Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 23. Juli 2002
Thüringer CDU nahm Geld von PR-Unternehmer Moritz Hunzinger
Die Thüringer CDU hat von PR-Unternehmer Moritz Hunzinger einen Betrag für einen Vortrag von Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski erhalten. Der Leiter der CDU-Landesgeschäftsstelle, Thomas Pfistner, sagte heute in Erfurt, Schipanski habe auf ihre Leistungen verzichtet. Damit bestätigte er einen Bericht der "Thüringer Allgemeinen". Hunzinger habe den Betrag für die Teilnahme Schipanskis an einem parlamentarischen Abend an die CDU überwiesen. Dabei handle es sich um "keine fünfstellige Summe", so Pfistner weiter. Rudolf Scharping war am Freitag als Verteidigungsminister entlassen worden, nachdem seine Geschäftsbeziehungen zu Hunzinger bekannt geworden waren. (id/dpa)
Übernachtungszahlen in Weimar gestiegen
Gedämpft optimistisch bewertet der Geschäftsführer der Neuen Weimarhalle, Lothar Meyer-Mertel, die städtischen Übernachtungszahlen für das erste Quartal dieses Jahres. Weimar trotze dem Trend in Thüringen, denn die Zahl der Übernachtungen seien im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Prozent gestiegen, so Meyer-Mertel gegenüber der "Thüringischen Landeszeitung"von heute. Die Schmerzgrenze ist hingegen für Paul Kernatsch erreicht. Der Direktor des Hotel Elephants verweist auf ein extrem schlechtes Jahr 2001. Seine Unmut gelte den Mitbewerbern, die mehr und mehr mit Dumping-Preisen auf dem Markt agieren würden. Auch Kai Petry vom Dorint-Hotel machen nachlassende Belegungszahlen zu schaffen. Nach internen Marktuntersuchungen der Mönchengladbacher Hotelkette sei die Gesamtzahl der gebuchten Zimmer in Weimar im ersten Halbjahr um 1,25 Prozent geschrumpft. Nach Bilanzturbulenzen der niederrheinischen Konzernmutter suche die unabhängige Weimarer Betreibergesellschaft nun einen neuen, möglichst internationalen Partner. Gemeinsam ist Hoteliers wie Gastronomen der Wunsch an die Kulturstadt GmbH nach einem offensiven Marketing des "Produktes Weimar", berichtet die TLZ. (mec)
Stadtbücherei im Mittelfeld in bundesweitem Vergleich
Die Stadtbücherei Weimar ist bei einem bundesweiten Vergleich in seiner Kategorie nur im Mittelfeld gelandet. Zu diesem Ergebnis kam der von der Bertelsmann-Stiftung und dem Deutschen Bibliotheksverband erhobene Bibliotheksindex. Wie die TLZ heute berichtet, käme Weimar in der Kategorie der Städte zwischen 50.000 und 100.000 Einwohnern nur auf Platz 16 von 35 bewerteten Städten. Besonders schlecht schnitt Weimar bei der Mitarbeiterorientierung und in Sachen Wirtschaftlichkeit ab. Mit dem Bibliotheksindex werden bereits zum dritten Mal die Leistungen von öffentlichen Bibliotheken gemessen.
Kunstfestplakate hängen / Protest gegen Anglizismen
Neben Weimar müssen jetzt auch in zahlreichen anderen deutschen Städten Fußgänger auf ihre Schritte achten. Seit Freitag klebt die von der Kunstfest GmbH beauftragte Agentur im gesamten Bundesgebiet über 15.000 Plakate mit dem Festival-Motto "Mind your steps". Die großflächigen Poster der Weimarer Designfirma "werkraum.media"sollen in knapp 340 Städten für das Ende kommender Woche beginnende Kunstfest werben. (mec) Gegen Anglizismen im Zusammenhang mit dem diesjährigen Kunstfest protestiert der "Verein Deutsche Sprache"- VDS. Das Motto "Mind your steps"sowie die Veranstaltungs-Titel "Guitar Night"und "Crazy Elephant"seien als welten-tümelnde Benennungen ungeeignet, das Profil der Veranstaltungen zu schärfen und dem Weimarer Kunstfest einen eigenständigen Charakter zu verleihen. Die Verantwortlichen würden einer albernen Mode hinterherhecheln, was gerade für die Klassikerstadt peinlich und würdelos sei, so Tobias Mindner, Regionalleiter des VDS in Thüringen. Mit derzeit 13.000 Mitgliedern ist der "Verein Deutsche Sprache"der größte seiner Art in Deutschland. (mec)
Thüringer Industrie-Exporte / Verfehlte Landespolitik
Die Exporte der Thüringer Industrie sind in diesem Jahr deutlich angestiegen. Der Auslandsumsatz erhöhte sich in den ersten fünf Monaten 2002 um 10,2 Prozent auf 2,13 Milliarden Euro. Dies ist deutlich mehr als in den anderen neuen Bundesländern, wo die Exporte um 4,6 Prozent stiegen. Dort stieg der Export insgesamt um 4,6 Prozent, teilte das Statistische Landesamt gestern in Erfurt mit. (id) Als katastrophale Folge einer verfehlten Landespolitik bezeichnete die SPD-Landtagsfraktion gestern die gefährdete Finanzierung der Thüringer Spaß- und Erlebnisbäder durch die Kommunen. Um etwa ein Drittel sei die Besucherzahl im Tabarzer Freizeitbad nach der Eröffnung der Avenida-Therme in Hohenfelden gesunken. Die gescheiterte Spaßbad-Politik der Landesregierung treibe die Kommunen in den Ruin, so die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Birgit Pelke. Für den Ausgleich der mittelfristigen kommunalen Defizite sei das Land in der Verantwortung - die betroffenen Gemeinden könnten lediglich für eine kreative Bewirtschaftung der Erlebnisbäder sorgen. Die SPD verlangt von Wirtschaftsminister Franz Schuster die Entwicklung von notwendigen Konzepten und deren Einbettung in die Thüringer Tourismus-Entwicklung. (mec)
15.500 Bewerber ohne feste Zusage auf Ausbildungsplatz.
Unmittelbar vor dem Start ins neue Ausbildungsjahr haben in Thüringen rund 15.500 Bewerber noch keine feste Zusage auf einen Ausbildungsplatz. Das teilte gestern das Landesarbeitsamt Sachsen-Anhalt-Thüringen in Halle mit. Demnach hatten knapp 52 Prozent der etwa 30.000 Jugendlichen, die sich seit Beginn des Beratungsjahres um eine Lehrstelle beworben hatten, noch keinen Ausbildungsvertrag sicher. Ende Juni waren den Ämtern rund ca.13.000 Ausbildungsplätze gemeldet. (id)
Figurengruppe des Buchenwalder Mahnmals wird demontiert
Von heute an wird die Figurengruppe des Buchenwalder Mahnmals Stück für Stück abgetragen. Nach mehr als vier Jahrzehnten müssen die Figuren um den "Schwörenden"und den "Fahnenträger"saniert werden. Das von Fritz Cremer geschaffene und 1958 eingeweihte Denkmal ist im Inneren stark angegriffen und wird einer umfangreichen Restaurierung zugeführt. Umfangreiche Vorbereitungen waren notwendig, um die Plastik nicht zu beschädigen: Die Gedenkstätte ließ eine besondere Technik entwickeln, da kein Montageplan überliefert und die Stabilität schwer einzuschätzen ist. Die Figuren werden in einer Halle auf dem Gelände des ehemaligen Weimar-Werkes restauriert. Die Arbeiten werden etwa zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen - geschätzte Kosten: etwa eine Million Euro. Spätestens im Jahr 2005 sollen die Cremer-Figuren wieder auf ihrem angestammten Platz stehen. RADIO LOTTE wird kurz vor halb Neun live von der Demontage berichten. (mec)
Neuer Stadtkulturdirektor unterschrieb Arbeitsvertrag
Dr. Felix Leibrock wird vom 1. September an Weimars Kulturstadtdirektor sein. Wie die Thüringer Allgemeine heute berichtet, unterschrieb der ehemalige Pfarrer der Kreuzkirche letzte Woche seinen Arbeitsvertrag. Seit Oktober des vergangenen Jahres war die Stelle unbesetzt. Es mussten 2 Ausschreibungen erfolgen, weil auf der ersten Ausschreibung die geeigneteste Kandidatin andere Gehaltsvorstellung als die Stadt Weimar hatte. (id)
Ex-Mitglied der FDVP auf Platz zwei der Landesliste der Schill-Partei
Ein früheres Mitglied der rechtsextremistischen Freiheitlichen Deutschen Volkspartei (FDVP) ist auf Platz zwei der thüringischen Landesliste der Schill-Partei gewählt worden. Entsprechende Medienberichte bestätigte der Sprecher der Partei Rechtstaatlicher Offensive, Marc März, gestern in Hamburg. Der Politiker Günter Steinert sei früher stellvertretender Landesvorsitzender der DVU-Abspaltung FDVP in Thüringen gewesen. März bedauere, dass jemand der Mandatsträger in einer vom Verfassungsschutz beobachteten Partei war, in der Schill-Partei Mitglied an herausragender Stelle ist. Steinert habe aber seine Mitgliedschaft in der FDVP nie verschwiegen. Einen Mandatsverzicht Steinerts sei im Interesse der politischen Hygiene begrüßen, so der Sprecher weiter. (id)
Aids-Hilfe Thüringen droht zum 1. Oktober das Aus
Der Aids-Hilfe Thüringen droht nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zum 1. Oktober das Aus. Seit Mai warteten die Vereine wegen der Haushaltssperre auf die Mittel aus dem Landeshaushalt, sagte Landesgeschäftsführer Reinhard Müller gestern in Neudietendorf. Wenn keine schnelle Lösung gefunden wird, sei Thüringen das erste Aids-Hilfe-freie Bundesland, so Müller weiter. Der Landesgeschäftsführer appellierte an die Politik, schnell Mittel zur Verfügung zu stellen. In Thüringen gibt es zwei Vereine mit fünf Beratungsstellen. (id)
Theater und Orchester legen Vorschläge zu Strukturveränderungen vor
Von acht Thüringer Theatern und Orchestern liegen dem Kunstministerium nunmehr Vorschläge zu Kooperationen und Strukturveränderungen vor. Ministerpräsident Vogel hatte bis Sonntag eine Frist zur Abgabe von Konzepten zur Zukunftssicherung der Spielhäuser und Klangkörper gesetzt. Nach Angaben des Erfurter Ministeriums werden die Konzepte geprüft und intensive Gespräche mit den Trägern der Theater und Orchester geführt. Ziel sei es, ein qualitativ hochwertiges und langfristig finanzierbares Programm an allen bestehenden Spielstätten zu sichern. Die dafür notwendigen Strukturänderungen und Kooperationen sollen nach dem Willen von Kunstministerin Schipanski in den kommenden Wochen beschlossen werden. Die Fristsetzung betraf auch das Deutsche Nationaltheater in Weimar. Eine Sprecherin war dies gestern auf Nachfrage von RADIO LOTTE nicht bekannt - vom DNT und der Staatskapelle wird das so genannte "Weimarer Modell"ins Rennen geführt. (mec)