Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 07. September 2004
Elektroanlage soll Brand ausgelöst haben
Der Großbrand in der Anna-Amalia-Bibliothek soll durch die Elektroanlage im Dachgeschoß ausgelöst worden sein. Das meldet heute die TA unter Berufung auf das vorläufige Ermittlungsergebnis von Polizei und Landeskriminalamt. Die Elektroanlage stammte noch aus der DDR und sei marode gewesen. Dennoch wird weiter offiziell wegen möglicher Brandstiftung ermittelt. Seit gestern unterstützen fünf Ermittler des Bundeskriminalamtes die Untersuchung. Sie schließen Medienberichten zufolge nicht aus, daß der Brand gelegt worden sein könnte. Stiftungspräsident Hellmut Seemann und der Leiter der Weimarer Berufsfeuerwehr, Hartmut Haupt, verweisen gegenüber der TLZ auf den Umstand, daß sich schon wenige Minuten nach Alarmauslösung der Brand sehr weit ausgedehnt hatte. Der Brandmelder hätte bislang sehr sensibel reagiert und schon auf Staubwolken angeschlagen.
In der Jenaer Polizeidirektion wollte man auf Nachfrage nichts von möglichen Erkenntnissen über eine Brandstiftung wissen.
(wk/jm)
Erste Rate der Weiß-Millionen steht zur Verfügung
Die erste Hälfte der von Christina Weiß versprochenen vier Millionen Euro steht ab heute zur Verfügung. Das gab Stiftungspräsident Hellmut Seemann bekannt. Nocheinmal soviel wolle das Land Thüringen beisteuern. Wie es hieß, soll das Geld in die Sanierung des Rokoko-Saales investiert werden. Thüringens Kultusminister Jens Goebel rechnet für die Komplettsanierung des Gebäudes mit einer zweistelligen Millionensumme. Das Geld müsse neben Spenden von Land und Bund gemeinsam aufgebracht werden, so der Minister.
(jm/wk)
Prinz Michael von Sachsen-Weimar und Eisenach wird heute offenbar doch nicht nach Weimar kommen. Warum der Prinz seine Reisepläne geändert hat, ist momentan noch unklar. Michael, der auch Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Weimarer Klassik ist, wollte sich eigentlich ein Bild von den Schäden an der Anna-Amalia-Bibliothek machen. Ob sich das Haus Sachsen-Weimar auch finanziell am Wiederaufbau der Bibliothek beteiligen wird, ist im Moment noch unklar. Prinz Michael hatte kritisiert, daß die Bestände der Bibliothek nicht versichert gewesen seien. Er widersprach auch Kulturstaatsministerin Christina Weiß, die die Prämien für solche Versicherungen für unerschwinglich hält. (jm)
Das DNT hat den Erlös des Benefizkonzertes der Staatskapelle für die Wiederherstellung der Anna-Amalia-Bibliothek zur Verfügung gestellt. Wie das DNT mitteilte, erbrachte das Konzert nach genauer Zählung die Summe von 16.108 Euro und einem US-Dollar. (wk)
Das abgebrannte Dach der Anna-Amalia-Bibliothek soll provisorisch wieder gedeckt werden. Die Baumaßnahme müsse in den nächsten sieben Tagen abgeschlossen sein, hieß es gestern dazu aus der Stiftung Weimarer Klassik. Das Notdach müsse stehen, bevor das Wetter umschlage und Regen falle. Auch die Spurensicherung ist auf ein schnelles Absichern angewiesen. Erkenntnisse über mögliche Brandstiftung zu finden, sei ein Wettlauf mit der Zeit, hieß es von den Ermittlern. Das gesamte Gebäude sei von Löschwasser so durchtränkt, daß es nur von Spezialfirmen getrocknet werden könne, hieß es von der Stiftung Weimarer Klassik. Dazu müsse das Haus skelettiert und der Rokokosaal komplett ausgebaut werden. Und das müsse sehr bald geschehen, ehe Fäulnis und Pilze das Holz weiter beschädigen, hieß es. (wk/jm)
Von überall her wird zu Wiederherstellung der Anna-Amalia-Bibliothek Hilfe angeboten. So wollen amerikanische Bibliothekare einen Freundeskreis "Anna-Amalia-Library" gründen, teilte Bibliotheksleiter Michael Knoche mit. Der Freundeskreis will Spenden für den Wiederaufbau der Anna-Amalia-Bibliothek sammeln. Die Archivschule im hessischen Marburg will bei der Restaurierung von Büchern helfen, meldete mdr-Info. Der ADAC Hessen-Thüringen will am Sonntag einen Scheck über 30-tausend Euro übergeben, weiß die TLZ zu berichten. In Dresden werden morgen zur eintrittsfreien Wiedereröffnung des grünen Gewölbes Spendenboxen für die Weimarer Bibliothek aufgestellt. Die Bundesvereinigung «Bibliothek und Information Deutschland» hat alle angeschlossenen Verbände aufgerufen, ihre Mitarbeiter und Benutzer auf die Weimarer Katastrophe aufmerksam zu machen und zur Spendensammlung aufzurufen. Der Bundesvereinigung "Bibliothek und Information" gehören der Deutsche Bibliotheksverband, die Bertelsmann-Stiftung, das Goethe-Institut sowie weitere Mitglieder und Berufsverbände an. (jm/wk)
Etwa 300 Menschen demonstrierten gegen Hartz-IV
Gestern abend haben in Weimar wieder 250 bis 300 Menschen gegen die Hartz-Gesetze der Bundesregierung protestiert. Aufgerufen hatte die Aktion für Gerechtigkeit, unterstützt von Attac, DGB und PDS. Die Demonstration begann traditionell am Goetheplatz und führte dann durch die Innenstadt. Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.
Die Anti-Harz-Demonstrationen sollen auch am kommenden Montag fortgesetzt werden, hieß es von den Organisatoren. Alt-Rocker Kani kündigte an, vor der Demonstration ein Platzkonzert geben zu wollen.
(jm)
Der Rokokosaal in der Anna-Amalia-Bibliothek ist laut Bibliotheksleiter Michael Knoche nicht so stark beschädigt worden, wie zunächst befürchtet. Er könne wiederhergestellt werden, so Knoche. Unwideruflich verloren seien aber die im oberen Teil des Saales untergebrachte Notensammlung und die wissenschaftshistorisch bedeutsame Schurzfleisch-Sammlung. Darin wurden frühe Erkenntnisse über die Entwicklung des Menschen gesammelt. (jm)
Die Stiftung Weimarer Klassik hat jetzt eine zentrale Sammelstelle eingerichtet, in der alle durch die Lösch - und Bergungsarbeiten zerstreuten Bücherteile gesammelt werden sollen. Sie befindet sich am Burgplatz Nr. 4 an der Pforte. Alle Weimarer Bürger, die Teile von beschädigten Originaldokumenten gefunden haben, werden gebeten, diese dort abzugeben. Auch stark beschädigte und verkohlte Dokumente würden das kulturhistorische Erbe der Stadt Weimar sichern, sagte Prof. Detlef Altenburg von der Hochschule für Musik Franz Liszt. Die Anlaufstelle wurde auf Grund einer Empfehlung von Radio Lotte Weimar eingerichtet. (BB)