Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 19. Februar 2004
Soziale Dienste werden im Jugendamt zusammengefasst
Sämtliche sozialen Dienste der Stadt unterstehen ab März einer neuen Abteilung im Kinder-und Jugendamt. Ziel sei ein ganzheitlicher Betreuungsansatz, sagte dazu gestern Kerstin Wiesner auf einer gemeinsamen Sitzung des Jugendhilfe- und des Sozialausschusses. Frau Wiesner soll die neue Abteilung leiten.
Auch der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes soll dorthin überführt werden. Dies wurde gestern von Gesundheitsamtsleiter Claus Lippold scharf kritisiert.
Mittelfristig ist die Zusammenlegung von Jugend- und Sozialamt zu einem Weimarer Familienamt beabsichtigt. Dies geht auf einen Plan des abberufenen Dezernenten Michalik zurück. Die neuen Strukturen im sozialen Dienst seien ein erster Schritt dazu, hieß es gestern.
Mit dem Inkrafttreten des Hartz-IV-Gesetzes über die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe sind diese Strukturen allerdings wieder in Frage gestellt.
(mh)
Weimar-West nun auch offiziell sozialer Brennpunkt
Weimar-West ist der soziale Brennpunkt der Stadt. Der aktuelle Sozialatlas Weimars weist für diesen Bezirk den deutlich höchsten Anteil an Sozialhilfeempfängern aus. Jeder Neunte erhält hier staatliche Hilfe zum Lebensunterhalt. Ebenfalls sehr hoch ist der Anteil in Weimar-Nord, am niedrigsten ist er in der Südstadt und in Oberweimar.
Der Sozialatlas ist die Vorstufe für einen kontinuierlichen Sozialbericht der Stadt. Er umfasst derzeit Aussagen zu Altersstruktur, materieller und Wohnsituation sowie zur Jugendhilfe.
Der Atlas prognostiziert unter anderem einen langfristigen Rückgang von Geburten in der Stadt. Gleichzeitig steigt der Anteil von Senioren an der Gesamtbevölkerung weiter.
Stark rückläufig sind derzeit die Weimarer Obdachlosenzahlen. Dagegen stieg die Arbeitslosenquote in den vergangenen fünf Jahren um einen Prozentpunkt.
Aus dem Sozialatlas geht außerdem hervor, daß in Weimar seit 1999 fünfhundert neue Kindergartenplätze geschaffen wurden.
(mh)
Der Literaturnobelpreis-Träger Imre Kertész ist einer von fünf Persönlichkeiten, denen in diesem Jahr in Weimar die Goethe-Medaille verliehen wird. Der 74-jährige ungarisch-jüdische Autor ist ehemaliger Häftling der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald. Seine dort gemachten Erfahrungen hat er in mehreren Romanen verarbeitet. Der bekannteste ist der "Roman eines Schicksallosen". Weitere Preisträger sind der indische Theatermacher Mohan Agashe, der weißrussische Philosoph Anatoli Michailow, der US-amerikanische Literaturwissenschaftler Paul Michael Lützeler sowie der brasilianische Schriftsteller und Politiker Sergio Paulo Rouanet. Die Goethe-Medaille wird in Weimar jährlich vom zentralen Goethe-Institut verliehen. Sie geht an ausländische Persönlichkeiten, die sich um die Vermittlung der deutschen Sprache und Kultur verdient gemacht haben. Die Verleihung findet am 22. März statt, dem Todestag Goethes. Als Festrednerin tritt in diesem Jahr die Literaturkritikerin Sigrid Löffler auf. (mh)
Oberbürgermeister Germer will bereits in den nächsten zwei Wochen einen neuen Jugendamtsleiter für Weimar finden. Dies sagte er gestern dem Jugendhilfeausschuß zu. Es gehe ihm dabei um eine schnelle, aber fachgerechte Besetzung. In einer persönlichen Erklärung sagte Germer zudem, er sei "sehr frustriert" über Indiskretionen aus der Stadtverwaltung gegenüber der Presse. Die TLZ hatte gestern vom Ausscheiden des derzeitigen Amtsleiters Norbert Dawel zum 1. April berichtet. Dadurch seien Persönlichkeitsrechte verletzt worden, so Germer. Man werde in den nächsten Tagen untersuchen, wer die internen Informationen weiter gegeben hat. (mh)
Der Aufsichtsrat der Hufelandträgergesellschaft HTG hat gestern keine Entscheidungen treffen können. Grund war die Abwesenheit von Oberbürgermeister Volkhardt Germer, der eigentlich zum Vorsitzenden des Gremiums gewählt werden sollte. Deswegen mußte nun die Gründung einer stiftungsähnlichen Körperschaft für die Erlöse aus dem Klinikumsverkauf auf den Freitag kommender Woche vertagt werden. Auch die Wahl des OB zum Aufsichtsratsvorsitzenden der HTG soll dann vollzogen werden. (jm)
Die Wieland- und die Eckermann-Schule sollen nicht mit Mitteln aus dem Verkauf der städtischen Klinikumsanteile saniert werden. Das forderte jetzt der amtierende Aufsichtsratsvorsitzende der Hufeland-Trägergesellschaft, Frank Ziegler gegenüber Radio LOTTE. Bevor in dieser Sache entschieden werde, wolle er die vollständigen Unterlagen sehen. Die 20 Millionen Euro aus dem Verkauf der städtischen Klinikumsanteile sollen nach Zieglers Worten für alle Weimarer Schulen verwendet werden und nicht nur für zwei Prunkbauten. Die Sanierung der Wielandschule sollte ursprünglich mit vier Millionen Euro aus Bundesmitteln finanziert werden. Nun überweist das Land aber nur etwa 1,6 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm für Ganztagsschulen nach Weimar. Die Differenz sollte nach dem Willen der Stadtverwaltung durch Geld aus dem Klinikumsverkauf ausgeglichen werden. (jm)
Die Weimarer Sozialdemokraten wollen heute abend ihr Programm zur Kommunalwahl diskutieren. Dazu wurde eine Mitgliedervollversammlung ins "mon ami" einberufen. Zur Diskussion steht auch der Entwurf des Regierungsprogramms der Landes-SPD. Das Kommunalwahl- Programm soll ebenso wie die Kandidatenliste Anfang April auf einer weiteren Vollversammlung beschlossen werden. Für den Posten des stellvertretenden Kreisvorsitzenden schlug der Kreisvorstand der Weimarer SPD den Wirtschaftsdezernenten Stefan Wolf vor. Auch darüber müssen die SPD-Mitglieder heute abend abstimmen. (jm)
CDU kritisiert Chef des Schulverwaltungsamtes
Die Weimarer CDU hat jetzt den Weimarer Schulverwaltungsamtsleiter Lothar Brauer kritisiert. Der hatte unlängst verkündet, daß in Weimar ab 2006 nur noch zwei Gymnasien benötigt würden, statt wie bisher vier. Der Grund seien sinkende Schülerzahlen.
Der CDU-Kreisvorsitzende Frank-Michael Pietzsch monierte vor allem, daß Brauers Ankündigung genau in die Zeit falle, wo die Eltern ihre Kinder für ein Gymnasium anmelden müßten. Es sei nicht die Aufgabe des Schulverwaltungsamtes, die Bevölkerung zu verunsichern.
Außerdem müßte der neue Schulnetzplan ab 2004 vom neuegewählten Stadtrat entschieden werden. Brauers Vorgehen zeuge daher von wenig Achtung vor dem Stadtparlament, so Pietzsch weiter. Die CDU wolle sich dafür einsetzen, daß in Weimar auch nach 2006 drei Gymnasien erhalten bleiben.
(jm)