Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 19. September 2002
Die Reußen-Bibliothek bleibt der Öffentlichkeit erhalten
Die Weimarer Reußen-Bibliothek kann auch künftig öffentlich genutzt werden. Das entschied das Verwaltungsgericht Gera am Mittwoch. Die Kammer vertrat die Ansicht, dass die Bestände bis 2014 zugänglich bleiben müssen. Das Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen hatte die 3000 Bücher der Bibliothek als öffentliches Kulturgut eingestuft. Dagegen hatte eine Erbin des letzten Reußen-Fürsten Heinrich XXVII. hatte geklagt. Sie wollte die Bücher zurückhaben. Wie ihre Anwältin vor dem Gericht erklärte, seien die Bestände lückenhaft und hätten daher keinen besonderen Wert. Die Bände aus Schloss Ebersdorf bei Lobenstein im Saale-Orla-Kreis stehen jetzt in der Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Früher umfasste die Reußenbibliothek 60.000 Bände, von denen der größte Teil im Zweiten Weltkrieg verbrannte. (shg)
Der Stadtrat stimmt dem DNT-Modell zu
Das sogenannte "Weimarer Modell"für das DNT ist nicht in Gefahr. Das erklärte Oberbürgermeister Volkhardt Germer heute Morgen gegenüber Radio LOTTE. Die Abstimmung über den maßgeblichen Personalüberleitungsvertrag sei zwar auf nächste Woche verschoben worden, es bestünde aber bereits ein grundsätzlicher Kompromiss zu der Vereinbarung. Der Weimarer Stadtrat hatte gestern Abend der Gründung der Theater-gGmbH zugestimmt. Um die weiteren Details der Überführung in die gGmbH zu klären, muss seitens des DNT noch die Abschlussbilanz für das vergangene Jahr vorgelegt werden. Der OB äußerte sich gegenüber Radio LOTTE grundsätzlich optimistisch. Ein wichtiger Meilenstein sei bereits erreicht worden. (mec/shg)
Der Jenaer OB greift die Kirche an
Der Jenaer Oberbürgermeister Röhlinger greift die Kirche an. Im Streit zwischen der Stadt Jena und der evangelischen Landeskirche um Jugendpfarrer Lothar König hat es weitere Gespräche gegeben. Röhlinger hatte in der vergangenen Woche von der Kirche gefordert, sich von Jugendpfarrer König zu trennen. Die evangelische Landeskirche wies diese Forderung jedoch zurück. Als "schlichtweg skandalös"bezeichnete Landesjugendpfarrer Münnich die Forderung. Die Projekte mit Jugendlichen, in denen sie gleichwertig behandelt würden, seien "politisches und gleichzeitig kirchliches Handeln". Röhlinger bestritt inzwischen, von der Kirche personelle Konsequenzen gefordert zu haben. Dass die weitere Finanzierung der Jungen Gemeinde von der Ablösung ihres Pfarrers abhängig gemacht werde, wurde hingegen weder bestätiget noch dementiert. Der Streit um König hatte sich zuletzt nach einer spektakulären Verschrottungsaktion in der Jenaer Innenstadt entzündet. Jugendliche hatten bei einer Performance ein Schrottauto komplett zertrümmert (shg)
Das Bund-Länder-Programm "Zukunftsinitiativen Lehrstellen"wird in Thüringen um 240 Stellen aufgestockt. Damit stünden dem Freistaat im Rahmen des Programms nun rund 2000 überbetriebliche Ausbildungsplätze zur Verfügung. Die Aufstockung des Programms erfolgte nach Mitteilung des Thüringer Wirtschaftsministeriums auf Landesrechnung, da das gesamte Ausbildungskontingent im letzten Jahr um ca. 2000 Plätze reduziert worden war. Die Träger der Ausbildungsmaßnahmen wurden informiert, damit die zusätzlichen Plätze zügig vergeben werden können. Wirtschaftsminister Schuster appelliert an die Unternehmen auch betriebliche Ausbildungsplätze bereit zu stellen. (shg)
Der Weimarer Stadtrat hat gestern Abend der Gründung der Theater-gGmbH zugestimmt. Den Grundstein dazu legte die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstag. Die Abstimmung über den maßgeblichen Personalüberleitungsvertrag wurde jedoch auf eine Sondersitzung in der kommenden Woche verschoben. Die finanziellen Konsequenzen der Startphase bedeuten Einsparungen an anderer Stelle. Dem zunächst auf über 62.000 Euro begrenzten Stammkapital fiel im Haushalt die Planung des Taubacher Feuerwehrgerätehauses zum Opfer. Die weitere Finanzierung durch das Land sollen Oberbürgereister Germer und DNT-Intendant Märki verbindlich klären, ehe die Personalüberleitung beschlossen wird. Um die weiteren Details der Überführung in die gGmbH zu klären, muss zudem noch die Abschlussbilanz für das vergangene Jahr vorgelegt werden. (mec)
Die "Initiativgruppe Buchenwald 1945-50"und der Häftlingsbeirat für das Speziallager veranstalten am kommenden Sonnabend das 12. Buchenwaldtreffen. Die Initiativen wollen mit dem Treffen an die Existenz und an die Toten des Speziallagers erinnern. Das Speziallager war nur wenige Monate nach dem Ende des Konzentrationslagers Buchenwald durch die russische Kommandantur eingerichtet worden. (shg)
Die Thüringer SPD fordert einen Bericht über die wirtschaftliche Situation der Spaßbäder im Freistaat. Die Regierung solle den Landtag zudem darüber informieren, welche Auswirkungen die Insolvenz des Tabarzer Erlebnisbades und möglicher weiterer Spaßbäder auf die Sanierung von Frei- und Hallenbäder habe. Nach Auffassung der tourismuspolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion, Sabine Doht, komme das Bäderkonzept der Landesregierung Jahre zu spät. Die mangelnde Zusammenarbeit zwischen den Ministerien sorge nun für einen Stillstand bei der Sanierung von Frei- und Hallenbädern. Dies ginge zu Lasten des Schul- und Schwimmsports. Eine abgestimmte Förderpolitik für Erlebnisbäder hingegen müsse sich sowohl an touristischen als auch sportlichen Belangen orientieren. (mec)
Die Unibibliothek eröffnet heute um 11 Uhr ein provisorisches Zeitschriftenmagazin im Limona-Gebäude an der Steubenstraße. Nach Absprache mit dem Staatsbauamt Erfurt kann das Gebäude bis Herbst 2004 zur Ausstellung archivierter Zeitschriften genutzt werden. Die gebundenen Zeitschriftenbände stammen aus allen Teilen der Bibliothek. Dies ermöglicht wiederum die frühzeitige Anschaffung neuer Bibliothekslektüre für den 2004 geplanten Neubau. (akb/mec)
Die PDS-Landtagsfraktion spricht sich für die Erweiterung der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung aus. Anlässlich einer Bundestagung der Deutschen Wasserwirtschaft in Weimar wies ihr umweltpolitischer Sprecher Tilo Kummer darauf hin, dass bei Klärschlammdüngung der Boden nicht belastet werde. Gerade in Thüringen müsse Klärschlamm wieder verstärkt zur Anwendung kommen. Als Gründe nannte Kummer, dass es im Freistaat vergleichsweise wenig Vieh und dadurch einen Mangel an natürlichem Dünger gebe. Zudem würde die kommunale Abwasserversorgung auf diese Weise weniger Kosten verursachen. (mec)
Der Ton zwischen der CDU-/SPD-Koalition und dem OB wird schärfer. Hintergrund ist das Finanzierungsabkommen für die Stiftung Weimarer Klassik. Germer nannte es eine Lüge, dass er den Vertrag ohne Stadtratsvotum abgeschlossen habe. In einer extra einberufenen Pressekonferenz stellte das Stadtoberhaupt seine Sicht der Dinge dar: Nach den Beigeordneten habe der Stadtrat im Dezember vergangenen Jahres den Verhandlungen zum Abkommen zugestimmt. Auch die Verhandlungsziele der Beigeordneten sowie von SPD und Stadtrat habe er erfüllt. Auslöser des neu entflammten Streits ist die prekäre Haushaltssituation. Allein der Vertrag zur Stiftung bindet jährlich rund 2,2 Millionen Euro. Daher ist es auch Germers erklärtes Ziel, nach drei Jahren aus dem Vertrag auszusteigen. Trotz aller Verbitterung zeigte sich der OB in punkto Haushaltsberatung jedoch optimistisch. (mec)
Die Werbetafel für die "Toskana-Therme"an der Bahnbrücke bei Mellingen muss entfernt werden. Das berichtet die "Thüringische Landeszeitung"in ihrer heutigen Ausgabe. Die Untere Bauaufsicht des Kreises Weimarer Land habe die Tafel zwar lange toleriert, sähe sich nun jedoch zum Handeln gezwungen. Thermen-Geschäftsführer Klaus-Dieter Böhm habe juristische Schritte dagegen eingeleitet. Der Vorgang gehe jetzt zur Oberen Bauaufsicht beim Landesverwaltungsamt, von wo aus ein Widerspruchsbescheid erteilt werde. Für Böhm sei das Verbot ein Beispiel aus dem "Tollhaus der Bürokratie". Unter solchen Umständen gebe er der Tourismus- und Wirtschaftsentwicklung in Thüringen nur wenige Chancen. Nach Auffassung der Bauaufsicht in Apolda hänge die Werbetafel ohne Baugenehmigung. Laut Bundes-Straßenverkehrsgesetz seien zudem Werbeanlagen an Brücken über Bundesstraßen verboten. (mec)
Mit dem Konzert "Swinging Divan"wurde gestern Abend eine ursprünglich für das Kunstfest geplante Veranstaltung nachgeholt. Im nahezu ausverkauften Kubus feierten die Besucher den libanesischen Oud-Virtuosen Charbel Rouhana und seine Musiker mit stehenden Ovationen. Das gemeinsame von RADIO LOTTE und EJBW organisierte Konzert war der erste Auftritt des Musikers aus Beirut in Deutschland. Rouhana zeigte sich besonders erfreut darüber, dass eine Verbindung von traditioneller arabischer Musik und westlichem Jazz auch ein deutsches Publikum begeistert. Der Aufenthalt in Weimar könnte zugleich der Auftakt einer weitreichenden Verbindung zwischen Orient und Okzident werden. Mit der Jazz-Abteilung der Musikhochschule wurden Möglichkeiten eines Austausches von Lehrkräften und Studenten besprochen. Das Goethe-Institut hat dafür bereits seine Unterstützung angekündigt. (bk/mec)