Preisträger der Goethe-Medaille kritisieren späte EU-Osterweiterung
Nachricht vom 22.März 2004
Die europäische Ost-Erweiterung kommt mehrere Jahre zu spät. Diese Auffassung vertraten der ungarische Literaturnobelpreis-Träger Imre Kertész und der weißrussische Philosoph Anatoly Mikhailov in einem Gespräch mit Radio LOTTE. Kertész sagte, die zögerliche Haltung der Europäischen Union habe für viel Frustration in Osteuropa gesorgt. Mikhailov ergänzte, es handele sich um eine Erweiterung Westeuropas. Es komme nun darauf an, engen Kontakt auch zu jenen östlichen Staaten zu halten, die weiterhin außerhalb der EU stünden. Nur so könnten fundamentalistische Kräfte eingedämmt werden, sagte Mikahilov, der Rektor der Europäisch-Humanistischen Universität in Minsk ist. Beide wiesen zudem auf zunehmende antisemitische Tendenzen in Europa hin. Dies sei eine sehr gefährliche Entwicklung. Kertész und Mikhailov sind zwei von fünf Persönlichkeiten, denen heute in Weimar die Goethe-Medaille verliehen wurde. Weitere Preisträger waren der indische Theatermacher Mohan Agashe, der US-amerikanische Literaturwissenschaftler Paul Michael Lützeler sowie der brasilianische Schriftsteller und Politiker Sergio Paulo Rouanet. Die Medaille wird in Weimar jährlich vom zentralen Goethe-Institut verliehen. (mh)
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