Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 06. Mai 2002
Gutenberg-Schüler wieder im Unterricht
Zehn Tage nach dem Erfurter Schulmassaker beginnt für die Schüler des dortigen Gutenberg-Gymnasiums wieder der Unterricht. Wie der Sprecher des Thüringer Kultusministeriums, Müller mitteilte, werde man ab heute wieder versuchen, den Schulbetrieb in Gang zu bekommen. Da einige Lehrer des Gymnasium psychisch noch nicht in der Lage seien, weiter zu unterrichten, wird der Lehrkörper von Lehrern aus verschiedenen Schulen aus Thüringen und der Stadt Mainz unterstützt. Auch die Schüler und Schülerinnen werden in nächster Zeit weiter psychologisch betreut. Das Ansinnen, aus dem rund 100 Jahre alten Gebäude ein Mahnmal zu machen, wurde von Lehrern, Schülern und deren Eltern abgelehnt. In nächster Zeit sollen Renovierungsarbeiten beginnen, damit die Schule zum Beginn des nächsten Schuljahres wieder nutzbar ist. Zunächst werden die Kinder in einer anderen Erfurter Schule unterrichtet. (shg)
Erfurter Bürgermeister räumt Fehler ein
Erfurts Oberbürgermeister Ruge hat nach der Tragödie im Gutenberg-Gymnasium Fehler des Erfurter Ordnungsamtes eingeräumt. Bereits vor dem Wochenende war bekannt geworden, dass der spätere Attentäter eine Schusswaffe von einem Privatmann gekauft und nicht angemeldet habe. Der Verkäufer hingegen hatte den Verkauf dem Amt mitgeteilt. Ruge sagte am Sonntag, das Amt sei diesen Hinweisen nicht nachgegangen. Rein rechtlich liege jedoch kein Versäumnis vor. Allerdings, so Ruge, könne er nicht akzeptieren, dass jede Parksünde bis in die letzte Konsequenz geahndet werde. Im Waffenrecht dagegen begnüge man sich mit Stichproben. Das Erfurter Stadtoberhaupt kündigte Konsequenzen an. (shg)
Streiks in der Metallindustrie haben begonnen
In der Metall- und Elektroindustrie hat in der Nacht der erste reguläre Streik seit sieben Jahren begonnen. Rund 2000 Beschäftigte des DaimlerChrysler-Werks in Sindelfingen bei Stuttgart machten den Anfang. Wie die IG Metall mitteilt, kann Daimler durch die Aktionen rund 2100 Autos nicht bauen. Das bedeute für den Konzern einen finanziellen Verlust von etwa vierzig Millionen Euro. Die Gewerkschaft geht mit ihrer ursprünglichen Forderung von 6,5 Prozent mehr Lohn in den Arbeitskampf. Zwischenzeitlich hatte sie ein Mindestangebot von über vier Prozent gefordert. Das letzte Angebot der Unternehmer lag bei 3,3 Prozent. Sollten sich die Arbeitgeber nicht auf die Forderungen der Gewerkschaft einlassen, wird der Bundesvorstand Urabstimmungen in weiteren Bundesländern anregen. Dann könnte auch Thüringer Unternehmen von den Aktionen betroffen sein. (shg)
Schützenbund fordert Verbleib von Waffen im Verein
Es gebe keinen vernünftigen Grund Waffen zu Hause aufzubewahren. Dies äußerte der Vizepräsident des Thüringer Schützenbundes, Jähnicke, gegenüber Radio Thüringen. Ebenso dürfe Munition den Schießstand nicht verlassen. Schützenvereine, so Jähnicke, müssten die Voraussetzungen schaffen, um Waffen und Munition sicher auf ihrem Gelände zu deponieren. (shg)
Bürgerbewegung "Attac"läßt hinter Kulissen schauen
Hinter die Kulissen der politischen Gesellschaft will die Bürgerbewegung "Attac"schauen. Es gelte Machtstrukturen und Konfliktursachen aufzudecken und das politische Denken und Handeln wieder zusammen zu führen, heißt es in einer Erklärung der Attac-Regionalgruppe Weimar-Jena. In Bezug auf den anstehenden Bundestagswahlkampf wird festgestellt, dass sich Politik in der Öffentlichkeit auf das mediengerechte Auftreten von Einzelpersonen reduziere. Die Gesellschaft werde verkauft. Was sich nicht rechne, bleibe auf der Strecke. Vor diesem Hintergrund lädt die Regionalgruppe zum heutigen Abend um 19.30 Uhr alle interessierten Menschen zu einem großen Plenum in das Jenaer "Kassablanca"in der Felsenkellerstraße ein. Die Regionalgruppe der internationalen Bürgerbewegung war am 26. Februar dieses Jahres in Weimar gebildet worden. Inzwischen wird die Gruppe von über 90 Menschen aus der Region unterstützt. (shg)
Landesdelegierten der Sozialdemokraten tagten in Schleiz
Am Wochenende tagten die Landesdelegierten der Sozialdemokraten in Schleiz. Die inhaltliche Diskussion wurde maßgeblich von Anträgen der Weimarer Juso-Gruppe bestimmt. Zu ihren Themen gehörte unter anderem das Verhalten der Medien nach dem Erfurter Massaker. Besonders einige überregionale Medien hätten sich nicht an den Grundsatz der Respektierung der Privatsphäre gehalten, erklärte Heiko Gentzel, Vorsitzender der Thüringer Landtagsfraktion. Weiterhin thematisierten sie die Herabsetzung des Wahlalters. Die Weimarer Jusos fordern eine Senkung des Wahlmindestalters auf 16 Jahre. Die Forderung gründet auf der Hoffnung, dass die Politik daraufhin ihr Augenmerk stärker auf die Jugend lege. Die Vorschläge der Jusos hinsichtlich der Militärpolitik der Bundesregierung wurden auf der Konferenz nicht berücksichtigt. Wie der Pressesprecher der Jusos mitteilte, wurde der Antrag aus formalen Gründen nicht behandelt und zur Beratung an den Landesvorstand überwiesen. (shg)
Naturbrücke im Ilmpark ganztägig gesperrt
Die Naturbrücke im Ilmpark bleibt heute für Passanten ganztägig gesperrt. Auf Grund von Pflasterarbeiten in den Anschlussbereichen ist die Benutzung der Brücke leider nicht möglich. Mit den Arbeiten wird die Erneuerung der Naturbrücke abgeschlossen, die im April 2001 durch Randalierer zerstört worden war. (shg)
IBM Deutschland schließt Partnerschaft zu Universität Jena
IBM Deutschland hat die Universität Jena in den Kreis der Partneruniversitäten aufgenommen. Die Partnerschaft wird am heutigen Montag besiegelt. Eine Delegation des Computerriesen IBM trifft sich mit Uni-Rektor Karl-Ulrich Meyn und verschiedenen Professoren. IBM will mit dem Informatik-Institut der Universität zusammenarbeiten. Der Rahmen der Zusammenarbeit ist das "University Partnership Program", ein Förderprogramm für erstklassige Wissenschaftler. So will IBM neue Projekte mit der Universität rascher umsetzen. (shg)
Randalierer kapitulierten erst vor Polizeihund
Ein Polizeihund musste in der Nacht zum Sonntag den Widerstand einiger Randalierer in der Florian-Geyer-Straße brechen. Zunächst war eine Streifenwagenbesatzung, die versucht hatte, ruhestörenden Lärm zu beenden, von den Auslösern mit Mobiliar, Haushaltgeräten und Lebensmitteln beworfen worden. Als die Beamten weitere fünf Fahrzeuge zur Verstärkung angefordert hatten, verbarrikadierten sich die Jugendlichen Ruhestörer in der Wohnung. Schließlich stürmte die Polizei das Domizil. Als sich die Jugendlichen einem Polizeihund gegenüber sahen, gaben sie auf und legten sich ruhig auf den Boden. Nun müssen sie mit Anzeigen wegen Landfriedensbruch und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte rechnen. (shg)