Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 20. Januar 2003
Künftige Kunstfestintendantin stellt erste Pläne für 2004 vor
Das Weimarer Kunstfest steht von 2004 an ganz im Zeichen von Franz Liszt. Die designierte Kunstfest-Intendantin Nike Wagner stellte am Freitag ihr Konzept für das Festival vor. Die künstlerischen Ideale und die geistige Figur des Komponisten sollen Vorbild für das europäisch orientierte Fest sein. Das Fest mit dem Schwerpunkt Musik bekommt in Anlehnung an Liszt auch den neuen Namen "Pèlerinages", was soviel wie Wanderschaft bedeutet, sagte die Kunstwissenschaftlerin. Weimar wolle das Fest auf Wanderschaft nach Europa geben und Europa solle nach Weimar ziehen. Nach Angaben von Nike Wagner soll das Kunstfest in jedem Jahr mit einem Konzert für Buchenwald und einem weiteren Hauptkonzert eröffnet werden. Das Kunstfest ist eines der bedeutendsten Festivals Mitteldeutschlands und hat bundesweite Ausstrahlung. Die Stadt unterstützte das Kunstfest bisher jährlich mit 250.000 Euro. Vom Kulturetat in Höhe von derzeit 7,9 Millionen Euro fließen 5,2 Millionen, das entspricht 65 Prozent, in die Hochkultur. Anfang Oktober beschloss der Stadtrat deshalb massive Streichungen im kulturellen und sozialen Bereich. (shg)
Gedenktag am 27. Januar soll ein "Denktag"werden
Sozialminister Frank-Michael Pietzsch ruft dazu auf, sich an einem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus zu beteiligen. Besonders Jugendorganisationen seien angesprochen, wenn es heißt, den Gedenktag mit Leben auszufüllen und ihn so zu einem "Denktag"zu machen. "Gedenken und Nachdenken über die Vergangenheit schaffen Orientierung für die Zukunft", erklärte der Minister. Obwohl es aus Sicht des Ministers um Parolen der Neonazis ruhiger geworden sei, seien diese keineswegs zu unterschätzen. Der Nährboden müsse jeder Art von Extremismus durch eine sozial gerechtere Politik entzogen werden. Die besten Voraussetzungen dafür biete die soziale Marktwirtschaft, heißt es weiter im Aufruf aus dem Sozialministerium. Der 27. Januar als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus geht auf die Initiative des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zurück. (shg)
Grüne kritisieren die Streckenpolitik der Deutschen Bahn
Bündnis 90 / Die Grünen kritisieren die Streckenpolitik der Deutschen Bahn in Thüringen. Sie werfen ihr vor, die Verbindung zwischen Weimar und Gera seit Jahren systematisch vernachlässigt zu haben. Selbst nach dem Streckenausbau zwischen Großschwabhausen und Jena verlaufe der Verkehr nicht reibungslos: Verspätungen, zu wenig Waggons, überfüllte oder ausfallende Züge seien immer noch an der Tagesordnung. Auch drohe mit der ICE-Strecke Leipzig-Erfurt-Nürnberg die Vernachlässigung Weimars und den östlich liegenden Regionen. Mit der Benennung eines ICE nach der Klassikerstadt erhoffen sich die Bündnisgrünen, dass sich die Deutsche Bahn der Verbesserung des Bahnnetzes in Mitteldeutschland und Thüringen annimmt. (ne)
Die Versteigerung der Ausstellungsstücke der Schau über die Freimaurerei in Weimar im Schillermuseum erzeugte weniger Interesse als erwartet. Lediglich 850 Euro flossen mit der Auktion in die Kasse der Klassikstiftung. Eine im Jahr 2001 vorangegangene ähnliche Aktion, bei der Stücke einer Nietzsche-Ausstellung unter den Hammer kamen, brachte hingegen rund 6000 Euro ein. Die Veranstalter hatten zwar mit etwa 2000 Euro Einnahmen gerechnet, sind aber dennoch nicht unzufrieden mit dem Ergebnis. Immerhin würde das Museum so erhebliche Lager- und Entsorgungskosten einsparen. Von April an zeigt das Schillerhaus die Exposition "Über-Menschen". Darin setzen sich Künstler mit dem Werk Nietzsches auseinander. (shg)
Mit einer etwas ungewöhnlichen Suchmeldung wendet sich das Ensemble für intuitive Musik Weimars an die Hörerinnen und Hörer von Radio LOTTE. Für Aufführungen von Werken des Komponisten John Cage benötigt das Ensemble funktionierende Röhren-Radios und Kurzwellenempfänger. Cage setzt in einigen seiner Kompositionen solche Geräte instrumental ein. Wer ein oder mehrere Radios auszuleihen hat, melde sich bitte beim Klang Projekte e.V. in der Paul-Schneider-Straße 26. (shg)
Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hat die Thüringer zu Friedensgebeten aufgerufen. Im "Thüringen Journal"des MDR-Fernsehens sagte der katholische Geistliche am Sonntag Abend, alle Menschen guten Willens sollten für den Frieden und gegen einen Krieg im Irak beten. Der Krieg sei kein unausweichliches Schicksal, sondern eine Niederlage der Menschheit. Der Bischof sprach sich außerdem für eine stärkere Rolle der Vereinten Nationen aus. Da jeder Krieg eine Rechtfertigung brauche, sollte die UNO in der Irakfrage das letzte Sagen haben. (shg)
Verschiedene Politiker von SPD, CDU, Grünen und FDP haben sich für eine Reduzierung der Anzahl der Bundesländer ausgesprochen. Am weitesten wagte sich dabei FDP-Bundesvize Walter Döring vor, der nur noch 9 statt der bisherigen 16 Länder forderte. Die meisten Länder, die von Fusionen betroffen wären, lehnten dies postwendend ab. Wenn Deutschland im internationalen Wettbewerb bestehen will, muss die Länderstruktur reformiert werden, erklärte Döring und bezeichnete die bestehende Länderstruktur als absurd. In Dörings Modell soll Thüringen künftig mit Sachsen und Sachsen-Anhalt zu einem Bundesland verschmelzen. Unangetastet sollten dabei nur Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden- Württemberg bleiben. Auch der Unions-Fraktionsvize Wolfgang Schäuble sagte, der jetzige Zustand sei langfristig nicht mehr haltbar, da auf Grund der wirtschaftlichen Unterschiede der Wettbewerb zwischen den Ländern nicht mehr funktioniere. Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel lehnte eine Zusammenlegung Thüringens mit den Nachbarländern ab. "Wir wollen keine Fusion", erklärte er am Sonntag der dpa in Erfurt. Die Bürger der drei Länder würden eine Verschmelzung nicht akzeptieren. Eine Alternative zu einer Fusion sieht Vogel in engerer Zusammenarbeit der drei Länder. (shg)
In einer weltweit einzigartigen Vernetzung pädagogischer und künstlerischer Organisation richten das Deutsche Nationaltheater und die Hochschule für Musik "Franz Liszt"ein gemeinsames Opernstudio ein. Ab der nächsten Spielzeit erhalten dadurch 6 bis 8 junge Sängerinnen und Sänger neben Unterricht und Betreuung durch die Hochschule auch die Chance bei Operninszenierungen am DNT in Fachrollen mitzuwirken. Die möglichen Absolventen müssen für die Aufnahme in das Opernstudio eigens eine Aufnahmeprüfung bestehen. Erste Voraussetzung dafür ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Außerdem sollten die Bewerberinnen und Bewerber nicht älter als 30 Jahre alt sein. Die Bewerbungsfrist endet am 31. März. Interessenten können sich bis dahin an das Sekretariat der Opernschule wenden. (shg)
Ambitionierte Jung-Schriftsteller haben beim Wettbewerb "Junges Literaturforum Hessen / Thüringen"die Möglichkeit, ihr Talent unter Beweis zu stellen. Noch bis zum 31. Januar können junge Leute zwischen 16 und 25 Jahren, die ihren Wohnsitz in Thüringen oder Hessen haben, ihre Arbeiten beim Wissenschaftsministerium einreichen. Eingesendet werden können entweder drei Gedichte oder eine Kurzgeschichte von maximal 3 Din A4-Seiten. Die zehn besten Arbeiten werden mit jeweils 500 Euro prämiert. Die Preisverleihung findet Ende April in Wiesbaden statt. (ne)
Thüringer Museen mussten im vergangenen Jahr einen Besucherschwund hinnehmen. Der Rückgang des Publikums betraf in der Hauptsache kleinere Museen. Große bekannte Einrichtungen seien nicht so stark davon betroffen. Allerdings hatte auch die Stiftung Weimarer Klassik einen Rückgang von immerhin 30.000 Besuchern zu verzeichnen. Von den 530.000 Gästen in den hiesigen Museen kamen allein 200.000 ins Goethehaus. Auch die Wartburg bei Eisenach ist nach wie vor ein Besuchermagnet. Mit über 400.000 Besuchern sind die Zahlen nur minimal gesunken. Der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Roth, warnte davor, die klassischen Aufgaben der Museen zu vernachlässigen. Für die Forschung und den Erhalt der Kulturgüter werde zugunsten besser zu vermarktender Sonderprojekte immer weniger getan. Kleinere Museen forderte Roth auf, ihre Situation über Verbünde im An- und Verkauf und im Marketing zu verbessern. (shg)
Die Verdienste von Arbeitnehmern in Thüringen sind innerhalb eines Jahres um durchschnittlich 2,2 Prozent gestiegen. Im Oktober 2002 erhielten Beschäftigte im produzierenden Gewerbe im Vergleich zum Vorjahresmonat 2,1 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Für kaufmännisch und technisch Angestellten erhöhte sich der Verdienst um 3,9 Prozent. Lediglich Angestellte im Handel, Kredit- und Versicherungsgewerbe mussten einen Lohnrückgang hinnehmen: Sie bekamen im Herbst letzten Jahres 1 Prozent weniger als noch im Oktober 2001. (ne)