Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 19. April 2002
Neonazis melden weitere Demonstration an
Für den Fall, dass die Stadt mit dem Verbot des Neonazi-Aufmarsches am 20. April durch alle Instanzen kommt, haben die Anmelder des Aufmarsches für den kommenden Sonntag eine weitere Demonstration angemeldet. Zunächst legten sie beim Oberverwaltungsgericht Beschwerde gegen das Verbot der Sonnabenddemonstration ein. Darüber ist noch nicht entschieden. Oberbürgermeister Volkhardt Germer forderte, der Staat müsse der Taktik der Rechten einen Riegel vorschieben. "Diese Unbelehrbaren mit brauner Gesinnung haben durch die geschlossene Gegenwehr der Einwohnerschaft Weimars riesige Schlappen eingesteckt. Nun setzen sie alles daran, ihren Spuk in unserer Stadt zu zeigen."so Germer weiter. Ein breites Bürgerbündnis wird am morgigen Sonnabend für ein Verbot des Aufmarsches der Rechten in Weimar demonstrieren. Sollte der Aufmarsch am Sonntag stattfinden, ruft das Bürgerbündnis zu weiteren Aktionen gegen Rechts auf. (shg)
Vera Lengsfeld sagt Teilnahme an Gegendemonstration ab
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld sagte in einer gestrigen Presserklärung die Teilnahme an der Gegendemonstration ab. Als Grund nannte sie die Beteiligung der PDS. Sie persönlich sehe sich außerstande, in einer Reihe mit der PDS an einer politischen Demonstration teilzunehmen. Sie spreche dieser Partei das Recht ab, gegen antidemokratische Kräfte zu demonstrieren, so Vera Lengsfeld. (id)
Keine Busse am Weimarer Hauptbahnhof
Die Busse werden morgen ab 8.00 Uhr den Hauptbahnhof nicht mehr anfahren. Die Linien werden daher über die Ossietzkystrasse in beiden Richtungen umgeleitet. Dort wurden entsprechende Ersatzhaltestellen eingerichtet. Grund für die Umleitung sind die Veranstaltung gegen den neonazistischen Aufmarsch auf dem Baudertplatz. (id)
Landesregierung und Jüdische Landesgemeinde gedenken Anschlag
Zwei Jahre nach dem Anschlag auf die Erfurter Synagoge erinnern heute die Landesregierung und die Jüdische Landesgemeinde an den Angriff mit Molotow-Cocktails. Auf einer Gedenkveranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Koordinierungsstelle zur Gewaltprävention soll über die Erfahrungen von Aktionen gegen Gewalt und Extremismus gesprochen werden. Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Wolfgang Nossen, erhält ein Friedenslicht für die Synagoge. (id)
Bau der Leibiser Staumauer beginnt
Der Bau einer 93,5 Meter hohen Staumauer hat für den Trinkwasser-Stausee Leibis begonnen. Dafür werden etwa 620.000 Kubikmeter Beton benötigt. Die Talsperre im Lichtetal soll 2004 fertig sein und einen See von 40 Millionen Kubikmeter Wasser aufstauen. Für die Talsperre waren schon zu DDR-Zeiten eine Vorsperre und ein Stollensystem angelegt worden. Mit dem Trinkwasser sollen rund 300.000 Menschen in Ostthüringen versorgt werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz kritisierte den Bau als überflüssig. Mit der Talsperre soll der "DDR-Tonnenideologie"noch nachträglich ein Denkmal gesetzt werden, heißt es auf der Internetseite des BUND Thüringen. Die Fernwasserzweckverbände würden nur die Hälfte des Wassers abnehmen. Das Dorf Leibis wurde 1994 umgesiedelt. (shg)
Behindertenverband entwickelt Wahlschablone für Blinde
Der Behindertenverband hat eine Wahlschablone für Blinde entwickelt. Sie soll zur Bundestagswahl im September landesweit eingesetzt werden. In Blindenschrift sind die Parteien und Kandidaten auf eine Plastikschablone geprägt. Diese wird auf den Wahlzettel aufgelegt. Durch Rillen und Kreise ist es Blinden erstmals möglich, selbständig ihre Stimme abzugeben. Bislang benötigen Blinde zur Wahl eine Vertrauensperson. (shg)
Statistisches Landesamt befragt 11.000 Haushalte
11.000 Haushalte bekommen in der nächsten Zeit Besuch vom Statistischen Landesamt. Erfragt werden soll die wirtschaftliche und soziale Lage der Familie. Die Haushalte würden nach einem Zufallsprinzip ausgewählt und zunächst schriftlich über die Aktion informiert werden, teilte das Statistikamt mit. Für den überwiegenden Teil der Fragen bestehe eine gesetzliche Auskunftspflicht. Die Daten würden geheimgehalten und nur für statistische Zwecke verwandt, versicherte das Amt. (shg)
Deutschland liegt im Kampf gegen Kindesmissbrauch hinten
Deutschland ist nach Expertenmeinung im internationalen Vergleich im Kampf gegen Kindesmissbrauch "Entwicklungsland". Dies kritisierte der Kinderpsychologe Tilmann Fürniss, zu Beginn einer dreitägigen Fachtagung der Deutschen Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung und -vernachlässigung in Weimar. Die Polizei nehme jährlich etwa 1500 Anzeigen wegen körperlicher Misshandlung und 13 000 bis 15 000 Anzeigen wegen sexueller Misshandlung auf. Etwa 10 bis 20 Prozent aller Mädchen und 5 bis 10 Prozent der Jungen hätten nach Erhebungen ungewollt Körperkontakt. Im Gegensatz zu anderen Staaten, wie den Niederlanden oder Großbritannien, gebe es jedoch in Deutschland noch keine verlässliche Statistik. (shg)