Aktuell - Nachrichten
Weimar-Nachrichten vom 18. November 2005
Die Thüringer Landesregierung will den gesetzlichen Ladenschluss weitestgehend aufheben. Das bestätigte gestern ein Sprecher des Sozialministeriums gegenüber dem MDR. Es sei geplant, daß nur noch an Sonn- und Feiertagen die Geschäfte geschlossen bleiben. Werktags soll bald rund um die Uhr eingekauft werden dürfen. Hintergrund ist die Ankündigung der kommenden Bundesregierung, die Zuständigkeit für den Ladenschluss an die Länder abzugeben. Die Gewerkschaft Ver.di warnte vor den längeren Öffnungszeiten. Davon würden nur die großen Einkaufszentren profitieren, während die Innenstädte weiter verödeten. Die Thüringer Einzelhändler würden die Freigabe begrüßen, hieß es, weil dann nicht jede veränderte Ladenöffnungszeit einzeln beantragt werden müsste. (mdr/wk)
Das geplante Kindertagesstättengesetz wird nicht zu Qualitätsverlusten in der Kinderbetreuung führen. Das ist das Ergebnis des vom CDU-Sozialministerium in Auftrag gegebenen Gutachtens zu dem Gesetz. Mit einer Prüfung der umstrittenen Familienoffensive war der Familienforscher André Habisch von der Katholischen Universität in Eichstätt-Ingolstadt beauftragt worden. Auch würden Eltern aufgrund der vorgesehenen Finanzierungsregeln ihre Kinder nicht vermehrt zu Hause behalten, so Habisch. Das würde die Entwicklung in anderen Ländern zeigen, wo vergleichbare Regelungen eingeführt wurden. Die Kindertagesstätten seien nun zu unternehmerischem Denken gezwungen. Die Zeit einer "rund-um-Versorgung" durch den Staat sei vorbei. Das Familienfördergesetz leite einen wichtigen Systemwechsel ein, dem weitere Reformen folgen könnten, so der Familienforscher. (ob/wk)
Knapp zwei Wochen nach der von Presse und Publikum als skandlös bezeichneten Räuber-Performance am DNT hat jetzt der Gesamtbetriebsrat des Hauses eine öffentliche Erklärung abgegeben. Die Mitarbeiter des Theaters und der Staaatskapelle distanzieren sich in ihrer überwiegenden Mehrheit von der auf der Bühne am 4.November gezeigten und tatsächlich ausgeübten Gewalt, heißt es in der Erklärung. Darauf wären die Mitarbeiter im Vorfeld nicht hingewiesen worden. Theater und Kunst verlören ihr Existenzrecht, wenn dabei die Menschenwürde verletzt werde. Die Künstler des Hauses stünden an der Seite ihres zu Recht empörten Publikums. Der Betriebsrats-Vorsitzende, Opernsänger Alexander Günther, erklärte den verspäteten Protest mit den Strukturen des Theaters. Es habe erst mehrere Spartenversammlungen geben müssen, um das Meinungsspektrum zu kanalisieren, sagte er gegenüber der TLZ. Zudem habe es inzwischen eine Erklärung des Generalintendanten Stephan Märki gegeben, daß sich so etwas nicht wiederholen werde. (wk)
Auch Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus will sich jetzt erneut für Weimar als Sitz der geplanten "Bundesstiftung Baukultur" stark machen. Der Koalitionsvertrag biete dafür gute Chancen, heißt es heute in der Thüringer Allgemeinen. Bürgermeister Stefan Wolf sehe Weimar als Stiftungssitz gut vorbereitet. Dafür geeignet sei das Schloß Ettersburg. Im Gespräch seien jedoch auch andere Immobilien der Stadt, heißt es weiter. Das bereits im Juni vorbereitete Gesetz über eine Bundesstiftung Baukultur war seinerzeit im Vermittlungsausschuß gescheitert, weil auch Potsdam und Essen sich um den Sitz beworben hatten. Damals hatte der Freistaat seine Bewerbung zurückgezogen. (wk)
Arbeitslosengeld-II-Empfänger können ab sofort für einen Euro auch an öffentlichen Stadtführungen teilnehmen. Dieses Angebot hat jetzt die Weimar GmbH unterbreitet. Bisher können sie so bereits Sinfoniekonzerte der Staatskapelle und Aufführungen des DNT besuchen. Die sogenannte Initiative "Weimarpass" ist ein Ergebniss der Weimarer Zukunftskonferenz. Sie soll sozial Schwachen ermöglichen, das kulturelle Programm Weimars zu nutzen. (rs/wk)
Das EU-Parlament hat gestern die umstrittene Chemiekalienrichtlinie beschlossen. Danach müssen künftig Unternehmen chemische Substanzen in ihren Produkten einer Chemieagentur melden, die sie bewerten und zulassen muß. Die strengeren Berichterstattungspflichten soll dem Schutz der Verbraucher dienen. Der verabschiedete Kompromiß begünstige die Chemieunternehmen, urteilen Verbraucher- und Umweltschützerverbände. Die Auflagen gehen ihnen nicht weit genug. Angekündigt gewesen sei, 100-tausend chemische Substanzen prüfen zu lassen. Darunter Weichmacher im Spielzeug, Imprägniermittel in Jacken und Tenside im Waschpulver. Die jetzt beschlossene Chemiekalienrichtlinie ließe aber zum Schaden für die Gesundheit rund 90-tausend Stoffe ungeprüft. (wk)
Kutschen und Markthändler sollen künftig über den Burgplatz auch in Richtung Hans-Wahl-Straße fahren dürfen. Das hat gestern Rechtsdezernent Dirk Hauburg mitgeteilt. Die Einbahnstraßenregelung solle aber bestehen bleiben. Gleichzeitig könne dann die Zufahrt Marktstraße zum Marktplatz mit Pollern geschlossen werden. So solle der Schleichweg über den Markt unmöglich werden. Entschieden werde aber über die Innenstadtverkehrsführung im Stadtrat. (wk)
Probleme der Praxis und Lösungsansätze beim vorsorgenden Elbe-Hochwasserschutz sollen bei der ELLA-Regionalkonferenz am 24. November erörtert werden. Dazu treffen sich im anhaltinischen Stendal Vertreter von Anrainer-Kommunen und der Wasserwirtschaft sowie Planer und interessierte Bürger. Auf der Konferenz sollen sich vor allem die Akteure des Hochwasserschutzes besser kennenlernen. Gleichzeitig können sie Erfahrungen austauschen und Informationen gewinnen. Vorträge und Diskussionen sollen Erkenntnisse zur besseren Umsetzung in der Praxis vermitteln. Radio Interreg wird vor Ort sein und über die Regionalkonferenz berichten. (wk)
Das Internetradio "Heritage" soll auch nach dem nächsten Oktober noch weiter senden. Das sagte heute der Leiter des Hermesprojektes Burkhart Kolbmüller bei Radio Interreg. Für "Hermes" werde es in knapp einem Jahr keine Projektmittel mehr geben, das Internetradio solle aber bis dahin auf projektunabhängige Füße gestellt sein. Daran werde zur Zeit stark gearbeitet. Auch andere Dinge bei Hermes würden weiter betrieben, so Kolbmüller, wenn auch nicht mehr mit so großer Intensität. Bleiben werden die europäischen Partner und der Wissenszuwachs. Der würde zum Beispiel gerade der Museumskonzeption der Weimarer Klassik-Stiftung zur Verfügung stehen. (wk)
EU- Kommission hat "Jahr des interkulturellen Dialogs" vorgeschlagen
Die europäische Kommission hat 2008 als "Europäisches Jahr des interkulturellen Dialogs" vorgeschlagen. Junge europäische Bürgerinnen und Bürger sind zum Gespräch miteinander aufgerufen. Vor allem sollen Gemeinschaftsaktionen gefördert werden. Konkrete Projekte sind in den Bereichen Kultur, Bildung, Jugend und Sport sowie Unionsbürgerschaft anvisiert. Dafür sollen 10 Millionen Euro bereitgestellt werden. Der Dialog zwischen den Kulturen sei unverzichtbar, wenn sich die europäischen Völker und ihre verschiedenen Kulturen annähern sollen, sagte dazu der für Mehrsprachigkeit zuständige Kommissar Ján Figel´.
Der Vorschlag muß jetzt von Parlament und Rat geprüft werden. Ein Beschluß darüber ist für Ende 2006 vorgesehen.
(wk)
Historiker Ulbricht hält Identitätsbegriff für fragwürdig
Der Weimarer Historiker Justus Ulbricht hält den Begriff der kulturellen Identität für fragwürdig. Identität sei eher ein Begriff der Individualpsychologie. Daß Deutsche ein gebrochenes Nationalgefühl haben, sei angesichts ihrer Vergangenheit gut so, sagte Ulbricht heute gegenüber Radio Interreg. Fremdenfeindlichkeit sei ein Merkmal vieler Völker. Sie ginge auf verständliche Ängste zurück. Viele Europäer haben aber nicht Angst vor Europa sondern Probleme mit der EU, so Ulbricht. Es käme darauf an, nicht nur über Medien miteinander zu kommunizieren. Wichtig sei das wirkliche Kennenlernen. Zu fragen sei: Wie finde man eine Anschauung voneinander? Wir müssen uns im besten Wortsinn aufeinanderzubewegen, so Ulbricht wörtlich.
(wk)
Historischer Bestand der Anna-Amalia-Bibliothek wird digitalisiert
Der historische Bestand der Anna Amalia Bibliothek soll jetzt digitalisiert werden. Die kostbaren Folianten, Bücher, Karten und Bilder werden so in einem Online-Archiv im Internet verfügbar. Das Projekt "Weltkulturerbe digital" ist von der Bibliotheksleitung initiiert worden. Heute wird es von der Klassikstiftung in Weimar vorgestellt. Miteingeladen hat die EMC Deutschland GmbH, die das Projekt fördert. Die Anbieterin neuwertiger Speichertechnologien will das Vorhaben mit einem eigens dafür entwickelten Konzept unterstützen. Schirmherrin der modernen Informationstechnologie ist die Thüringer Landtagspräsidentin Dagmar Schipanski.
(wk)