Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 03. September 2004
Anna-Amalia-Bibliothek ging in Flammen auf
Die Anna-Amalia-Bibliothek ist gestern abend in Flammen aufgegangen. Das Feuer war offensichtlich im Dachstuhl des im 16. Jahrhundert erbauten Gebäudes ausgebrochen. Gegen 20:30 Uhr wurde die Feuerwehr durch die im Haus installierte Brandmeldeanlage alarmiert. Zunächst konnten die vereinzelten Flammen aus dem Dachstuhl gelöscht werden. Dann schoß das Feuer bis zu 50 Metern hoch, wie Augenzeugen berichteten. Erst um Mitternacht hatte die Feuerwehr die Flammen löschen können. Dabei erlitten drei Feuerwehrleute leichte Rauchvergiftungen. Insgesamt waren über 280 Feuerwehrleute und Kräfte des Technischen Hilfswerkes THW aus ganz Thüringen im Einsatz. Dazu kamen noch mehr als 200 freiwillige Helfer aus der Weimarer Bevölkerung.
(jm)
30-tausend historische Bücher unwiederbringlich dahin
Der Brand in der Anna-Amalia Bibliothek hat etwa 30-tausend historische Bücher unwiederbringlich zerstört, darunter auch historische Handschriften aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Weitere 50-tausend Bücher aus dem historischen Buchbestand seien gerettet worden, sagte Bibliotheksleiter Michael Knoche. Allerdings seien die meisten davon schwer beschädigt. Alle weiteren Bücher seien schon in das neue Tiefenmagazin einsortiert worden. Die geretteten Bücher würden jetzt tiefgefroren und in das Zentrum für Bucherhaltung nach Leipzig transportiert, wo sie restauriert werden sollen, so Knoche weiter.
Der weltberühmte Rokoko-Saal ist in Mitleidenschaft gezogen worden. Er könne aber restauriert werden, hieß es. Der größte Teil des Dachstuhls ist völlig ausgebrannt. Das Bibliotheksgebäude ist durch den Brand aber nicht einsturzgefährdet, die Statik des Hauses sei noch intakt.
(wk-jm)
Bund gibt vier Millionen Euro für abgebrannte Bibliothek
Der Bund hat eine Soforthilfe in Höhe von vier Millionen Euro für die durch das Großfeuer schwer beschädigte Anna-Amalia-Bibliothek bereitgestellt. Das teilte heute Bundeskulturstaatsministerin Christina Weiß mit. Auch Thüringens Kultusminister Jens Göbel sagte gegenüber Radio LOTTE Weimar eine finanzielle Soforthilfe des Freistaates in Millionenhöhe zu. Genauere Zahlen nannte er aber noch nicht. Sowohl Weiß als auch göbel riefen die Bevölkerung zu Spenden für die Bibliothek auf.
Bibliotheksleiter Michael Knoche sagte, die Anna-Amalia-Bibliothek werde nicht untergehen. Schließlich umfasse sie einen Bestand von mehr als einer Million Bücher, von denen die meisten schon in das neue Tiefenmagazin umgelagert worden seien. Unwiederbringlich verloren seien aber die Musikaliensammlungen, die unter anderem von Anna-Amalia selbst geschaffene Kompositionen enthielten.
(jm)
Der Präsident der Stiftung Weimarer Klassik, Hellmut Seeman, dankte den Feuerwehrleuten, die verhindern konnten, daß die ganze Bibliothek in sich zusammengestürzt ist. Das wurde noch gestern Abend allgemein befürchtet. Seemann dankte auch den den Mitarbeitern für ihren unermüdlichen nächtlichen Einsatz bei der Rettung der wertvollen Buchbestände. Der Stiftungspräsident verwies auf den mangelhaften Brandschutz für das historische Gebäude, der aber auch ein Grund für die jetzt geplante Restaurierung gewesen sei. (wk)
Am Weimarer Handwerker-Bildungszentrum HBZ findet heute abend der "12. Treffpunkt Handwerk" statt. Vertreter aus Politik und Wirtschaft wollen sich dabei über die aktuellen Probleme des Handwerks austauschen. Eines davon besteht laut HBZ-Geschäftsführerin Heidi Kühn in der gegenwärtig geringen Binnennachfrage in Deutschland. Weil viele Menschen kein Vertrauen in die Zukunft hätten, würde weniger gekauft oder gebaut. Das träfe zuerst das Handwerk, so Kühn. (jm)
Thüringens SPD-Chef Christoph Matschie hat gestern in Weimar die CDU-Landesregierung kritisiert. Er warf ihr vor, weitere Schulden zu machen, anstatt die Neuverschuldung des Freistaates zu senken. Außerdem deute nach Matschie alles daraufhin, daß die CDU-Landesregierung auf Kosten der Kommunen sparen und den kommunalen Finanzausgleich verändern wolle. Matschie zweifelte auch daran, daß es dem CDU-Ministerpräsidenten Dieter Althaus gelingen könnte, das Problem der hohen Wasser- und Abwasserbeiträge zu lösen. Althaus Vorschläge, keine Anschlußbeiträge mehr zu kassieren, ließen sich offenbar nicht umsetzen, so Matschie. (jm)
In Weimar entwickeln sich zur Zeit zahlreiche Initiativen, um Geld für den Weideraufbau der abgebrannten Anna-Amalia-Bibliothek zu sammeln. So wird unter anderem die Weimarer Staatskapelle am Sonntag auf dem Platz der Demokratie oder dem Markt ein Benefizkonzert geben. Ein weiteres soll am 11. September folgen, dem Vorabend des Tages des Offenen Denkmals. Auch Kunstfestkünstler wollen sich beteiligen. So nach seinem regulären Kunstfestkonzert morgen abend noch einmal auf der Wiese vor dem Reithaus auftreten. Rifkin spielt Bach-Kantaten. Zu Spenden zugunsten der Bibliothek haben auch FDP und WfU aufgerufen. Die Spenden sollen auf das Konto der Gesellschaft der Anna-Amalia-Bibliothek eingezahlt werden. Die Kontonummer erfahren Sie dort. Der Freundeskreis des Goethe-National-Museums bittet ebenfalls um Spenden zugunsten der Bibliothek. (jm)
Das familienorientierte Kinder- und Jugendheim "Felicitas" der "Stiftung Dr. Georg Haar" feiert heute seinen zehnten Geburtstag. Im Jahre 1994 zogen die ersten Jugendlichen in das damals neugebaute Haus ein. Zur zeit werden dort neun Jugendliche betreut. Um sie kümmern sich fünf Erzieher. Zum Heim gehören auch ein Sportplatz, ein Garten und ein Tiergehege. Im unterschied zu anderen Jugendhilfe-Einrichtungen werden hier die Familien der Jugendlichen in den Erziehungsprozeß mit einbezogen. (jm)
Prinz Michael von Sachsen- Weimar und Eisenach hat unterdessen eine Sondersitzung des Stiftungsrates der Stiftung Weimarer Klassik beantragt, dessen Mitglied er ist. Das wurde inzwischen vom Vorsitzenden des Stiftungsrates, Thüringens Kultusminister Jens Goebel, abgelehnt. Es bleibe bei der ordentlichen Sitzung am 29. September, so Goebel. Ein Treffen zwischen dem Prinzen und Goebel ist für den 13. September anberaumt. Prinz Michael will aber schon am Dienstag nach Weimar kommen. Er verlangte, die verlorengegangenen Bestände der Anna-Amalia-Bibliothek durch gleichrangige Bücher und Kunstwerke aus anderen Bibliotheken zu ersetzen, damit die Anna-Amalia-Bibliothek ihren gegenwärtigen Rang in Deutschland halten könne. Auch Dauerleihgaben seien möglich. Ob und mit wieviel Geld sich das Haus Sachsen-Weimar am Wiederaufbau der Biliothek beteiligen werde, ließ Prinz Michael gegenüber Radio LOTTE noch offen. Er betonte lediglich, daß sich das Haus Sachsen-Weimar seiner Verantwortung immer bewußt sei. (jm)
Die Ermitlung der Ursache des Großbrandes in der Anna-Amalia-Bibliothek hat die Kriminalinspektion Jena übernommen. Diese wird durch Brandermittlungsexperten von Bundes- und Landeskriminalamt unterstützt. Wie aus der Polizeidirektion Jena verlautete, kann mit den Ermittlungen zur Brandursache voraussichtlich erst am Montag begonnen werden. Erst dann wird es möglich sein, die Brandstelle gefahrlos zu betreten. Diese wird vorerst durch die Polizei abgesperrt. Die Feuerwehr hält eine Brandwache aufrecht, bis ein Weideraufflammen des Feuers ausgeschlossen ist. Seit heute Nachmittag werden die Reste des Dachstuhls der Bibliothek abgetragen, um zu verhindern, daß sie nach unten stürtzen und so den Rokokosaal weiter beschädigen. Die verkohlten Balken werden sichergestellt und später von den Brandermittlern der Polizei untersucht. (jm)