Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 09. April 2003
Das Bürgerbündnis ruft zu Aktionen gegen Naziaufmarsch auf
Ein buntes Fest im Weimarhallen-Park soll am Ostersonntag die Bürger der Stadt feiernd zusammenführen, um Gesicht gegen einen geplanten Neonaziaufmarsch zu zeigen. Im Aufruf des "Bündnisses gegen Rechts"heißt es, "die Anmelder und ihre braune Anhängerschaft werden wie in den vergangenen Jahren mit dem Widerstand der Weimarer konfrontiert sein". Nach Informationen der Netzwerkstelle gegen Rechts ist für den 20. April erneut ein Aufmarsch angemeldet worden. Allerdings ist der Anmelder inzwischen ein anderer. Der Nordhäuser Neonazi Polzius hatte drei Termine für vorgesehene Kooperationsgespräche mit der Anmeldebehörde nicht wahrgenommen. Zu den Gegnern des rechten Aufmarsches sollen auch die Teilnehmer der Thüringer Ostermärsche stoßen. Mit einer gemeinsamen Kundgebung des Weimarer Bündnisses und der Thüringer Friedensbewegung werde zudem klargestellt, dass Neonazis nichts in den Reihen derer zu suchen haben, die sich generell, kategorisch und kritisch gegen Krieg als Mittel politischer Konfliktlösung aussprechen, heißt es in der Erklärung. (shg)
Rückforderungen an das DRK sind höher als erwartet
Die Rückzahlungsforderungen an den DRK-Kreisverband Weimar fallen nun doch größer aus, als vor wenigen Wochen angekündigt. Demnach soll der Verband statt rund 600.000 Euro rund 200.000 Euro mehr zahlen. Grund für die Rückforderungen waren Unregelmäßigkeiten bei der Lohnabrechnung in den Jahren 1996 bis 2001. Von der AOK und anderen Versicherungen zur Verfügung gestelltes Geld für Gehaltszahlungen war nicht vollständig an die Mitarbeiter ausbezahlt worden. In den nächsten Wochen muss der Kreisverband gegenüber der AOK klarstellen, warum man den bereits seit längerem bekannten Fehlern nicht auf den Grund gegangen sei. (shg)
Bernhard Vogel mahnt Gedenken an Opfer des Gutenberg-Massakers an
Thüringens Ministerpräsident Vogel warnte anlässlich des ersten Jahrestages des Massakers am Erfurter Gutenberg-Gymnasium vor einem Verdrängen der Ereignisse. Der Tag, so Vogel, müsse ein Gedenktag sein und kein Tag des Abschlusses. Der Regierungschef bedauerte, dass die nach dem Amoklauf begonnene Debatte nicht die gewünschte Wirkung entfaltet habe. Die Konsequenzen, die gezogen wurden, seien seiner Ansicht nach bei weitem nicht ausreichend. Vogel forderte eine weitere Verschärfung des Jugendschutzgesetzes und forderte den Bund auf, nötige Verordnungen endlich auf den Weg zu bringen. Am 26. April 2002 hatte der zuvor des Gymnasiums verwiesene 19 Jahre alte Robert Steinhäuser 16 Menschen erschossen und sich dann selbst getötet. Steinhäuser war Mitglied eines Schützenvereins und hatte die benutzten Waffen legal besessen. Zudem soll er sich regelmäßig mit gewaltverherrlichenden Computer-Spielen beschäftigt haben. (shg)
Das Berliner Robert-Koch-Institut hat heute die Aussaat von gentechnisch verändertem Weizen in Thüringen genehmigt. Nach Informationen des Institutes gehe von dem Freilandversuch keine Gefahr für Mensch und Umwelt aus. Der Anbau auf einem Feld bei Friemar im Landkreis Gotha ist der erste Fall in Deutschland. In Großbritannien wird bereits gentechnisch veränderter Weizen angebaut. Gegen den Freiland-Versuch hatten sich Naturschutzverbände, wie der BUND und die Grüne Liga ausgesprochen. Auch die betroffene Verwaltungsgemeinschaft Nesseaue, die Gemeinde Friemar selbst und der Verein Ökoherz als Vertreter der Ökolandbaubetriebe sind Gegner des Projektes. Bereits gestern hatte Greenpeace gegen den Anbau demonstriert und auf dem betroffenen Feldstück herkömmlichen Weizen zur Aussaat gebracht. (shg)
Aus Anlass des 58. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald wird es in den nächsten Tagen eine Reihe von Veranstaltungen geben. So empfängt der Oberbürgermeister am 10. April Veteranen der 3.US-Armee, darunter auch Angehörige der Einheit, die im April 1945 in Weimar einmarschiert war. Im ehemaligen Lager selbst, wird am 11. April eine Fotoausstellung eröffnet, deren Bilder das Lager unmittelbar nach der Befreiung zeigen. Ebenfalls am 11. April wird im ehemaligen Außenlager Mittelbau-Dora bei Nordhausen der Grundstein für ein neues Lern- und Dokumentationszentrum gelegt. Ein Gedenkstein für die in Buchenwald gefangenen Frauen wird am Vormittag des 13. April enthüllt. Um 13 Uhr beginnt im ehemaligen Häftlingslager die Gedenkfeier des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos. (shg)
Mehr als 17.000 Menschen in Thüringen sind auf Lebensmittelspenden angewiesen. Die Gruppe der Bedürftigen ist nach Erhebungen des Landesverbandes der Thüringer Tafeln in den letzten vier Jahren um rund 5000 angewachsen. Im Freistaat existieren 22 so genannte "Tafeln"mit mehr als 30 Ausgabestellen. Dort werden sozial bedürftige Menschen kostenlos mit Lebensmitteln versorgt. Die Mitarbeiter der "Tafeln"arbeiten vorwiegend ehrenamtlich. (shg)
Der Kälteeinbruch vom Wochenende hat in Erfurt ein Todesopfer gefordert. Dort erfror in der Nacht vom Sonntag zum Montag ein 46-jähriger Mann, der in einem Park entdeckt worden war. Presseberichten zufolge hatte es beim Abtransport des noch lebenden Mannes Differenzen zwischen Sanitätern und der Polizei gegeben. Im Gegensatz zu den Sanitätern hätten die Polizisten keine Alkoholisierung gesehen und auf einem Transport ins Krankenhaus bestanden. Dort sei der Mann gegen 23.45 Uhr angekommen. Die Staatsanwaltschaft erklärte, es gebe bisher keine strafrechtlichen Ermittlungen, nur ein Verfahren zur Klärung der Todesursache. Ein Termin für eine Obduktion stehe noch nicht fest. Hinweise auf äußere Gewalt seien allerdings bislang nicht festgestellt worden. (shg)
Mehr als jeder zweite Thüringer arbeitet auch außerhalb der normalen Arbeitszeit. Das geht aus Erhebungen des statistischen Landesamtes hervor. Im Zeitraum Februar bis April 2002 waren es 52,0 Prozent aller Erwerbstätigen. Im Jahr 1995 lag dieser Anteil noch 10 Prozent niedriger. Aus den Ergebnissen des Mikrozensus, einer jährlichen repräsentativen Haushaltsbefragung, geht weiter hervor, dass vor allem der Samstag für viele Erwerbstätige ein Arbeitstag ist. Demnach hatten rund ein Fünftel aller Erwerbstätigen ein nur kurzes Wochenende. Ähnliche Zahlen liegen für Abend- und Nachtarbeit, sowie Arbeit an Sonn- und Feiertagen vor. Insbesondere Selbständige und mithelfende Familienangehörige sind auch außerhalb der normalen Arbeitszeit tätig. Da die Arbeitszeiten wesentlich durch das Berufsbild geprägt werden, sind vor allem Angestellte im Dienstleistungsbereich davon betroffen. (shg)