillerjahr für Thüringen eröffnet. Bundesweit hatte die Eröffnung Kulturstaatsministerin Christina Weiss im März in Berlin vorgenommen. Für Weimar wurde das Schillerjahr bereits in der Silvesternacht eröffnet. Die Weimarische Staatskapelle gab dazu die selten gespielte Tonversion von Schillers Ballade "Das Lied von der Glocke". Gestern abend spielte die Staatskapelle zum 200. Todestag des Dichters Beethovens Neunte Sinfonie mit Schillers "Ode an die Freude". (wk)
Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt hat jetzt eine Hilfsinitiative für die brandgeschädigte Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek gestartet. Der Gründer und Ehrenvorsitzende der Deutschen Nationalstiftung rief andere deutsche Stiftungen auf, die Bibliothek zu unterstützen. Diese sei ein identitätsstiftendes nationales Symbol von internationaler Bedeutung und Ausstrahlung. Bisher wurden bereits mehr als acht Millionen Euro für die Restaurierung und Wiederbeschaffung der Bücher gespendet. Erforderlich sind dafür jedoch nach Schätzungen von Experten etwa 67 Millionen Euro. (kat-jm)
Die Fortzahlungsanträge für das Arbeitslosengeld II werden künftig per Post kommen. Das teilte jetzt die "ARGE Weimar/Apolda" mit. Die Zusendung erfolgt immer sechs bis acht Wochen vor dem Ende des jeweiligen Bewilligungsabschnittes. Die Festlegung betrifft die cirka 5-tausend Bedarfsgemeinschaften, deren Förderung am 30. Juni 2005 endet. Sind in den Vermögens- und Einkommensverhältnissen keine Änderungen eingetreten, können die ausgefüllten Anträge ebenfalls mit der Post zurückgeschickt werden. Sind Änderungen eingetreten ist umgehend für die Abgabe des ausgefüllten Fortzahlungsantrags ein Termin zu vereinbaren. Dafür ist eine neue Service-Telefon-Nummer angegeben. (wk)
In der Erfurt Arbeitsagentur findet heute ein Europatag statt. Die Bundesanstalt informiert über Ausbildung, Studium und Beschäftigung im europäischen Ausland. Neben Vortragsgesprächen haben Interessierte die Möglichkeit, mit Europa-Experten Gespräche zu führen. Anwesend ist auch das Amt für Auslandstätige. Die Angebote seien breit gefächert, heißt es in der Einladung des Europa-Service Erfurt. So hätten Arbeitgeber aus Großbritannien eine Jobbörse eingerichtet und würden vor Ort Eignungsgespräche mit Bewerbern führen. Nach Auskunft der Pressesprecherin Rommy Hammerschmidt werden dabei vor allem junge Leute für das Hotel- und Gastättengewerbe und zur Alten- und Krankenpflege gesucht. Aber auch Au-pair-Dienstleister würden Angebote machen, so Hammerschmidt. Zur Stunde seien etwa 100 Interessierte zu Vorträgen und Gesprächen auf dem Europa-Tag. (wk)
Zu einer "Tourismuskonferenz Ost" haben sich gestern in Weimar rund 400 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft getroffen. Eingeladen hatte Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement, Aufbau-Ost-Minister Manfred Stolpe und das Thüringer Wirtschafts-Ministerium. Behandelt wurden Probleme des Städte-Tourismus in den neuen Bundesländern. In seiner Begrüßungsrede stellte Clement fest, daß bisher 58 Prozent der Westdeutschen noch nicht die neuen Bundesländer besucht hätten. Er mahnte eine verstärkte Image-Werbung für den ostdeutschen Tourismus an. Stolpe schlug einen Ideenwettbewerb für überregionale Tourismusangebote vor. Dabei verwies er auf das kulturelle Erbe von Bach über Luther bis Schiller. (kat/jm/wk)
Freie Träger fordern mehr Transparenz von der Politik
Die freien Träger der Jugendhilfe fordern mehr Transparenz von der Politik. Zu ihrem so genannten Trägerfrühstück erklärten sie sich heute stinksauer darüber, wie in Weimar mit der Jugendarbeit umgegangen wird. So würde den Jugendlichen nicht gesagt, warum sie mit weniger Geld auskommen müssten. Die Politik mache sich damit nicht gerade vertrauenswürdig. Da müsse man sich nicht wundern, wenn die Politikverdrossenheit zunimmt. Vor allem protestierten sie gegen den Vorwurf des Weimarer Sozialdezernenten Dirk Hauburg, sie würden sich nur ihre Jobs sichern wollen. Dirk Wendelmuth vom Jugendhilfe-Ausschuß erwartet dafür von Hauburg eine Entschuldigung. Er solle sich doch mal eine Jugendeinrichtung von innen anschauen, so Wendelmuth.
(wk)
Gedenkfeier im Landtag
Mit einer Gedenkfeier hat heute der Thüringer Landtag an das Kriegsende vor 60 Jahren erinnert. Die Gedenkrede im Parlament hielt der ehemalige US-Botschafter John Kornblum. Landtagspräsidentin Dagmar Schipanski und Ministerpräsident Dieter Althaus hatten zu Beginn Grußworte gesprochen. Die Fraktionen von CDU, PDS und SPD setzten mit einer gemeinsamen Erklärung ein Zeichen. In der Erklärung wurde aller Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft, Flucht und Völkermord gedacht.
(dpa/wk)
Auch Weimarer an Dessauer Neo-Nazi-Überfall beteiligt
An einem versuchten Neo-Nazi-Überfall in Dessau waren auch Weimarer Rechtsextremisten beteiligt. Das bestätigte heute die Polizeidirektion Jena. Am Sonntag hatten rechte Randalierer aus Bayern und Thüringen versucht, ein linkes Jugendzentrum in Dessau zu stürmen. Wie dpa meldete, befanden sich die etwa 100 Rechtsextremisten auf der Rückfahrt vom verhinderten Neonazi-Aufmarsch in Berlin. Die Polizei konnte die Randale verhindern und zwang die Neonazis, weiterzufahren. Inwieweit sich aus dem Vorfall strafrechtliche Konsequenzen ergeben, würde zur Zeit noch ermittelt, so ein Polizeisprecher.
(jm/wk)