Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 07. Juni 2006
In die Hartz IV-Debatte hat Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus gestern das sogenannte "Bürgergeld" eingebracht. Damit könnten im Gegenzug fast alle anderen staatlichen Leistungen wegfallen, so Althaus gegenüber der "Thüringer Allgemeinen". Hintergrund des Vorstoßes ist offensichtlich die gestrige Kabinettsberatung in Nimritz bei Pößneck. Bei der Klausurtagung soll laut TA der eingeladene Präsident des Weltwirtschaftsarchivs, Thomas Straubhaar, für einen radikalen Systemwechsel plädiert haben. Danach müßten die Arbeitslosen- und Rentenversicherung sowie alle anderen Sozialabgaben abgeschafft werden. Alle Bürger, auch die nicht bedürftigen, erhielten dann 625 Euro im Monat als Grundsicherung. Damit könne sich der Staat das kollabierende Sozialsystem, die Bürokratie und alle Mindestlohndebatten abschaffen, so der Wirtschaftsberater. (wk)
Die Weimarer Unternehmen haben die gegenwärtige Geschäftslage als befriedigend bezeichnet. Das geht aus einer Befragung durch die Industrie- und Handelskammer hervor. Bei der Vorjahresbefragung hatten 11 Prozent mehr Unternehmen ihre Aussichten als "schlecht" bezeichnet. Etwas mehr Befragte als jetzt hatten allerdings ihre Lage noch als "gut" eingeschätzt. Neue Mitarbeiter würden auch bei einer derzeitig etwas besseren Konjunkturlage nicht eingestellt, so die Analyse. Zuletzt hatte die IHK die Weimarer Industrie bei den Zuwächsen als Schlußlicht in Thüringen eingestuft. (wk)
Die Landtagsfraktion der Linkspartei hat dem Weimarer Verein Gerberstraße 1 gestern 300 Euro übergeben. Das Geld ist für das von dem Verein getragene Projekt "crossing borders israel palästina" bestimmt. Damit verbindet sich eine Reise-Bilderschau, die morgen bei der Ausstellung "11.000 Kinder" im Stadtmuseum zu sehen sein soll. Das Geld von der Linkspartei stammt aus der laut Thüringer Verfassung automatisch erfolgenden Diätenerhöhung der Landtagsabgeordneten. Die Bereitschaft, daraus Jugendprojekte zu finanzieren, nennt sich nach dem Verfassungsartikel "Initiative 54". (jm/wk)
Zwei weitere Weimarer haben einen ersten Preis beim 43. Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" gewonnen. Die Belvederer Musikgymnasiasten Dominik Beykirch und Richard Polle erhielten ihn im Zusammenspiel von Klavier und Violine. Insgesamt haben jetzt die Weimarer Talente fünf erste, zwei zweite und sechs dritte Plätze errungen. Für den Bundeswettbewerb hatten sich über 30 Musikschüler des Belvederer Gymnasiums qualifiziert. "Jugend musiziert" geht heute in Freiburg im Breisgau zu Ende. (wk)
Die Jahreshauptversammlung der Jenoptik AG findet heute in Weimar statt. In der neuen Weimarhalle soll es vor allem um den Geschäftsabschluß für das vergangene Jahr gehen. Da hatte der Technologiekonzern Verlust schreiben müssen. Für 2006 werden bei Lasern und Sensoren Zuwächse bei Gewinn und Umsatz angestrebt. Der Verkauf der Anlagenbau-Tochter M+W Zander an den Finanzinvestor Springwater könnte den Konzern in diesem Jahr aber insgesamt erneut in die Verlustzone drücken, so Jenoptik-Chef Alexander von Witzleben. Noch im Januar hatte er angekündigt, 2006 erstmals die 40 Millionen-Euro-Marke knacken zu wollen. (mh/wk)
Aktionspläne gegen Feinstaubbelastung in Arbeit
In Weimar, Erfurt und Jena sollen jetzt Aktionspläne gegen die Feinstaubbelastung erarbeitet werden. Das teilt das Landesamt für Umwelt mit. Nach einer EU-Richtlinie müssen die Kommunen verbindliche Sofortmaßnahmen ergreifen, wenn die Feinstaub-Grenzwerte an 35 Tagen im Jahr nicht eingehalten werden. In den drei Städten seien die Grenzen bereits überschritten, so das Umweltamt. Spitzenreiter sei Weimar, wo in diesem Jahr bereits an 42 Tagen zu hohe Feinstaub-Werte registriert wurden. Das Thüringer Umweltministerium hatte noch im Mai vor blindem Aktionismus gewarnt. Autofreie Tage oder gesperrte Innenstädte würden das Problem nicht dauerhaft lösen. Vielmehr müssten Autohersteller und Energieerzeuger zu umweltfreundlichen Produkten gezwungen werden, hieß es.
(wk)
Nazi-Fest "der Völker" bleibt verboten
Das für das Wochendende in Jena von der NPD geplante sogenannte "Fest der Völker" bleibt verboten. Den entsprechenden Antrag der Stadt hat jetzt das Thüringer Verwaltungsgericht in Gera bestätigt. Gleichzeitig wies das Gericht einen Antrag der Veranstalter gegen das Verbot der Stadt Jena zurück. Außerdem sind alle bisher angemeldeten Gegendemonstrationen untersagt worden. Als Grund wurden Sicherheitsbedenken angegeben. Wegen der Fußballweltmeisterschaft stünden nicht genügend Polizisten zur Verfügung, um die Kundgebungen abzusichern, heißt es jetzt auch im Gerichtsurteil. Im vergangenen Jahr war der Völkerfest-Aufmarsch nach Stadtverbot vom Gericht erlaubt worden. Die Nazi-Kundgebung war dann durch konzertierte Gegenaktionen aus der Stadt gedrängt worden.
(wk)
Rowohlt-Verlag untersagt Weimarer Hochhuth-Aufführung
Der Rowohlt-Theaterverlag in Hamburg hat dem Deutschen Nationaltheater Weimar jetzt offiziell untersagt, Rolf Hochhuths Stück "Heil Hitler" in der geplanten Form uraufzuführen. Die Weimarer Produktion störe durch die Besetzung zweier Männerrollen mit Frauen das "Urheber-Persönlichkeitsrecht" des Autors, heißt es in dem Schreiben an das Theater. Der Verlag forderte das DNT auf, die Besetzung der Rollen zu verändern. Verlagsleiterin Korinna Brocher sagte gegenüber Radio LOTTE Weimar, daß das Einverständnis des Autors einzuholen sei, wenn man solche Eingriffe in ein Stück vornehmen wolle. Nicht nur Hochhuth wüßte, wie ein Regisseur Michael Simon inszeniere, auch ein Simon weiß, mit wem er es bei Hochhuth zu tun hat, so Brocher.
(mh/wk)
Die Weimarer Feuerwehr ist zur Stunde zu einem Probeeinsatz am Herderplatz ausgerückt. Überprüft werden Lösch- und Rettungsmöglichkeiten bei einem möglichen Feuerausbruch in der Stadtkirche. Alle größeren Objekte würden in ein- bis zweijährigen Abständen auf diese Weise besucht, so Oberbrandmeister Uwe Schacke. (wk)
Das "runde" Datum des 6.6.2006 hat nur drei Paare zur Hochzeit ins Weimarer Rathaus gelockt. Das teilte das Stadtpresseamt mit. Am 5.5.05 waren es noch sechs Paare, am 3.3.03. sieben und am 2.2.2002 hatten sich acht Paare im Weimarer Standesamt das Ja-Wort gegeben. Die Rekordzahl für ganz Thüringen war zum 9.9.1999 registriert worden. Für den Termin standen 964 Hochzeiten zu Buche. (wk)
Noch bis zum 1. September können sich 15- bis 17-jährige Schüler und Ausgebildete bis 22 Jahre für einen einjährigen Aufenthalt in den USA bewerben. Dazu hat jetzt der Thüringer SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider Jugendliche in Erfurt und Weimar aufgerufen. Der Auslandsaufenthalt sei eine Chance zur zusätzlichen beruflichen Qualifikation, so Schneider. Gleichzeitig warb er um Gastfamilien in Weimar und Erfurt, die für ein Jahr eine junge Amerikanerin oder einen jungen Amerikaner bei sich aufnehmen. Ermöglicht werden die Austauschaufenthalte durch ein Parlamentarisches Programm des Deutschen Bundestages und des US-Kongresses. Dabei übernehmen Abgeordnete die Patenschaft während des Austauschjahres für die jungen Deutschen und Amerikaner. (wk)